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  • BFV, 22. September 2016

     

    „Ich wünsche mir, dass alle Vereine nach Straubing kommen“ – Bezirks-Vorsitzender Christian Engl im Interview vor der Kreisreform


    Von:  Stephan R.T.

    Nach über 40 Jahren erhält der aktuell aus vier Kreisen (Landshut, Straubing, Bayerwald, Passau) bestehende Bezirk Niederbayern des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) eine neue Struktur. Am Montag, den 26. September entscheiden 510 Vereine (581 Vereins- und Verbandsdelegierte) auf einem Außerordentlichen Bezirkstag in Straubing über die Neuaufteilung des Fußballbezirks. Im Interview spricht der Bezirks-Vorsitzende Christian Engl über die Hintergründe der Kreisreform, die verschiedenen Modelle, den Abstimmungsmodus und die Umsetzung.

    Herr Engl, Sie haben alle niederbayerischen Vereine und ihre Bezirksfunktionäre am 26. September nach Straubing geladen. Warum braucht es einen Außerordentlichen Bezirkstag?

    Es geht um die künftige Struktur des Bezirks und eine Reduzierung der bis dato vier Fußballkreise. Das betrifft jeden Verein und dessen Mitglieder und natürlich auch den Bayerischen Fußball-Verband!

    Seit über 40 Jahren hat der Bezirk Niederbayern vier Fußballkreise. Warum soll das jetzt geändert werden?

    1971 wurde der Bezirk Niederbayern mit dem Kreis Bayerwald auf vier Fußballkreise erweitert, was sicher bis vor wenigen Jahren eine sinnvolle Maßnahme war. Leider traten durch diese Einteilung in den letzten Jahren aber deutliche Probleme auf.

    Das heißt konkret?

    Für eine sinnvolle Organisation des Spielbetriebs braucht es in einem Fußballkreis eine bestimmte Anzahl an Vereinen und Mannschaften. Dafür hat sich aufgrund der Erfahrung eine Unter- und Obergrenze herauskristallisiert. Die Untergrenze liegt bei 100 Vereinen mit mindestens einer Herrenmannschaft im Spielbetrieb, die Obergrenze bei 250 Vereinen. Dieser Rahmen ist für jeden Fußballkreis auch in der BFV-Satzung verankert. Leider haben wir aus verschiedenen Gründen seit Jahren in ganz Niederbayern rückläufige Mannschaftszahlen im Herren- und Juniorenbereich und das wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern. Der demografische Wandel ist jedem ein Begriff. Wer heute nicht geboren wurde, kann nicht in ein paar Jahren im Fußballverein spielen, und wer aus dem ländlich strukturierten Niederbayern aus welchen Gründen auch immer wegzieht, wird dort ebenfalls nicht mehr weiter Fußball spielen.

    Das klingt logisch. Aber was heißt rückläufige Mannschaftszahlen in Niederbayern?

    Allein von 2007 bis 2016 sind die Mannschaftszahlen im Juniorenbereich um 512 auf insgesamt 1.838 Mannschaften zurückgegangen. Im selben Zeitraum ist zudem die Zahl der Spielgemeinschaften von 190 auf jetzt 610 angestiegen. Das ist immens. Im Kreis Bayerwald haben wir seit zwei Jahren weniger als 100 Vereine mit einer Herrenmannschaft im Spielbetrieb. Stetige kleinere Anpassungen oder die Gründung von Spielgemeinschaften haben in der Vergangenheit immer wieder geholfen, auf diese Entwicklung zu reagieren. Doch irgendwann ist auch hier die Grenze erreicht. Dann müssen auch größere Reformen her. Es geht schließlich immer um vernünftige Rahmenbedingungen für die Fußballvereine. Dass es zudem auch formell gar nicht möglich ist, den Ist-Zustand mit vier niederbayerischen Kreisen dauerhaft beizubehalten, ist ein weiterer Fakt, den wir beachten müssen.

    Und am 26. September wird jetzt reagiert?

    Nicht erst am 26. September, auch wenn in der Tat an diesem Tag die große Entscheidung über die neue Struktur fällt. Aber es wäre schlimm, wenn es für so eine elementare Entscheidung einfach eine Versammlung gibt, dann wird kurz geredet und dann entschieden. Es betrifft schließlich jeden niederbayerischen Verein. Der Außerordentliche Bezirkstag steht am Ende eines mehrjährigen ungemein wichtigen Prozesses.

    Warum so lange, wenn es doch so wichtig ist zu reagieren?

    Es geht vor allem darum, wie sich die Mannschafts- und Vereinszahlen künftig entwickeln. Wenn die Prognose so wäre, dass wir nur kurzfristig einen Engpass mit niedrigen Mannschaftszahlen hätten, wäre es Unsinn, gleich die ganze Struktur zu ändern. Wir haben die Entwicklung deshalb in den letzten Jahren sehr genau beobachtet. Sie war dann auch beim Bezirkstag im Mai 2014 ein ganz wichtiges Thema. Der Bezirkstag hat damals beschlossen, dass mit einer Kreisreform reagiert werden muss. Die Delegierten – mehrheitlich Vereinsvertreter – haben damals den Bezirks-Ausschuss beauftragt, zusammen mit den Vereinen eine Neugliederung der vier Fußballkreise auf den Weg zu bringen. Das Ziel: Der Bezirk soll spätestens zum nächsten Bezirkstag 2018 nur noch maximal drei Fußballkreise haben. Zudem soll die Lösung langfristig Bestand haben, damit wir nicht in wenigen Jahren erneut eine Kreisreform brauchen.

    Was ist dabei herausgekommen?

