SC Rot-Weiß Oberhausen, 07. Februar 2025
Und weiter geht es mit unseren Fragen an die Stadiongänger in Deutschland. Aktuell hat sich Roland dazu bereit erklärt, diese einmal kurz beantworten. Er ist 59 Jahre alt und tingelt mit seinem SC Rot-Weiß Oberhausen über die Plätze der Regionalliga West. Egal was passiert, seine Heimat bleibt das Niederrheinstadion, in dem er einst die Bundesliga mit seinem Vater erlebte.
Hi Roland, wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?
Das war in meiner Kindheit. Mein Vater war Fußballfan, aber nicht so einer, der jedes Wochenende im Stadion war. Er mochte den Sport, aber lebte ihn nicht so intensiv wie ich später. Irgendwann hat er mich zu einem Spiel von Rot-Weiß Oberhausen mitgenommen – da war ich vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Ich weiß noch, wie wir in die Nähe vom Stadion kamen, und ich dieses Summen gehört habe, diesen Lärm, wenn die Fans schon vor dem Spiel singen. Und dann dieser Geruch – Bratwurst, kaltes Bier, eine Mischung aus Rauch und Rasen. Das hat mich direkt gepackt.
Dann im Stadion: Diese Menschenmassen, die Gesänge, die pure Emotion. Ich hab gar nicht so genau verstanden, was auf dem Platz passiert, aber ich wusste: Ich will wiederkommen. Ab da war ich infiziert. Ich hab selbst ein paar Jahre in der Jugend gekickt, war ein solider Verteidiger, aber irgendwann hab ich gemerkt, dass meine Leidenschaft mehr auf der Tribüne liegt als auf dem Rasen.
Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum?
Rot-Weiß Oberhausen. Seit Tag eins. Warum? Weil das mein Zuhause ist, weil ich hier aufgewachsen bin, weil dieser Verein einfach echt ist. RWO ist kein Plastikklub, kein Retortenverein mit Millionen von Investoren. RWO ist Malocherfußball. Harte Arbeit, Kampf, Leidenschaft. Wir haben keine großen Titel gewonnen, aber das ist egal. Wir stehen für ehrlichen Fußball, für ein Stadion, das nach Fußball riecht und nicht nach Event.
Das Niederrheinstadion in Oberhausen hat schon große Fußballschlachten erlebt.
Ich liebe die Geschichten, die unser Verein schreibt. Die Rückschläge, die Wiederauferstehungen. Wir sind oft gefallen, aber wir stehen immer wieder auf. 1998 haben wir im Pokal den HSV rausgehauen – so eine Erinnerung bleibt für immer. Genauso wie der bittere Zweitliga-Abstieg 2011, wo mir das Herz geblutet hat. Aber egal, wohin es geht, ich bleibe dabei.
Erste Erinnerungen an Spiele?
Mein erstes bewusst erlebtes Spiel war Anfang der 70er gegen Fortuna Düsseldorf – damals noch erste Bundesliga. War 'ne knappe Kiste, am Ende haben wir 2:0 gewonnen und ich hab das erste Mal diese unglaubliche Wucht gespürt, wenn das Stadion explodiert – und das hat mich nicht mehr losgelassen.
Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?
Ach, mal wieder auf und ab. Wir haben gute Spiele drin gehabt, aber auch so Dinger, wo du dir denkst: ‚Jungs, was macht ihr da?!‘ Defensiv manchmal zu löchrig, vorne zu harmlos – aber wir haben auch Kämpfer auf dem Platz. Ich bin da Realist: Mit unserer Kohle können wir keine Wunder erwarten und sind gegen den MSV Duisburg eher machtlos. Wichtig ist, dass wir nie die Identität verlieren.
Wie soll es in den nächsten Jahren weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?
Ich will, dass RWO weiter seinen eigenen Weg geht. Klar wär’s geil, mal in die dritte oder gar die zweite Liga zurückzukommen, aber nicht um jeden Preis. Lieber ehrlich bleiben, junge Leute aus der Region fördern und ne Mannschaft haben, mit der wir uns identifizieren können.
Was waren die schönsten und welches die erschütterndsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?
Schönste Erlebnisse? Ganz klar: Der 2:1-Sieg gegen den HSV im Pokal 1998. Ich stand in der Kurve, und als unsere Tore fielen, war das Stadion ein Tollhaus. Auch der Aufstieg in die zweite Liga 2008 war der Wahnsinn.
Auch wenn die großen Zeiten von RWO vorbei sind, strömen die Fans noch immer zu den Spielen in das Niederrheinstadion.
Schlimmste Erlebnisse? Der Abstieg 2011. Da standen wir da und wussten: Das war’s. So ein tiefer Fall tut weh. Aber noch schlimmer sind diese Spiele, wo du kurz davor bist, Geschichte zu schreiben – und dann scheiterst.
Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?
Ich lebe das! Ich fahr mit, egal wohin. Ich stehe auch in der 90. Minute noch hinter der Mannschaft, selbst wenn wir 0:3 hinten liegen. Fußball ist für mich keine Show, sondern Emotion. Andere Fans seh ich genauso – solange sie fair sind und ihren Verein mit Herzblut unterstützen.
Wohin fährst Du gerne auswärts und welches sind Deine Lieblings-Stadien?
Essen, Duisburg, Wuppertal – das sind geile Derbys. Da geht’s richtig zur Sache, das sind echte Fußballschlachten.
Von den großen Stadien? Anfield in Liverpool. Da war ich mal, und ich schwöre dir, ich hatte Tränen in den Augen, als die ‚You’ll Never Walk Alone‘ gesungen haben. Das ist Magie.
Ein weiteres aktuelles Thema ist die kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?
Ich hasse sie. Fußball gehört den Fans, nicht den Investoren. Dieses ganze Retorten-Gedöns mit Leipzig und Hoffenheim – das ist nicht mein Fußball. Klar, Geld braucht jeder Klub, aber nicht um jeden Preis. Ich will keine Vereine, die sich mit Millionen Stars zusammenkaufen. Ich will Fußball mit Seele.
Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?
St. Pauli – weil die ihren Verein prägen. Union Berlin – weil die ihren Verein selbst aufgebaut haben. Und international? Boca Juniors. Die drehen völlig durch, das ist Fußball-Wahnsinn pur.
Fall du Interesse haben solltest, ebenso deine Sicht auf den Fußball hier wieder zu finden, dann melde dich bei uns – egal ob mit oder ohne Foto.
Geschrieben von: Stephan R.T.
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