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  • MSV Duisburg, 28. Februar 2008

     

    „Die A-Jugend hat oberste Priorität“


    Von:  Eodin

    Ilia Gruev berichtet im zweiten Teil unseres Interviews, ob sich seine Tätigkeiten als Trainer der A-Jugend von Rot-Weiß Erfurt und als Spielertrainer beim FSV Harz 04 Erfurt überschneiden, welche Aufgabe ihm mehr Spaß macht, welchen jungen Spielern er den Sprung nach oben zutraut, wie er sich in der Rolle des Trainers zurechtfindet und was er als Coach noch erreichen will.

    Sie sind Spielertrainer beim FSV Harz 04 Erfurt und Trainer der A-Jugend von Rot-Weiß Erfurt. Überschneidet sich das nicht manchmal?

    Ja, manchmal schon, aber klare Priorität haben die A-Junioren, weil wir in der Bundesliga spielen. Bei uns läuft im Moment alles optimal. Wir stehen momentan auf dem fünften Platz und jeder weiß selber, dass dies für Rot-Weiß Erfurt absolut Top ist, weil wir gegen Mannschaften wie Werder Bremen, Hertha BSC, Energie Cottbus, Hansa Rostock, oder wie sie alle heißen, spielen. Bei denen spielen die ersten Herrenmannschaften in der ersten Bundesliga. Wir haben eine jetzt eine Serie von neun Spielen, von denen wir sieben gewonnen haben und zweimal Unterschieden gespielt haben. Wir sind also seit neun Spielen ungeschlagen. Das ist natürlich von der Entwicklung her, vom Engagement und von der Verantwortung viel, viel mehr.

    Ich trainiere und spiele gerne bei Harz 04, weil wir dort auch ziemlich stark sind. Als ich die Mannschaft übernommen habe, war Harz 04 einer der schlechtesten Mannschaften in Erfurt. Im letzten Jahr haben wir den dritten Tabellenplatz geschafft und momentan läuft es auch absolut top. In der Hinrunde haben wir alle 14 Spiele gewonnen und haben neun Punkte Abstand zum Zweiten, das sieht auch sehr gut aus. Ab und zu überschneiden sich beide Tätigkeiten, aber trotzdem macht es Spaß. Natürlich opfere ich ein bisschen meine freie Zeit mit der Familie, aber es macht auch Spaß. Aber natürlich haben die Junioren oberste Priorität.

    Was macht Ihnen mehr Spaß, Trainer der A-Jugend oder Spielertrainer des FSV zu sein?

    Das sind zwei verschiedene Sachen. Ohne jemanden beleidigen zu wollen, ist die Qualität der A-Jugend viel, viel höher. Dort bin ich nur Trainer, obwohl ich bei jeder Möglichkeit mitspiele. Aber das Spielen bei Harz 04 brauche ich. Ich habe 18, 19 Jahre im Profibereich gespielt, da kann man nicht von heute auf morgen nicht mehr spielen. Diese Liebe oder dieses Kitzeln ist noch in mir drin und ich spiele gerne bei jeder Möglichkeit.

    Wenn Sie sich entscheiden müssten, würden Sie eher mit dem FSV Harz 04 Erfurt den Aufstieg schaffen wollen oder lieber mit der A-Jugend die Meisterschaft holen?

    Das steht überhaupt nicht zur Frage. Natürlich haben die A-Junioren oberste Priorität. Aber bis jetzt funktioniert das sehr gut und ich sehe keine Probleme, dass ich so weiter mache.

    Welchem Ihrer A-Jugend-Spieler trauen Sie am ehesten eine große Fußballkarriere zu und wie bewerten Sie die Jugendarbeit des Rot-Weiß Erfurt?

    Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die harmoniert. Es ist eine sehr gute Mischung zwischen den älteren und jüngeren Jahrgängen. Deswegen gibt es auch ein paar sehr gute Spieler, von denen im nächsten Jahr natürlich auch zwei, drei für die erste Herrenmannschaft vorgesehen sind. Namen will ich jetzt nicht sagen, aber wir haben Potenzial und haben gute Leute. Ich kann das ja vergleichen, die arbeiten fleißig und wir sind natürlich durch unsere Ergebnisse hochmotiviert. Die Spieler haben jetzt auch Selbstvertrauen bekommen, was ganz wichtig im Fußball ist. Ich hoffe, wenn diese Spieler so weiterarbeiten und sie sich alle so entwickeln, dass sie ein paar Jahre später eine richtig gute Fußballkarriere machen werden.

    Es ist nicht einfach, aber durch die Sportschule und das Internat haben wir trotzdem Möglichkeiten. Wir sind eine von den Mannschaften, die nur mit eigenen Akteuren spielen, weil wir nur Leute haben, die aus dem Thüringer Land sind. Trotzdem können wir es durch unsere Zusammenarbeit mit dem Sportinternat schaffen und ich denke, das ist das Beste für Rot-Weiß Erfurt, diese Zusammenarbeit mit den Schulen und dem Internat. Davon werden alle profitieren.

    Können Sie sich vorstellen, einmal das Regionalliga-Team von Rot-Weiß Erfurt zu trainieren?

