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  • SV 98 Schwetzingen, 08. Februar 2008

     

    „Na also, es geht doch!“


    Von:  thom.as

    Der SV Schwetzingen spielt nach dem sportlichen und finanziellen Abstieg im Jahre 2002/03 nun schon seine zweite Saison in der Verbandsliga Baden. In der vergangenen Spielzeit konnte sich die Mannschaft glücklich in der Liga halten. Erst ganz zum Schluss entschied sich der Verbleib zu ihren Gunsten. Auch in dieser Saison geht es wieder gegen den Abstieg.

    Seit fünf Jahren ist, mit einer kurzen Unterbrechung, Volker Zimmermann Trainer des SV 98. Er schaffte den Wiederaufstieg und den letztjährigen Ligaverbleib. die-fans.de sprach mit dem Schwetzinger Urgestein über diese schwierigen Zeiten, woran der schlechte Saisonstart lag und über die den ‚psychischen Bruch’ der Vorrunde.

    Sie beendeten die vorhergegangene Saison 2006/07 auf Rang 13. Sah man sich daher zu Veränderungen in der Mannschaft gezwungen? Und was war dann das Ziel für 2007/08?

    Es gab durchaus Veränderungen in der Mannschaft. Wir haben viele Jugendspieler übernommen. Es kamen sechs Spieler zu uns, die im Jahr zuvor mit der A-Jugend in die Oberliga aufgestiegen sind. Das ist dann schon eine Umstrukturierung innerhalb der Mannschaft. Zudem haben einige der älteren Spieler aufgehört.

    Das Ziel, mit dem wir in diese Runde gegangen sind, war ganz einfach nicht abzusteigen – was uns bis heute noch nicht wirklich gelungen ist.

    Wenn man die Hinrunden-Bilanz einmal näher betrachtet, stellt man fest, dass es zu Beginn der Saison etwas holprig lief...

    ...sogar etwas mehr als holprig.

    Woran genau lag es, dass die Mannschaft so schwer aus den Startlöchern kam?

    Man muss vielleicht die Vorbereitung zur Saison hinzuziehen. Der Beginn lief für uns super. Die ersten Spiele waren alle gegen gleich- oder höherklassige Gegner. Und diese Begegnungen konnten wir alle gewinnen. Da haben wir sogar noch Tore geschossen!

    Danach kam es zu einem Schlüsselerlebnis für uns im Pokalspiel gegen einen unterklassigen Verein. Wir konnten zwar gewinnen, aber nur auf Biegen und Brechen. In diesem Spiel hat sich unser Angreifer Marcel Höhn verletzt. Auch andere gingen angeschlagen vom Platz. Ab diesem Zeitpunkt war in der Mannschaft eine sehr große Unsicherheit zu spüren. Danach haben wir in den restlichen Vorbereitungsspielen einfach keine Tore mehr geschossen und mussten immer ein oder zwei Gegentreffer hinnehmen. Auf dieser Negativ-Welle sind wir sozusagen in die Hinrunde hineingeritten. Im ersten Pflichtspiel gegen die TSG Weinheim, einem Mitfavoriten in dieser Saison, konnten wir durchaus eine annehmbare Leistung zeigen. Dennoch sind wir mit einer 1:0-Niederlage wieder nach Hause gefahren. Auch im folgenden Heimspiel gegen den FC Rot waren wir die etwas bessere Mannschaft, mussten uns aber auch mit 0:1 geschlagen geben.

    So, wie man auf der einen Seite einen positiven Lauf haben kann, bei dem man in ein Spiel hinein geht und genau weiß: „egal was heute passiert, wir werden wahrscheinlich wieder als Sieger vom Platz gehen“, war es bei uns in negativer Hinsicht. Genau so war es auch im Spiel gegen Oberhausen am dritten Spieltag: Wir sind die bessere Mannschaft, schenken uns die beiden Tore selbst ein, verschießen sogar noch einen Elfmeter und verlieren mit 2:0! Nach drei Spielen hatten wir also vier Gegentore und kein einziges selbst geschossen. Das Problem war, dass wir eine sehr junge Mannschaft auf dem Platz hatten. Da waren sechs, sieben Spieler vom Jahrgang 1986 bis 1988. Als es dann nicht lief, kam es eben zu einem ‚psychischen Bruch’. Die haben sich einfach nichts mehr zugetraut. Unterm Strich spielt die Mannschaft dann eben nur noch bei 50 oder 60 Prozent ihres Leistungsvermögens. Wenn man keine überdurchschnittlich begabte Mannschaft ist, und das sind wir auch nicht, dann gewinnt man ein Spiel, wenn überhaupt, immer nur am Rande einer Niederlage.

