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Erlebnis Fußball 89 – 192 vollfarbige Seiten mit den Themen aus den Fankurven
u.a. mit Investoren und Protest, Kurvenlieder und ihre Geschichten sowie 50 Jahre Ultras Viola
  • BSG Chemie Leipzig, 07. Dezember 2016

     

    „Es ist tatsächlich kein einfacher Lesestoff“ – Interview mit Jens Fuge von Steigt ein Fahnenwald empor


    Von:  Stephan R.T.

    Wer das Werk ‚Steigt ein Fahnenwald empor‘ zum ersten Mal in den Händen hält, merkt sofort, dass dies kein normales Buch ist. Das Format, das Gewicht und das Layout. Alles nicht alltäglich. Und so führte mein Weg an den Leipziger Stadtrand, um von Jens Fuge – der die 640 Seiten mit viel Liebe zum Detail zusammengesetzt hat – zu erfahren, wie dieses Fan-Buch über Chemie Leipzig entstanden ist und was den Leser erwartet.

    In der Werbung wird das neue Buch über die Chemie-Fans ‚Steigt ein Fahnenwald empor‘ als einzigartig im Genre Fanbücher angekündigt. Willst Du das so stehenlassen und begründen, oder ist das eben nur Werbung?

    Für die Fanbücher, die wir kennen, trifft es auf jeden Fall zu, wobei wir natürlich nicht alle Fanbücher kennen, die auf dem Markt sind. Aber im Gegensatz zu vielen Werken aus dem Bereich haben wir darauf verzichtet, launige Interviews aneinander zu reihen. Das macht auf alle Fälle Spaß zu lesen, aber wir wollten irgendwie mehr. Und so war der Ansatz, es wie ein Puzzle zu gestalten, bei dem die einzelnen Teile zusammenkommen und dann erst ein großes Ganzes ergeben.

    Leicht zu lesen ist es ja nun nicht gerade, und ein echter Wälzer ist es mit 640 Seiten auch geworden...

    Stimmt, aber auch das war gewollt. Ich wollte echt mal ein Buch machen, das sich eben nicht nach kommerziellen Gesichtspunkten selbst beschränkt, was Umfang und damit auch Inhalt betrifft. Und was das leicht lesen betrifft: Es ist tatsächlich kein einfacher Lesestoff, bei dem man genüsslich Seite um Seite liest und bis zum Ende dabei bleibt. Man muss sich jede Seite erobern, jedes umblättern bedeutet Entdeckungsreise, denn überall sind Geschichten und Schicksale, Ereignisse und Geschehnisse zu finden – on in persönlichen Erinnerungen, in Stasi-Akten oder alten Programmheften.

    Das klingt spannend...

    Ist es auch. Alle, die das Buch bisher gecheckt haben, bestätigen uns das. Aber man soll auch keine Angst bekommen, denn es ist doch sehr kurzweilig. Denn wir haben dazu noch 1.500 Abbildungen und jede Menge starke Geschichten. ‚Dubcek und Chemie‘, ‚Der Fall Ralf Heine‘, ‚Der Skandal von Eisleben 1975‘, ‚Helmut Schmidt, nimm uns mit – Dessau 1981‘ und vieles mehr. Auch die Reise nach Györ zum Europapokal 1964 wird erstmals erzählt.

    Breiten Raum nehmen die Höhepunkte der Chemie-Geschichte ein, habe ich gesehen...

    Ja, Meisterschaftsgewinn 1964 und Pokalsieg 1966 werden mit jeweils 50 Extra-Seiten gewürdigt. Viele bisher unveröffentlichte Fotos sind zu finden. Aber auch das Verhältnis zwischen Chemie und Union sowie zwischen Chemie und Ortsrivale Lok werden auf jeweils 50 Seiten und stark bebildert unter die Lupe genommen.



    Wie lange arbeitet man denn an so einem Monsterwerk?

    Gesammelt habe ich seit vielen Jahren. Die 80 Interviews für das Buch führte ich in einem Zeitraum von einem Jahr, die Produktion hat ein halbes Jahr gedauert. Da aber zehn Stunden täglich...

    Und, man will es kaum glauben, es hat nicht alles in das Buch hineingepasst. Du hast tatsächlich zwei weitere Bände angekündigt

    (lacht) Ja, genau. Irgendwann habe ich gemerkt, dass das niemals alles in ein Buch passen würde. Die Teilung in vor und nach 1989 war sowieso geplant, aber dass der DDR-Teil so riesig werden würde, wurde mir erst spät klar.

    Und wie ist die Gliederung geplant?

    In Band 1 gehen wir chronologisch von 1932 bis 1989 vor. Und es wird erklärt, warum Chemie das wurde, was es war, und wie es dazu kommen konnte. Auch, warum die Feindschaft zu Lok so ausufernd war, wird erklärt, und wie es zu den Auseinandersetzungen mit Union kommen konnte, welche den gesamten Ostfußball erschütterten. Im zweiten Band werden in spannenden Geschichten die drei wichtigsten Fanclubs der BSG ausführlich vorgestellt. Die ‚Grünen Engel‘ waren einer der ersten Fanclubs in der DDR und beeinflussten Generationen von Fans. Der ‚Fanclub West‘ war der wohl bestorganisierteste, und ‚Die Sorglosen‘ der chaotischste. Umfangreiche Artikel erzählen von diesen Fanclubs, die wichtigsten anderen werden ebenfalls vorgestellt. Zudem gibt es spannende und unglaubliche Stasi-Geschichten, Erinnerungen an die selbstorganisierten Fanclub-Meisterschaften, illegale Fanzines werden erstmals abgedruckt, an den Schwarzmarkt vor dem Stadion wird erinnert. Und es gibt eine große Fotostrecke eines genialen Fotografen, der zwei Jahre lang im Fanblock fotografiert hat, so dass man beim Betrachten der Bilder denkt, man ist selber dabei. Die Bilder stammen von 1983 bis 1985 und sind absolut einmalig. Echte Milieustudien... Dazu: Wie entstanden all die berühmten Chemie-Lieder? Wir haben einen Dichter von damals aufgetrieben. ‚Die Butlers und Chemie‘ – Bandleader Schmidt, der einst Renft gründete, erzählt von der Verbindung zwischen Kultband und Chemiefans. ZEIT-Auto Christoph Dieckmann schreibt über sein Verhältnis als Jena-Verehrer zur BSG Chemie. Berühmte Chemiker werden porträtiert, und über Chemiefans auf Reisen im Ausland wird ausführlich geschrieben. Wie entstand und endete die berühmte Fanfreundschaft mit Wismut Aue? Ein Tagebuch eines Jungfans wird abgedruckt, und Leutzsch als ‚Ort der Unbotmäßigkeit‘ betrachtet. Also jede Menge Stoff.

    Das werden doch glatt wieder 640 Seiten, oder?

    Ich hoffe nicht. Ich wollte auch irgendwann wieder etwas Motorrad fahren... Aber im Oktober 2017 kommt das auf jeden Fall raus.

    Steigt ein Fahnenwald empor bestellen!!

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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