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  • VfR 1910 Neumünster, 31. Januar 2008

    „Neumünster ist wie ein Überraschungs-Ei“


    Von:  Anne80

    Der VfR Neumünster stand bereits zweimal vor einer Insolvenz. Dabei liegt das sportliche Leistungsniveau des Vereins im oberen Bereich der Schleswig-Holstein-Liga: derzeit überwintert Neumünster auf dem vierten Tabellenplatz. Wie bei so vielen Vereinen ist auch hier ein Aufstieg in erster Linie eine Frage des Geldes. Ervin Lamce, Trainer und Spieler beim VfR, berichtet im Interview mit die-fans.de über Ziele für die Rückrunde, Veränderungen im Kader, über Zuschauerzahlen und darüber, was für seinen Verein bezeichnend ist.

    Erstmal Herzlichen Glückwunsch für das 2:2 gegen Altona…

    Das war natürlich ein gutes Spiel. Es war auch ein gerechtes Ergebnis, denn wir haben gut gespielt. Es war aber ein Mann weniger im Einsatz, deshalb war das zu erwarten.

    Wie geht es den beiden Verletzten Jörg Zenker und André Bock?

    Zenker hat vorgestern schon wieder mittrainiert. André Bock leider nicht. Der ist gestern mit unserem Konditionstrainer ein bisschen laufen gegangen. Heute werden wir sehen, ob er wieder trainieren kann oder nicht. Leider kann ich im Moment nicht viel mehr dazu sagen. Der hat einen Bluterguss auf dem Spann und deswegen ist es ein bisschen schmerzhaft. Aber zum Glück ist nichts großartig kaputt.

    Momentan stehen Sie auf dem vierten Tabellenplatz. Wie zufrieden sind Sie damit?

    Man muss bedenken, dass wir in der Hinrunde einen sehr kleinen Kader hatten. Wir hatten zum Schluss wirklich Schwierigkeiten, überhaupt elf gesunde Spieler aufstellen zu können. Insofern kann man damit zufrieden sein. Aber dass die Mannschaft auch mehr kann, hat man am Anfang der Saison gezeigt, wo es wirklich gute Spiele gegeben hat, die auch vom Ergebnis her zufrieden stellend waren.

    Glauben Sie, dass Sie die Qualifikation für die Regionalliga schaffen werden?

    Das hängt ja von vielen Faktoren ab. Erstmal ist entscheidend, ob der Verein das finanziell schaffen kann. Das andere muss man dann halt sehen. Es gibt drei, vier Mannschaften, die oben mitspielen und auch das Zeug haben, Meister zu werden. Aber bei uns ist ja nicht das entscheidend, sondern erstmal das Finanzielle. Dass das erstmal alles gut durchdacht wird und man dann erst den Schritt macht oder den Schritt wagt.

    Was haben Sie für Pläne für die Rückrunde? Wo muss es Ihrer Einschätzung nach Verbesserungen geben?

    Von den Spielen und unseren Zuschauern her, ist man mit der Hinrunde absolut zufrieden. Was zu verbessern ist, sind unsere gelben und roten Karten, denn davon hatten wir in der Hinrunde ein paar mehr. Da gibt es mit Sicherheit Verbesserungsbedarf und da werden wir einiges tun, um das abzuschaffen. Ganz wird man das bestimmt nicht vermeiden können. Also dass man hin und wieder mal eine gelbe Karte bekommt, ist eigentlich in Ordnung. Aber die roten Karten sollten eher gar nicht sein. Wir haben welche bekommen wegen Meckern oder Nachtreten. Das darf uns natürlich nicht passieren. Vor allen nicht den erfahrenen Leuten, die länger dabei sind, aber auch nicht den jüngeren Leuten. Es ist nun mal so, dass die Jungen sich das von den Älteren abgucken: ‚Wenn der das macht, dann kann ich das auch.’, so ungefähr. Das wollen wir natürlich am besten ganz abschaffen, so dass wir ohne Karten auskommen.

    Gibt es jetzt zur Rückrunde noch mal Veränderungen im Kader?

    Wir haben zwei Leute abgegeben. Gino Laubinger ist seit Oktober weg und Michel Gänger ist auch weggegangen. Dafür haben wir aus der Nachbarschaft, zwei Ligen tiefer, Patrick Christophersen geholt. Dann haben wir Arndt Müller wieder verpflichtet. Der war ja letzte Saison schon bei uns. Jetzt zur Hinrunde war er in Gütersloh, da wurde er aber nicht so glücklich. Dann hat er hier oben einen Job bekommen und deswegen ist er wieder zurückgekehrt. Dann haben wir einen Torwart verpflichtet, weil unser Torwart Tim Ulmer im November mit der Bundeswehr in den Kosovo gegangen ist. Dafür haben wir einen anderen Torwart geholt, der ein Jahr gar nicht mehr gespielt hat: Mohammed Gaudezi.

    Da es dem VfR finanziell nicht so gut geht, müssen wir alles ein bisschen längerfristig planen. Deswegen wird es wohl vorerst keine weiteren spontanen Neuzugänge geben. Es muss alles ein bisschen durchdacht sein, damit der Schuss nicht nach hinten losgeht.