    Aus dieser Zeit stammt auch der Satz von Ihnen gegenüber der ‚Schwetzinger Zeitung’: „Wir müssen viele Gespräche führen, um die vorhandene psychische Sperre zu lösen.“

    Richtig. Wir haben auch Gespräche geführt. Aber ich denke mit Gesprächen allein kann man einen solchen Knoten nicht unbedingt lösen. Da spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle. Wir haben uns miteinander unterhalten und versucht diese individuellen Fehler, die uns die Niederlagen eingebracht haben, anzusprechen. Es lag gar nicht unbedingt an der Stärke des Gegners, sondern eher an unserer Schwäche, in den entscheidenden Situationen nicht richtig zu handeln. Effektivität beginnt, wenn man den Gegner an Torchancen hindert, bzw. den Gegner nicht vernachlässigt und vorne im gegnerischen Strafraum Tore erzielt. Das ist uns bis dato nicht gelungen. Daher mussten wir dieses Manko auch ansprechen.

    Entscheidend war vielleicht auch, dass in der Vorbereitung die Oberligaerfahrenen Mittelfeldspieler Marc Ritschel und Stephan Katongole wegen einer eine Leisten-OP bzw. Virus-Erkrankung längere Zeit nicht zur Verfügung standen. Die zwei kamen erst allmählich in die Gänge, wobei das Leistungsvermögen noch nicht bei 100 Prozent war und immer noch nicht ist. Dennoch sind diese Spieler langsam in die Mannschaft hineingewachsen und haben den jungen Spielern mehr Sicherheit und Stabilität gegeben. Das war wohl ausschlaggebend dafür, dass wir von den letzten sechs Spielen vor der Winterpause vier gewinnen konnten.

    Sie haben anfangs einfach keine Tore erzielt. Lag das nur an dieser fehlenden Erfahrung im Team?

    Ich denke, das lag einfach am Glauben an sich selbst. In den ersten fünf Vorbereitungsspielen bis zu diesem Pokalspiel haben wir 15 Tore geschossen. Im Pokalspiel selbst noch einmal vier, also insgesamt 19 Tore in den ersten sechs Spielen. Danach war alles wie abgerissen. In den darauf folgenden zehn Spielen kamen wir vielleicht auf sechs Treffer. Auf einmal war der Wurm drin. Wir haben das Tor nicht mehr getroffen, konnten keine Torchancen herausspielen und die jungen Spieler waren mehr und mehr verunsichert. Die Konsequenz daraus ist eben, dass es nicht läuft!

    Das lässt sich mit Fußballweisheiten auch nicht erklären. Es ist im Sport nun einmal so. Und wenn solch eine negative Serie durchlebt wird, braucht man unbedingt ein Schlüsselerlebnis. Für uns war das wahrscheinlich der Sieg gegen den Tabellenführer Amicitia Viernheim. Das Spiel konnten wir mit nur zehn Mann 1:0 gewinnen. Danach sagten wir uns: „Na also, es geht doch!“ Wir haben bis zum Umfallen gekämpft und endlich auch einmal dieses Quäntchen Glück gehabt. Wir haben das Siegtor geschossen, obwohl es, ehrlich gesagt, nicht unbedingt verdient war. Viernheim hatte bestimmt 70 Prozent Ballbesitz. Dennoch war das eine Situation, die uns wieder glauben ließ. Wir haben zwar im folgenden Spiel gleich wieder eins auf die Mütze bekommen, aber wir haben in der Folgezeit sehr gute Spiele gezeigt. Es lief wieder besser. Gegipfelt hat diese Serie mit dem 3:0-Sieg im ersten Rückrundenspiel gegen die TSG Weinheim. Dieser Sieg hat uns gezeigt, dass wir, wenn wir solch eine Mannschaft mit 3:0 besiegen können, gegen jeden anderen Gegner in dieser Liga ebenso bestehen können – vorausgesetzt die Einstellung stimmt.

    Sie meinen die psychische Einstellung. Haben Sie, als es nicht so gut lief, auch an der taktischen Einstellung etwas verändert?

    Ab dem Zeitpunkt, als es wieder besser lief, haben wir versucht, sofern keine gravierenden Leistungsabfälle zu verzeichnen waren, am Spielsystem und an der Mannschaft festzuhalten. In der Vergangenheit haben wir oft auf den Gegner reagiert. Wenn dieser zum Beispiel mit einer Dreier-Kette, also Manndecker mit Libero, in der Defensive gespielt hat, haben wir mit nur zwei Spitzen angegriffen. Hingegen bei einer Vierer-Kette wurden drei Offensive aufgestellt. Dadurch, dass wir dann mit einer Raute im Mittelfeld und drei Offensiven gespielt haben, bekam die defensive Dreier-Kette in der Rückwärtsbewegung viel mehr Stabilität, denn nicht nur die vier Mittelfeldspieler, sondern auch zwei Offensive, also insgesamt sechs, können nach hinten mitarbeiten. Dadurch kam mit der Zeit mehr Sicherheit in die Mannschaft. Langsam aber sicher kamen auch die Verletzten wieder mehr in Form. Damit wurde die Qualität der Mannschaft insgesamt besser.

    Zum zweiten Teil des Interviews

    Geschrieben von:  thom.as

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