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Festschrift – 25 Jahre Tornados Rapid
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  • ETB Schwarz-Weiß Essen 1881, 20. Februar 2008

     

    „Die Schwarz-Weißen mit ihrer Yoga-Truppe“


    Von:  thom.as

    Der ETB Schwarz-Weiß Essen ist nun schon seit der Saison 1994/95 viertklassig. Für die Spielzeit 2005/06 sollte der Aufstieg in die Regionalliga realisiert werden. Am Ende stand die Mannschaft auf Rang neun und verpasste die erneute Drittklassigkeit. In der laufenden Saison nun scheint es, als wäre die Regionalliga in greifbarer Nähe, zumal im Zuge der Ligareform die ersten vier Mannschaften aufsteigen. So leicht wird es bestimmt längere Zeit nicht mehr werden.

    Seit der Spielzeit 2006/07 ist Frank Kontny als Chef-Trainer verantwortlich. Der ehemalige Schwarz-Weiß-Spieler und Co-Trainer führte die Mannschaft zuerst auf Rang sechs der Nordrhein-Oberliga. In der laufenden Saison jedoch spielt Schwarz-Weiß Essen ganz oben mit. Die Mannschaft ist seit dem vierten Spieltag in der Spitzengruppe vertreten. Der Abstand nach 21 absolvierten Spielen auf einen Nicht-Aufstiegsrang beträgt fünf Punkte. Das lässt träumen. Nun hat Schwarz-Weiß-Manager Toni Pointinger sogar offiziell den Regionalliga-Aufstieg als Ziel formuliert. Ein Grund für die-fans.de sich einmal mit Frank Kontny über die Hinrunde, Taktiken die niemand braucht und die Ligareform zu unterhalten.

    Herr Kontny, die Vorrunde lief richtig gut für Schwarz-Weiß Essen. Lag der Verlauf über den Erwartungen, oder waren Sie insgeheim davon überzeugt, so weit vorne mitzuspielen?

    Direkt erwarten konnte man das sicherlich nicht. Das wäre übertrieben. Man hatte sicherlich große Hoffnungen in den Trainer und aufgrund der Rückrunde der Spielzeit 2006/2007 wollte man auch dort weitermachen, wo man die Saison beendet hatte. Anhand dieser Erkenntnisse haben sich die Verantwortlichen schon etwas dabei gedacht, als sie feststellten, dass die Mannschaft, wenn sie denn so weitermacht, wie sie aufgehört hat, sich berechtigte Hoffnungen machen kann, im oberen Drittel der Oberliga Nordrhein mitzuspielen. Dazu kommt, dass bereits im Januar letzten Jahres der Großteil der Mannschaft stand. Da waren 15 oder 16 gestandene Stammspieler, die ihre Zusage gegeben hatten. Mit dieser Sicherheit kann man auch in Ruhe arbeiten und letztendlich auch etwas anders mit den Jungs umgehen. Die Mannschaft stand eben mit drei, vier Ausnahmen sehr früh fest.

    Natürlich haben wir uns auch verstärken müssen. Das ist oftmals ein Problem, denn man weiß ja im Grunde nicht, ob die Neuverpflichtungen zur Mannschaft passen. Ich lege sehr viel Wert auf den Charakter eines Menschen. Der muss irgendwo ins Team passen. Und bis jetzt hat es gepasst! Ich denke, dass wir aufgrund unserer mannschaftlich geschlossenen Leistung den momentanen dritten Tabellenplatz einfach verdient haben.

    Die erste Hälfte der Vorrunde war sehr erfolgreich. Die Gegner mussten lange auf die erste Niederlage Ihrer Mannschaft warten. In der zweiten Hälfte kam es anschließend zu Schwankungen, zumindest im Ergebnis. War das ein Leistungseinbruch? Und woran lag dieser?

