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  • 1. FC Lok Stendal, 07. Juli 2008

     

    „Die Dramatik war drehbuchverdächtig und die Fans am Boden“


    Von:  Stephan R.T.

    Jano Tandler, alias ‚Stendaler’, gehört zu den ersten Usern, dies sich einst in unserem Forum registriert haben. Bereits seit Dezember 2002 ist der 22-jährige Einzelhandelskaufmann in unserem Forum aktiv und hat seither in 1.500 Beiträgen vor allem über seinen 1. FC Lok Stendal berichtet. Was ihn zum Fußball gebracht hat und welche Erlebnisse ihm bis heute in Erinnerung geblieben sind, erklärte er uns in den vergangenen Tagen ausführlich.

    Jano, wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?

    Das ist eigentlich ganz einfach zu beantworten. Damals als kleiner Bub saß ich einmal im Wohnzimmer als mein Vater Fußball schaute. Neugierig, wie Kinder nun mal sind, fragte ich nach, wer da in den grünen Trikots spielte. Es sollte sich herausstellen, dass es sich um Werder Bremen handelt. Mein Vater sagte mir dann noch, wie faszinierend der Sport war und seitdem hatte es mich im Alter von sechs Jahren gefangen und ich kam von der Leidenschaft ‚Fußball’ nicht mehr los.

    Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum - was verbindet Dich mit Deinem Verein, wie und wann wurdest Du Fan?

    Mein Herz schlägt für zwei Seiten. Einmal für den SV Werder Bremen, auf den ich bereits eingegangen bin, und dann für Lok Stendal. Die Entstehungsgeschichte für die Verbundenheit zu dem Klub ist auch prägnant. Stendal spielte damals, wie wir alle sicherlich noch wissen, im DFB-Pokal ganz groß auf. Mein erstes Live-Spiel sollte das im Viertelfinale gegen Leverkusen werden, was ja auch ganz tragisch endete. Noch immer weiß ich ganz genau, wie ich nahe der Tribüne, die aus allen Nähten platzte, stand und als kleiner Junge den Kickern von der Altmark die Daumen gedrückt hatte. Seit dem hatte es mich gefangen und es folgten im Laufe der Zeit weitere Heimspiele. Mit dem fortgeschrittenen Alter kamen auch diverse Auswärtsfahrten nach Schönberg, Schwerin, Berlin, Halle etc. dazu und so entstand eine ganz eigene Dynamik und Verbundenheit zu dem Klub. Man kannte die Leute, entwickelte Sympathien und Freundschaften, und es machte einfach Spaß, Stendal spielen zu sehen und mit den Leuten unterwegs zu sein.

    Welche Erinnerung hast Du noch von den ersten Spielen, was war das für Dich damals für ein Erlebnis?

    Ich weiß noch ganz genau, wie ich als kleines Kind zum Heimspiel von Lok Altmark Stendal (damals hieß der Verein noch so, heute kennen wir ihn ja als 1. FC Lok) fuhr und der Gegner damals Chemnitzer FC hieß. Der Weltstar Michael Ballack spielte damals noch für seinen Heimatverein und an seinen Auftritt kann ich mich noch ganz genau erinnern. Schon damals hatte er eine prägnante Rolle inne, und wusste zu überzeugen. Überhaupt, die ganzen Heimspiele die ich als Kind mitgenommen haben, waren für mich als kleiner Bube, ein unverzichtbares Erlebnis auf das ich gerne heute zurückblicke.

    Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?

    Ich kann da leider nur Bezug auf Werder Bremen nehmen. Für den 1. FC Lok Stendal fehlt mir der genaue Blick und Bezug, da ich diese Saison kaum Spiele gesehen habe. Ich möchte es mir auch nicht erlauben, dann ein Urteil zu bilden. Nur soviel: Man kann mit der Tabellensituation nicht zufrieden sein, da die Tendenz nach unten zeigt. Es ist besorgniserregend zu sehen, was da jetzt passiert.

    Für Bremen kann ich nur sagen, dass wir mit den Verletzten sehr viel Pech hatten und uns das viele Punkte gekostet hat. Der zweite Platz ist ein super Resultat mit der damit verbundenen direkten Champions League,Quali, aber wir haben leider durch zu viele unnötige Konter Gegentore gefangen, die uns teilweise das Genick gebrochen haben.

    Wie soll es in der nächsten Saison weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?

    Auch hier möchte ich nicht zu sehr über den 1. FC Lok Stendal urteilen. Ich hoffe nur, dass alle Beteiligen wissen, was sie da tun. Es schmerzt zu sehen, dass talentierte Leute wie Boy oder Osterland einfach ‚abgeschoben’ werden und sich nicht mal um sie bemüht wurde. Ich ahne schlimmes für die neue Saison und hoffe, dass Ruhe im Verein einkehrt und man kontinuierlich sich steigern kann.