    Natürlich, ich habe ja auch Ambitionen. Als ich noch Spieler war, habe ich immer in guten Vereinen gespielt und Pokale gewonnen. Natürlich macht es Spaß, bei den A-Junioren dabei zu sein und Verantwortung zu tragen, aber ich hoffe so schnell wie möglich nach oben zu kommen. Das ist mein nächstes Ziel, weil man ein bisschen Erfahrung gesammelt und von seiner langen Profilaufbahn profitiert hat. Ich denke, das lohnt sich. Wenn ein Trainer oder bzw. die Mannschaft eine gute Leistung zeigt, und das nicht auf kurze Zeit, denn letztes Jahr haben wir auch mit der A-Jugend souverän unsere Klasse gehalten und dieses Jahr spielen wir sogar viel, viel besser, macht man automatisch aufmerksam auf sich. Wahrscheinlich werden die Leute eines Tages kommen und das hoffe ich auch. Das ist auch wichtig für mich und meine Entwicklung.

    Fühlen Sie sich in der Trainerrolle wohl und haben Sie das Gefühl, dass dieser Beruf das Richtige für Sie ist?

    Ja, ich habe schon erste Zeichen dafür bekommen, als ich noch als Spieler vor zehn, zwölf Jahren in Bulgarien einen sehr guten Trainer hatte und ich mit ihm viel gesprochen habe. Er hat damals schon zu mir gesagt, dass ich später unbedingt etwas im Trainerbereich machen soll. Er sagt, du hast ein gutes Verständnis, du bekommst die taktischen Sachen schneller mit, das ist für dich absolut kein Problem. Natürlich macht es auch Spaß, die Leute zu trainieren und dabei zu sein. Ich fühle mich absolut wohl. Natürlich ist es für jeden Trainer gut, eine solche lange Siegesserie zu haben, aber es gibt auch schwere Zeiten, in denen es nicht so einfach ist. Wenn man seinen Job liebt, dann kann man mehr erreichen. Es gibt Leute, die Profis sind, aber ich denke, wenn es einer mit Herz und natürlich mit Kopf macht, kann er mehr schaffen. Das ist meine Meinung.

    Welchen Vorteil hat es, als Trainer vorher selbst auf dem Platz aktiv gewesen zu sein? Was können Sie Ihren Schützlingen an Erfahrungen aus ihrer Spielerzeit mitgeben?

    Du schaffst es erstmal locker, Respekt zu bekommen, weil, wenn ich einen meiner Spieler eine Ecke oder Finte durch meine Erfahrung und Fertigkeiten zeige, respektieren sie mich natürlich. Das war genauso bei mir. Ich habe in Bulgarien auch einen sehr guten Trainer gehabt, der früher auch gespielt hat. Dann kommt der Respekt von alleine. Von solchen Leuten kann man viel lernen, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Ich denke, das ist auch mein Vorteil. Was ich theoretisch sehen will, kann ich praktisch auch zeigen.

    Vermissen Sie nicht manchmal Ihr Heimatland und was gefällt Ihnen am meisten an Deutschland?

    Ich vermisse natürlich mein Heimatland, weil ich auch gebürtiger Bulgare bin. Ich wohne seit sechs Jahren in Deutschland und ich fliege trotzdem bei jeder Möglichkeit mit meiner Familie nach Bulgarien. Mit meiner Frau habe ich zwei Kinder und wir sprechen zu Hause nur bulgarisch, damit die Kinder zwei Sprachen sprechen können. Ich sehe, dass es ab und zu ein bisschen schwer ist, weil die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind und besser deutsch als bulgarisch sprechen. Wir versuchen trotzdem bulgarisch zu Hause zu üben, weil das wichtig ist. Ich habe auch einen ganz engen Kontakt mit meiner Familie, der Familie meiner Frau und mit vielen Freunden in Bulgarien. Das ist auch gut, ich bin immer im Winter und im Sommer in Bulgarien.

    In Deutschland gefällt mir, dass hier fast alles in Ordnung ist. Aber ich muss ehrlich sagen, dieses Deutschland, welches ich vor sechs, sieben Jahren kennengelernt habe, hat sich ein bisschen verändert. Viele Sachen sind leider ein bisschen schlechter geworden, aber das ist auf der ganzen Welt so. Das sind aber Sachen, die man nicht verändern kann. Das ist etwas, was mir momentan in Deutschland nicht gefällt. Die Pünktlichkeit, auch die Möglichkeiten zu arbeiten und die organisatorischen Dinge sind in Deutschland einfach sehr gut.

    Haben Sie neben dem Fußball noch andere Hobbys und Leidenschaften?

    Ja natürlich. Aber praktisch fast alle Hobbys haben mit Fußball zu tun. Ich spiele auch gern mit meinem kleinen Sohn oder ich mache gerne im Sommer Urlaub, wo ich dann ein bisschen schwimmen und Musik hören kann. Das Beste ist aber, wenn ich mich mit meinen Freunden in Bulgarien treffe und das ist natürlich die Zeit, die jedes Jahr genieße.

    Was sind sowohl Ihre sportlichen als auch privaten Ziele für die Zukunft?

    Ja ok, wie gesagt, ich will so schnell wie möglich nach oben, wenn möglich nach ganz oben. Ich habe in Bulgarien nur erste Liga gespielt, hier in Deutschland in der zweiten Bundesliga und war Nationalspieler. Natürlich sind meine Ambitionen hoch und ich will es nach ganz oben schaffen. Ich denke, wenn man das unbedingt will und gute Arbeit zeigt, dann lohnt es sich irgendwann mal und man bekommt seine Chance, die man aber auch nutzen muss.

    Vielen Dank für das Gespräch.

    Zum ersten Teil des Interviews

    Geschrieben von:  Eodin

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