    Das sehe ich total anders! Ein Leistungseinbruch sieht sicherlich anders aus! Wir sind seit dem vierten Spieltag unter den ersten vier Mannschaften. Da kann man nicht von einem Leistungseinbruch sprechen. Wenn irgendwann mal eine Niederlage kommt oder eine schlechte Leistung dargeboten wird, ist das bestimmt noch kein Einbruch. Also Bitteschön! Da muss man die Kirche aber ganz gewaltig im Dorf lassen! Wir sind bisher nicht ein einziges Mal aus diesem Bereich der Top 4 herausgekegelt worden. Und selbst wenn wir mal auf Platz fünf zurückfallen, sind wir immer noch oben dabei. Wir haben uns mit Haut und Haaren gewehrt, und das obwohl sehr viele am Anfang der Saison nur gesagt haben: „Jaja, lasst doch die Schwarz-Weißen mit ihrer Yoga-Truppe und ihren Erwartungen alleine. Die haben ja sowieso keine Chance!“ Aber jetzt unterschätzt man uns nicht mehr. Jetzt gehen die Gegner mehr zur Sache. Dennoch bleibe ich dabei, dass es weder ein Leistungseinbruch ist, noch handelt es sich um ein hoch und runter. In dieser Liga kann der Tabellenletzte den Tabellenersten schlagen.

    Ok, dann formuliere ich die Frage anders. Lag diese grandiose Vorrunde lediglich an dieser mannschaftlichen Geschlossenheit, die Sie bereits erwähnten, oder kann man auch noch andere Gründe dingfest machen?

    Wir haben ganz einfach gearbeitet, wir haben malocht. Der Trainer hat sich einige Ziele gesetzt, und versucht diese mit der Mannschaft umzusetzen. Der Trainer hatte ein glückliches Händchen und die Mannschaft hat wunderbar gearbeitet. Auch das Team um die Mannschaft herum ist super. Das passt im Moment. Jeder Erfolg, den wir nach Hause gebracht haben, brachte uns mehr Selbstvertrauen und Stärke. Und letztendlich glaubt jetzt auch jeder daran, dass wir unser Ziel in den nächsten 14 Spieltagen erreichen werden.

    Das wäre sicherlich eine Sensation, aber daran arbeiten wir. Es gibt natürlich noch viele Sachen, die wir verbessern müssen. Aber hier wird bestimmt keiner mehr Schwarz-Weiß Essen auf die leichte Schulter nehmen. Wir haben anfangs sehr viel getan, sehr viel ‚gepowert’ und jetzt müssen wir sehen, in wie weit wir das ins Ziel bringen können.

    Jetzt ist auch ganz offiziell die Regionalliga das einzige Ziel. Dafür wird explizit geplant. Auch Manager Toni Pointinger sagte kürzlich in einem Interview mit ‚reviersport.de’, er denke nicht „zweigleisig“. Ist das vielleicht zu fahrlässig?

    Dazu müssen sie den Vorstand und die Vereinsführung befragen. Das ist nicht meine Baustelle. Ich baue lediglich an der sportlichen Situation. Und die will ich mit der Mannschaft entsprechend fertig bringen.

    Wenn sie das Thema der Planung für die Regionalliga schon ansprechen, kann ich ihnen nur sagen, dass noch kein Spieler für die neue Saison unterschrieben hat. Bei Spieler und Trainer gab es noch keine Vertragsverlängerung.

    Dennoch ist Fußball eine Sportart mit extrem hoher Fehlerquote. Außerdem kommen bedauerlicherweise immer wieder Verletzungen dazwischen. Ist es also wirklich vernünftig, auf eine einzige Karte zu setzen und den sportlichen Aufstieg bereits jetzt als sicher anzusehen?

    Natürlich nicht. Man müsste bei Herrn Pointinger direkt nachfragen, wie er das gemeint hat. Ich als Trainer habe die Aufgabe, die Mannschaft sportlich auf den entsprechenden Weg zu führen. Über die anderen Sachen werde, soll und muss ich mich nicht kümmern. Ich kann einfach nichts dazu sagen, da dies nicht in meinem Kompetenzbereich liegt. Aber egal auf welchem Terrain man sich bewegt, ob das privat oder geschäftlich ist, muss man natürlich auch immer eine Alternative im Hinterkopf haben. Man sollte sich bestimmt nicht zu sicher sein, dass wir es sportlich schaffen, denn dafür ist die Konkurrenz sicherlich zu stark, wenn sie das meinen.