    Für Bremen hoffe ich auf eine verletzungsfreie Saison und das man eine ordentliche Rolle im Meisterschaftskampf einnehmen wird.

    Was waren die schönsten und welches die erschütterndsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?

    Die schönsten Erlebnisse mit den Fans vom 1. FC Lok war definitiv die Fahrt und das Spiel in Sangerhausen, wo wir hätten aufsteigen können. Es war auch zugleich das erschütterndste Erlebnis mit Stendal. 400 Gästefans, davon weit über 150 mit dem Zug und eine Party-Stimmung, wie man sie in Stendal nicht oft erlebt. Die Masse war heiß auf den Aufstieg und es lief auch alles gut. Man ging 1:0 durch einen Herny Berg Freistoß in Führung und alles war am taumeln. Es klangen ruhmreiche Vereine wie Hallescher FC, Sachsen Leipzig, VFC Plauen in den Ohren der Stendal-Fans. Der Aufstieg war zum Greifen nah, aber am Ende ging das Spiel 2:2 aus, mit einem Abseitstor für Sangerhausen. Die Dramatik war drehbuchverdächtig und die Fans am Boden. Diese Situation wird es wohl so schnell nicht mehr geben und die Chance war einmalig. Da sieht man bestens, wie nah Freude und Leid beieinander liegen können. Freude, dass so viele Massen bewegt werden können und Trauer, dass es am Ende für den ganz großen Wurf nicht gereicht hat.

    Bei Bremen war das schönste Erlebnis die Auswärtsfahrt nach Wolfsburg. Damals in der Meistersaison war es ein Meilenstein kurz vor Ende der Meisterschaft, als Bremen furios gewann und die Massen am feiern war. Mit Fremden Leuten lag man sich in den Armen und begoss einen grandiosen Auftritt, der ein weiterer Grundstein sein sollte, auf den Weg zur Meisterschaft 03/04.

    Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?

    Diese Frage möchte ich so nicht kommentieren, da in diversen Foren die Diskussionen um ‚Echte Fans’ so weit hochgetrieben wurde, das ich da nicht weiter Öl ins Feuer gießen möchte. Jeder soll sein Fan-Dasein so ausleben, wie er es für richtig hält und damit ist auch gut.

    In den letzten Jahren kam im Fußball immer wieder das Thema ‚Gewalt und Rassismus’ auf. Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema und wie siehst Du die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften?

    Heiße Frage. Auch die möchte ich so nicht kommentieren, da ich leider schon zu oft gesehen und erlebt habe, wie Ordnungskräfte regelrecht den Konflikt suchen und ihre Aufgabe so nicht nachgehen, wie sie es eigentlich sollten. Da spielt es auch keine Rolle, ob man in der Bundesliga unterwegs ist, oder in der Verbandsliga. Es gibt immer solche und solche, das ist klar, aber leider sieht man immer wieder und zu oft, das die negative Seite überwiegt.

    Ein weiteres aktuelles Thema ist kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?

    Ich bin ganz klar gegen die kommerzielle Richtung, die der Fußball einschlagen tut. Alles wird zu einem Event hochgepusht. Bemerkenswert der Vorstoß von Herrn Sepp Blatter, der gefordert hatte, der Fußball müsse zu einem Theaterstück werden, wo die Leute von ihren Sitzen aufstehen und klatschen sollen. Man möge für alle Fußball-Fans hoffen, dass es niemals so weit kommen wird. Fußball sollte Fußball sein, dazu gehören Stehplätze, kein alkoholfreies Bier, keine Halbzeitshows, sondern ehrliche Berufssportler, die aus Freude am Sport den Ball nachjagen. Ich betrachte mit tiefen Sorgen die Entwicklung und denke, das Schlimmste wird noch kommen.

    Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?

    Am meisten beeindruckt mich - und das immer wieder - die Ultras Frankfurt. Die ganze Kurve zieht mit, der Einfallsreichtum ist Deutschlandweit ungeschlagen und der Zusammenhalt - egal ob Heim oder Auswärts - ist beachtlich. Sie stellen viel auf die Beine und repräsentieren Deutschland im Ausland am Besten. Es ist auch eine Gruppierung, die sich so schnell nicht unterkriegen lässt, und das soll in der heutigen Zeit der gewaltbereiten Überfälle der Staatsmacht, Ordnungshüter, andere Fans, ungerechten Stadionverboten und diversen Gruppenauflösungen schon was heißen. Hut ab von mir für die Frankfurter Ultras.

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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