    Der Bezirks-Ausschuss hat mehrere Modelle entwickelt, wie die künftige Struktur grundsätzlich aussehen könnte. Und diese Modelle haben wir im letzten Jahr bei 25 regionalen Veranstaltungen den Vereinen vorgestellt und diskutiert. Insgesamt haben sich 417 Vereine, also 92 Prozent aller niederbayerischen Klubs, daran beteiligt. Das ist aus meiner Sicht herausragend, mehr Miteinander geht kaum. Es geht ja darum, viele regionale Unterschiede und Interessen bestmöglich unter einen Hut zu bekommen. Auf Basis dieser Treffen wurden die Modelle angepasst, verfeinert und drei Vorschläge bis zur Beschlussreife weiterentwickelt. Bei zwei Vorschlägen hat Niederbayern künftig nur noch zwei Fußballkreise, bei einem drei Kreise. Alle Detailinformationen kann jeder auf unserer Bezirks-Homepage nachlesen und downloaden. Wir haben von Beginn an großen Wert auf Transparenz und eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinen gelegt. Ich denke, dass das hervorragend geklappt hat.

    Wie läuft am 26. September die Abstimmung.

    Wir wissen, dass es bei den Vereinen eine klare Präferenz gibt. Von daher stellen wir zunächst den Vorschlag mit der höchsten zu erwartenden Zustimmungsquote zur Wahl. Sollte es dafür eine absolute Mehrheit geben, also die Stimmen von mehr als 50 Prozent der anwesenden Delegierten, brauchen wir logischerweise über die anderen nicht mehr abstimmen.

    Wie sieht der präferierte Vorschlag konkret aus?

    Das ist ein Vorschlag mit zwei Kreisen. Niederbayern würde in die Kreise „Niederbayern West“ mit ca. 190 Vereinen und ‚Niederbayern Ost‘ mit ca. 250 Vereinen aufgeteilt. Die angestrebte Lösung hat viele Vorteile: Vier Kreisligen – je zwei pro Kreis – blieben erhalten. Der Aufbau wäre dem heutigen recht ähnlich. Bei der nötigen Umgliederung der Spielklassen gäbe es kaum Absteiger. Durch die regionale Gliederung haben Vereine zudem in der Regel kürzere Fahrtstrecken und damit geringere Kosten. Im Vergleich zum Drei-Kreise-Modell sind bei zwei Kreisen auch die Schiedsrichterkosten geringer. Die Details mit allen Pro und Contras stehen auf unserer Bezirks-Homepage zur Verfügung.

    Was ist mit den beiden anderen Varianten?

    Der zweite Vorschlag sieht ebenfalls zwei Kreise mit nahezu identischer Vereinsanzahl vor, allerdings mit einer anderen Grenzziehung. Die führt aufgrund der Infrastruktur für einige Vereine zu längeren Fahrten und die prognostizierte problematische Bevölkerungsentwicklung im Bayerischen Wald kann im betroffenen Kreis aller Voraussicht nach nicht so gut aufgefangen werden, wie im ersten Vorschlag. Dann gibt es noch die Drei-Kreise-Variante entsprechend der politischen Landkreise, die sicherlich die größten Umwälzungen zur Folge hätte.

    Welche Nachteile sind denn mit der Kreisreform zu erwarten?

    Einmal grundsätzlich: Die Frage, ob Kreisreform oder nicht, stellt sich nicht. Sie ist für Zukunft des Amateurfußballs in Niederbayern unumgänglich und insofern profitiert erstmal jeder, da wir auf Jahre hin wieder eine solide Basis haben. Da sind sich alle einig. Wenn die Anzahl der Kreise reduziert wird, ändern sich logischerweise die Grenzen und die Größe. Die geografische Lage der Vereine im Fußballkreis ändert sich. Das geht ja gar nicht anders. Mancher Verein wird das super finden, die neuen ‚Grenzvereine‘ sind vielleicht weniger begeistert. Aber wir haben es gemeinsam geschafft, für die niederbayerischen Vereine tragfähige Lösungen auszuarbeiten. Am Ende entscheiden wieder mehrheitlich die Betroffenen selbst über ihre Zukunft – die Vereine. Mehr Demokratie geht nicht.

    Eine der drei Varianten wird es also werden. Wie geht es dann weiter?

    Die beschlossene Kreisreform tritt 2018 endgültig in Kraft. Vorher – bis zum 30. April 2017 – haben die Vereine noch die Möglichkeit, einen Kreiswechsel für sich zu beantragen. Das macht dort Sinn, wo Vereine aufgrund der regionalen Lage von ihren unmittelbaren Nachbarorten getrennt werden. Im Dezember 2017 werden die regulären Kreistage entsprechend der neuen Kreisstruktur durchgeführt, also mit zwei oder drei Kreisen. Die bisherigen vier Kreise verlieren dann auch ihre Gültigkeit, mit Ausnahme des laufenden Ligabetriebs, da wir die nötigen sportlichen Entscheidungen in der Saison 2017/18 ausspielen. Nach der Sommerpause 2018 startet der Ligabetrieb in Niederbayern dann mit der neuen Struktur.

    Haben Sie einen bestimmten Wunsch für den Außerordentlichen Bezirkstag?

    Nur einen: Ich wünsche mir, dass alle Vereine und die wahlberechtigten BFV-Funktionäre nach Straubing kommen und ihr Votum abgeben. Wir haben die gesamte Entwicklung gemeinsam vorangebracht, jetzt soll die Entscheidung natürlich auch auf eine größtmögliche Basis gestellt werden. Aber da mache ich mir keine Sorgen. Die Kreisreform steht bis jetzt für ein herausragendes Miteinander von Verband und Vereinen und dieses Signal soll auch vom Außerordentlichen Bezirkstag ausgehen.

    Thomas Müther

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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