    Der Restrundenauftakt begann für Sie mit dem Nachholspiel gegen Fortuna Düsseldorf II und es ging mit einem 3:0-Sieg auch sehr gut los. Ein Start nach Plan. Im darauf folgenden Heimspiel gegen den VfB Speldorf jedoch, zu diesem Zeitpunkt Vorletzter, mussten Sie sich 0:1 geschlagen geben. Wie ist diese Niederlage einzuordnen?

    Ich bin natürlich, wie die Mannschaft auch, enttäuscht. Wir wollten diesen Heimsieg unbedingt haben, denn dann wäre der Start ins Meisterschaftsjahr 2008 wunderbar geglückt, und dann hätte man nach Gladbach sicherlich mit noch breiterer Brust fahren können. Aber so ist es halt im Sport. Dafür gibt es genügend Beispiele, auch in der Bundesliga, wie zuletzt Schalke 04. Da kannst du machen und tun und es kommt doch nichts bei 'rum.

    Meine Mannschaft wollte zu sehr und gleich am Anfang alles entscheiden. Mit dem Rückstand allerdings wurde die Mannschaft zunehmend verkrampfter und konnte letztendlich diese Niederlage nicht mehr verhindern. Das haben wir uns natürlich anders vorgestellt. Dennoch, dabei bleibe ich, kann man aus solchen Spielen lernen. Solche Spiele muss man als Mannschaft mitmachen. Außerdem gibt es einfach auch Gegner, die liegen einem nicht. Das haben auch die vergangenen Spiele gegen den VfB Speldorf immer wieder gezeigt. Hätten wir unsere Chancen reingemacht, dann hätten wir sicherlich, wie auch gegen Düsseldorf, einen klaren Sieg eingefahren. Manchmal ist es halt so, dass du etliche Chancen hast, diese nicht machst und der Gegner kommt einmal vor dein Tor und trifft und gewinnt womöglich noch 1:0. Das Spiel war von uns mit Sicherheit nicht gut. Das will ich gar nicht abstreiten. Die Mannschaft wollte diesen Heimsieg einfach mit aller Macht erzwingen und das ist letztlich nach hinten losgegangen.

    Könnte man sagen, dass es also keine taktischen Gründe hatte, sondern eher der psychologische Faktor eine Rolle spielte?

    Taktisch hin, taktisch her. Wenn du die Torchancen nicht rein machst, nützt die beste Taktik nichts. Letztendlich musst du einfach vorne treffen und hinten dicht halten. So funktioniert das Fußballspiel. Taktik ist sowieso ein Unwort geworden im Fußball. Da ist immer von einem bestimmten System oder einer bestimmten Taktik die Rede. Den Trainer, oder die Personen muss man mir erst einmal zeigen, die plötzlich den Fußball neu erfinden wollen. Da lach ich mich kaputt!

    Betrachten wir einmal Ihre Torbilanz. Man kann erkennen, dass Sie verhältnismäßig wenige Tore erzielen konnten...

    ...dafür haben wir auch sehr wenige Gegentreffer bekommen

    Als objektiver Betrachter könnte man daraus den Schluss ziehen, dass Ihre Mannschaft also eine defensive Taktik verfolgt?

    Naja, das kann man auslegen, wie man will. Sicherlich haben wir in der Defensive sehr gute Leute. Dennoch fängt die Defensivaufgabe schon vorne im Sturm an. Ich möchte meine Mannschaft auch gar nicht auseinander reißen, indem ich sage, dass wir etwa ein Offensivproblem haben. Die Offensive fängt hinten an und umgekehrt fängt die Defensive vorne an. Wenn wir auch noch die meisten Tore geschossen hätten, dann wären wir wohl jetzt schon durch. Ich werde gewiss nicht sagen, „wir wollen jetzt auf der Haben-Seite neun Treffer mehr haben, dafür kriegen wir halt hinten zehn Stück eingeschenkt“. Spiele gewinnst du aus der Abwehr heraus!

