Sportfreunde Siegen, 09. Februar 2025
Die Sportfreunde Siegen hatten große Zeiten, der Weg führte einst bis in die zweite Bundesliga. Mittlerweile kicken die Rot-Weißen jedoch in der Oberliga Westfalen vor einem überschaubaren Publikum. Mit dabei ist Lars, der Anfang 30 ist und mit seinem Verein durch dick und dünn geht. Bevor die Sportfreunde am heutigen Sonntag bei der TuS Bovinghausen wieder in den Aufstiegskampf eingreifen, stellte er sich erst einmal unseren Fragen.
Hi Lars, wie ist deine Leidenschaft für den Fußball entstanden, und wer hat dich eigentlich zum Fußball gebracht?
Meine Fußballleidenschaft hat sich ziemlich früh entwickelt. Mein Vater hat mich schon als kleines Kind mit ins Stadion genommen – natürlich zu den Sportfreunden Siegen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich zum ersten Mal die Stufen hochgelaufen bin, das Spielfeld vor mir lag und ich die Gesänge der Fans hörte. Das hat mich sofort gepackt. Diese Atmosphäre, das Zusammenspiel von Emotionen, das Hoch und Runter während eines Spiels – das ist etwas, das mich bis heute nicht loslässt.
Ich habe dann selbst in der Jugend gespielt, aber ich habe relativ schnell gemerkt, dass mir das Zuschauen und Mitfiebern fast noch mehr Spaß macht. Dazu kam, dass ich schon früh Fanzines gelesen habe und mich für die Fankultur interessierte. Das hat meine Leidenschaft weiter verstärkt.
Für welchen Verein schlägt dein Herz und warum?
Mein Herz gehört den Sportfreunden Siegen. Das ist mein Heimatverein, hier bin ich groß geworden. Ich weiß, es ist nicht der glamouröseste Klub, aber genau das macht es ja aus. Es geht nicht um Titel oder Superstars, sondern um Identifikation, Gemeinschaft und Tradition. Wenn du Woche für Woche dieselben Leute im Stadion triffst, die genauso mitfiebern wie du, dann wird daraus mehr als nur ein Hobby – es wird ein Teil deiner Identität.
Klar, ich habe auch eine Schwäche für Borussia Dortmund und den SV Werder Bremen. Dortmund, weil mich die Atmosphäre auf der Südtribüne und die ganze Fan-Kultur dort fasziniert. Und Bremen, weil der Verein einfach eine gewisse Sympathie ausstrahlt – das Weserstadion, die Geschichte, die Art, wie dort Fußball gelebt wird. Aber mein Herz bleibt in Siegen.
Was sind deine ersten Erinnerungen an Fußballspiele?
Meine früheste Erinnerung ist ein Heimspiel der Sportfreunde Siegen in der alten Regionalliga. Es ging gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Ich weiß noch genau, wie sich alles nach einem späten Führungstor in Euphorie auflöste – nur um dann in der Nachspielzeit doch noch den Ausgleich zu kassieren. Diese Mischung aus Ekstase und Enttäuschung – das war meine erste Lektion in Sachen Fußballgefühle.
Die Ränge im Leimbachstadion in Siegen sind nur selten gut gefüllt.
Ein anderes prägendes Erlebnis war mein erster Besuch im Westfalenstadion bei Borussia Dortmund. Als ich die Südtribüne sah, wusste ich: Das ist Fußball auf einem ganz anderen Level.
Wie zufrieden bist du mit der aktuellen Leistung deines Vereins? Was lief gut, was hätte besser klappen können?
Puh, das ist eine schwere Frage, weil es bei den Sportfreunden leider oft dasselbe Muster ist. Diese Saison war wieder mal ein Wechselbad der Gefühle. Es gab einige richtig gute Spiele, in denen man dachte: ‚Hey, vielleicht geht da was nach oben.‘ Und dann kamen wieder die typischen Rückschläge – dumme Gegentore, Spiele, in denen einfach der letzte Biss gefehlt hat. Auf jeden Fall sind wir noch dran und können vielleicht zum Saisonende die Rückkehr in die Regionalliga West schaffen.
Was gut läuft: Die Mannschaft kämpft meistens, das ist zumindest etwas. Und die Fans, die dabei sind, geben immer alles. Was besser laufen könnte? Eine klare sportliche Linie wäre gut. Weniger Chaos hinter den Kulissen. Und vor allem: mehr Konstanz auf dem Platz. Ein paar Siege in Serie wären mal schön.
Wie soll es in den nächsten Jahren weitergehen? Was erwartest du von deinem Verein?