    Würden Sie Ihren Vertrag unabhängig von einem Aufstieg verlängern?

    Wir haben da schon Gespräche gehabt, auch mein Co-Trainer, der Jörg Zenker, der ja auch spielt. So wie es aussieht, werde ich meinen Vertrag verlängern. Die Frage ist jetzt, ob um ein oder zwei Jahre. Das müssen wir dann halt sehen. Aber es sieht schon so aus, dass ich verlängern werde.

    Wie ist Ihre persönliche Meinung zur Abschaffung der Oberliga?

    Ich finde es irgendwo schade. Vom Sportlichen, Fußballerischen her, finde ich es schade, weil es interessanter ist, wenn das Niveau und die Gegner besser sind, wenn man beispielsweise nicht nur gegen Schleswig-Holstein spielt. Das Niveau in Hamburg und Niedersachsen ist natürlich ein Tick höher, weil es den Vereinen auch finanziell ein bisschen besser geht, als in Schleswig-Holstein. Wenn man auch mal mit besseren Leuten spielt, wird man auch automatisch selbst besser. Vom Aufwand her und finanziell gesehen, ist die Verbands- oder Schleswig-Holstein-Liga interessanter, denn man hat nicht so weite Strecken und es ist alles überschaubar.

    Von der einen Seite finde ich es schade, von der anderen Seite ist es natürlich für die Vereine finanziell besser, dass man nicht soviel Aufwand hat.

    Als Beispiel für die finanziellen Schwierigkeiten dieser Reform wurde auch von anderen Trainern immer gerne Altona 93 herangezogen…

    Bei Altona kenne ich ja den Manager, den Jörg Franke, sehr gut. Ich habe mit ihm zusammengearbeitet, beziehungsweise war ich ja als Spieler in Hamburg und er war Manager. Von ihm aus liebend gern, also er würde sehr gern aufsteigen, aber dadurch, dass nicht genug Geld da ist, ist die finanzielle Situation natürlich unsicher. Die wollten unbedingt aufsteigen, aber da haben andere Leute jetzt Angst bekommen und deswegen überlegen sie ganz genau, ob sie das nun machen oder nicht. Aber die Mannschaft - wir haben ja jetzt am Wochenende gegeneinander gespielt - die hat absolut das Potential, wirklich aufzusteigen, beziehungsweise unter die ersten fünf zu kommen. Die haben echt eine gute Mannschaft, haben aber natürlich auch viel an Neuzugängen investiert.

    Was ist der schlimmste Gegner des VfR Neumünster?

    Eigentlich gibt es so etwas speziell nicht. Da habe ich wirklich keine Antwort parat. Für uns sind alle Gegner gleich, ob es jetzt der Letzte oder der Erste ist. Gegen den Ersten zu spielen, macht natürlich Spaß, weil dann auch viele Zuschauer kommen. Aber gegen den Letzten ist es genauso schwierig. Da kann ich eigentlich nichts weiter zu sagen.

    Als wir gegen Kropp gespielt haben, hatten wir fast 1.000 Leute hier. Zu dem Zeitpunkt waren die Tabellen-Erster und wir, glaube ich, Dritter. In Neumünster ist ja sonst ein Zuschauerschnitt von 515 Leuten und bei so einem Spiel ist hier richtig was los. In Schleswig-Holstein kommt nach Kiel und Lübeck, vom Interesse her, gleich Neumünster. Auch in unserem Forum ist immer was los, da gibt es viel Interesse. Wenn man dann gegen einen starken Gegner, wie den TSV Kropp spielt, kommen auch 1.000 Zuschauer und für die Verbandsliga ist das natürlich richtig viel. In anderen Partien kommen vielleicht mal 100 oder 200 Zuschauer, aber wir haben 515. Insofern gibt es da ein bisschen mehr Interesse und es ist mehr los.

    Was würden Sie sagen, ist das Charakteristische Ihres Vereins?

    Ich würde sagen, dass das ganze Drumherum hier in Neumünster einmalig ist. Es ist so ein bunter Verein, man könnte ihn, würde ich denken, mit St. Pauli vergleichen. In Neumünster passiert jeden Tag was. Es ist wie ein Überraschungs-Ei: man weiß nie, was man rausbekommt, das ist das interessante hier. Von den Spielern, den Jungs her, ist es absolut familiär und kameradschaftlich. Das hält Neumünster am Leben und hat es die ganzen Jahre am Leben gehalten. Wir hatten hier ja zweimal ein Insolvenzverfahren. Das heißt, der Verein hat, bevor ich hier Trainer geworden bin, Insolvenz angemeldet. Ich glaube, es haben nur ein paar Stunden gefehlt, als wir die Insolvenz zurückgezogen haben und die Spieler haben wirklich, bis zur letzten Minute gewartet, ob es mit dem Verein weiter geht oder nicht. Das zeigt, dass die Spieler auch an dem Verein hängen. Das ist das Besondere an Neumünster. Wir haben auch super Fans und es macht wirklich Spaß, vor diesen Fans zu spielen. Die lassen sich vor jedem Spiel was einfallen, ob es Bengal-Feuer oder sonst was ist. Das bringt wirklich Spaß.

    Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Rückrunde.

    Geschrieben von:  Anne80

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