    Nach dem Speldorf-Spiel sagten Sie: „Mir wird nicht bange“. Allerdings könnten Sie theoretisch nach den kommenden zwei Spieltagen aus den Top 4 verdrängt werden. Verschwenden Sie daran wirklich keinen Gedanken?

    Die Saison wird nach dem 34. Spieltag abgerechnet. Auch wenn man irgendwann einmal in der Rückrunde rausfällt aus diesen so genannten Top 4, ist die Saison noch lange nicht vorbei. Wenn es denn so kommen sollte, muss man auch das verarbeiten. Aber ich bin mir sicher, dass, wenn die Mannschaft weiter so arbeitet und uns nicht noch mehr Spieler verletzt ausfallen, dann werden wir auch da oben bleiben.

    Gibt es dann im nächsten Spiel, das Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach II, irgendwelche Überraschungen, Comebacks oder Notlösungen?

    Immer mit der Ruhe. Uns bleibt noch fast eine komplette Woche zum trainieren. Deswegen kann ich dazu auch noch gar nichts sagen. Bis zum Gladbach-Spiel haben wir noch dreimal Training. Da will ich noch nicht über irgendwelche Überraschungen sprechen. Am Ende bekomme ich wieder die negativen Überraschungen, wie letztem Freitag mit Abdou-Nassirou Ouro-Akpo oder die Woche davor mit Manuel Schulitz. Da musst du als Trainer improvisieren. Und das mache ich schon die ganze Saison so. Da fällt mir mal neun Wochen der Hupperts aus, dann vier Wochen der Wolf, dann muss einer aus der Bezirksliga spielen. Alles das muss man auch einmal berücksichtigen. Aus diesen wenigen Mitteln und Möglichkeiten, die uns hier zur Verfügung gestellt werden, holen wir im Moment wirklich das Optimum heraus.

    Anderes Thema: Was halten Sie eigentlich im Allgemeinen von dieser Ligareform, die in der kommenden Saison ansteht?

    Das kann ich ganz einfach beantworten. Für mich ist das, was die da vorhaben mit dieser dritten Liga, keine gute Geschichte. Durch diese dritte Liga, die jetzt installiert wird, gehen die anderen Ligen weiter nach unten. Der Fußball lebt auch von den so genannten Amateurvereinen, sprich Oberliga- oder Verbandsligamannschaften. In diesen Ligen werden jedes Jahr neue junge Talente herangeführt. Wenn man nun diese erste, zweite und dritte Bundesliga betrachtet, muss man eingestehen, dass der Amateurfußball mehr und mehr verschwindet. Der bedeutet den meisten aber unheimlich viel. Es wird auch sehr viel von verschiedenen Leuten investiert, wie etwas Herr Hofer, der den Verein Schwarz-Weiß Essen jahrelang erhalten und nach vorne geführt hat. Im Zuge dieser Reform verschwinden Vereine, die vielleicht eine ‚schlechte’ Saison auf Rang 12 beenden, plötzlich noch eine Klasse tiefer. Unabhängig von den ganzen Auflagen, die man aufgrund dieser Reform erfüllen muss, ist das keine gute Idee, wie ich finde. Ich glaube auch nicht, dass sich diese dritte Liga so behaupten wird, wie etwa die zweite Bundesliga. Der Regionalligafußball wird einfach ein bisschen nach hinten gedrückt.

    Sind Sie in der kommenden Regionalligasaison Trainer bei Schwarz-Weiß Essen?

    Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten. Da muss man erst einmal die nächsten drei Monate abwarten.

    Sind Sie in der kommenden Saison Trainer bei Schwarz-Weiß Essen?

    Also, sagen wir so, ich bin nächsten Jahr Trainer. Wo das sein wird, dahinter steht noch ein Fragezeichen.

    Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in den restlichen Spielen. Auf dass Sie die Top 4 nicht verlassen!

    Geschrieben von:  thom.as

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