Ich hoffe, dass der Verein sich stabilisiert und eine langfristige Strategie verfolgt. Die Jugendarbeit könnte besser sein, und es wäre gut, wenn man junge Talente im Verein halten könnte. Es fehlt auch an einer echten Vision – will man mittelfristig wirklich wieder angreifen, oder bleibt man ein Klub, der Jahr für Jahr irgendwo im Mittelfeld dümpelt?
Was ich mir wünsche, ist einfach mehr Perspektive. Einen Plan, wie es sportlich und strukturell weitergehen soll. Und natürlich mehr Fans im Stadion – in einer Stadt wie Siegen sollte eigentlich mehr möglich sein.
Was waren deine schönsten und erschütterndsten Erlebnisse als Fan?
Zu meinen schönsten Erlebnissen gehören auf jeden Fall der Aufstieg in die Regionalliga – ein Tag voller purer Ekstase, als wir uns nach dem letzten Spiel in den Armen lagen, Bierduschen und Freudentränen das Stadion füllten. Es war einfach unvergesslich. Auch die legendären Auswärtstouren haben ihren Platz in meinem Herzen. Oft ist die Fahrt mit den Kumpels fast genauso schön wie das Spiel selbst. Diese gemeinsamen Erlebnisse, irgendwo in einer fremden Stadt, in einem kleinen Stadion, machen den Fußball für mich aus.
Auf der anderen Seite gibt es auch die erschütterndsten Erlebnisse. Der Abstieg aus der Regionalliga war besonders bitter, weil er sportlich völlig unnötig war und hinter den Kulissen einfach zu viel schiefging. Und dann gibt es noch die Spiele mit unter 300 Zuschauern, bei denen es mir einfach weh tut zu sehen, wie wenig Menschen sich noch für den Verein interessieren. Diese Momente sind schwer zu ertragen.
Was macht dich zu einem echten Fußball-Fan? Wie siehst du andere Fans?
Ich bin jemand, der immer dabei ist – egal bei welchem Wetter, egal ob Heim- oder Auswärtsspiel. Fußball ist für mich kein Konsumgut, sondern eine Lebenseinstellung. Andere Fans sehe ich unterschiedlich: Diejenigen, die ihren Verein durch dick und dünn begleiten, haben meinen größten Respekt. Modefans, die nur kommen, wenn es gut läuft, finde ich eher nervig.
Wohin fährst du gerne auswärts, und welche sind deine Lieblingsstadien?
Ich liebe Fußballtouren! Zu meinen Lieblingsstadien gehört das Westfalenstadion in Dortmund, das mit einer der besten Atmosphären der Welt beeindruckt. Auch das Weserstadion in Bremen hat seinen ganz eigenen Charme – direkt an der Weser gelegen, strahlt es eine besondere Atmosphäre aus. Die Alte Försterei von Union Berlin steht für echtes Fußballgefühl ohne kommerzielle Show, während kleine Dorfplätze in der Oberliga oder Regionalliga den Fußball in seiner ursprünglichsten Form erlebbar machen.
Blick in das Leimbachstadion in Siegen.
Die kommerzielle Entwicklung des Sports – wie stehst du dazu?
Ich finde, der Fußball hat viel von seiner Seele verloren. Früher ging es um Emotionen, um Zusammenhalt, um Traditionen. Heute geht es fast nur noch um Geld. Investoren, Plastikklubs, übertriebene Marketing-Events – das ist nicht der Fußball, in den ich mich verliebt habe. Natürlich braucht es Geld, aber nicht um jeden Preis.
Gibt es Fangruppen, die dich beeindrucken?
Ja, definitiv. Besonders beeindruckt mich die Fanszene von Union Berlin, deren bedingungslose Unterstützung für ihren Verein einzigartig ist. Auch St. Pauli fasziniert mich mit seiner starken Haltung, den kreativen Choreos und der besonderen Identität des Klubs. Die Atmosphäre bei Roter Stern Belgrad ist unfassbar intensiv und mit kaum etwas zu vergleichen. Und generell wird in Südamerika Fußball mit einer Leidenschaft gelebt, die ich nur bewundern kann.
Noch ein paar letzte Worte?
Fußball ist mehr als nur ein Spiel. Es ist ein Lebensgefühl, eine Gemeinschaft, ein Zuhause. Und egal, ob man in einem vollen Stadion steht oder mit einhundert Leuten auf einem Sportplatz in der Provinz – am Ende geht es um die Liebe zum Spiel. Forza Sportfreunde!
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Geschrieben von: Stephan R.T.
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