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  • SV Eintracht Trier 05, 13. März 2008

     

    „Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“


    Von:  yeti

    Repression und willkürliche Polizeigewalt - Themen, die in Fußballdeutschland mittlerweile an der Tagesordnung sind. Die Berichterstattung darüber in den Medien ist leider recht einseitig. Schlagworte wie Hooligans, Randale und Ausschreitungen fallen inflationär und die Schuldigen stehen schon fest, bevor überhaupt etwas passiert ist. Viele Vereine reagieren ähnlich, so auch der SV Eintracht Trier.

    Nun traf es 30 Anhänger des Vereins nach dem Auswärtsspiel in Idar-Oberstein besonders hart. In einer Stellungnahme schildern die Boyz Mosella, wie Fans zu Opfern und Polizisten zu Tätern werden.

    Stellungnahme der Boyz Mosella – Ultras Trier

    Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!!


    Lange Zeit haben wir uns vor diesem Schritt und dem mit ihm verbundenen Folgen geziert und andere Wege gesucht und gefunden. Aber Samstag wurde der Punkt erreicht, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Wir sehen uns gezwungen damit an die Öffentlichkeit zu gehen und mit allen uns gegebenen (zur Verfügung stehenden) Mitteln dagegen vorzugehen.

    Die Spitze des Eisberges von Repression und Willkür wurde Samstag auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel in Idar-Oberstein erreicht. Den Hinweg hatte man zusammen im Bus bewältigt, nachdem man aber bereits im Stadion erfuhr, dass die zehn Zugfahrer auf dem Hinweg schon massiv in Saarbrücken von hiesigen Fans bedrängt und bedroht wurden, entschied man sich nach dem Spiel zur gemeinsamen Rückfahrt per Zug.

    Diese wurde auch von ca. 30 Personen der Ultraszene ohne Vorfälle bis nach Saarbrücken bewältigt. Dort angekommen wurde man von einem Großaufgebot der hiesigen Polizei direkt am Gleis eingekesselt und in Empfang genommen. Und man sollte Recht behalten, während dem einstündigen Aufenthalt auf dem Bahnsteig, im Kessel der Polizei kam es kurz vor Abfahrt zum Angriff der Saarbrücker von der gegenüberliegenden Seite. Nach kurzzeitiger Rennerei und teilweise chaotischen Szenen, trennte die Polizei beide Gruppen und drängte die Saarbrücker zurück in den Hauptbahnhof.

    Die anwesenden Trierer Ultras reagierten auf fortwährenden Knüppel- und massiven Hundeeinsatz – sich den möglichen Folgen bewusst – besonnen, deeskalierend und ruhig. Nachdem sich alle Trierer in der Mitte des Bahnsteigs einfanden, kehrte wieder Ruhe ein. Dann aber wurde bemerkt, dass ein Trierer im vorhergegangen Chaos verschwunden war und von der Polizei im Inneren des Hauptbahnhofes festgehalten wurde, woraufhin man geschlossen am Bahnsteig wartete und dies den anwesenden Zivilpolizisten aus Trier sowie Uniformierten aus Saarbrücken ruhig mitteilte.

    Je näher die Abfahrt des bereit gehaltenen Zuges aber rückte, umso unmissverständlicher ging von der Polizei aus, „wir hätten uns zu verpissen“. Dies lehnten wir jedoch vollkommen friedlich und ruhig weiterhin ab. Das sah der Einsatzleiter als Startsignal, den Kessel der Polizei enger zu ziehen und ohne Bekanntgabe einer Maßnahme oder Einsatzzieles die anwesenden Trierer in den Zug zu treiben. Bilder ähnlich einer Viehjagd brachen aus und in purer Panik stürzten und fielen Menschen übereinander, in den Zug oder zwischen die Gleise getrieben von Schlagstöcken und Hunden…

    Bilder, die sich tief in die Köpfe der anwesenden Jugendlichen gebrannt haben dürften, die doch friedlich und ohne jeglichen gegebenen Anlass auf die Rückkehr ihres Freundes warteten. Personen, die Verletzen und Gestürzten aufhalfen, wurden zu Boden geknüppelt und gewaltsam von mehreren Staatsdienern festgenommen und zu Boden geworfen, was für die bis dato friedlichen und arg gescholtenen Anhänger zu aktiver und fast panischer Gegenwehr trieb – zur Selbstverteidigung gegen vollkommen emotionslose ‚Freunde und Helfer’. Leider musste es soweit kommen, damit überhaupt noch mal Ruhe einkehren konnte und man sich in das Innere des Zuges zurückziehen konnte. Hier stellte sich das Ergebnis dar: Vier Festnahmen durch die Polizei, ein leicht verletzter Polizist sowie mehrere Platzwunden, Prellungen und Beulen bei den verbliebenen Zugfahrern.

    Aber trotz noch im stehenden Zug folgender Provokationen der diensthabenden Beamten verhielten sich die restlichen Personen ruhig und gaben nicht wie gewollt weitere ‚Rechtfertigungen’ zur Gewalt ihnen gegenüber. Stattdessen kümmert man sich um die Verwundeten, wobei die Polizei dies nach allen Mitteln der Kunst schikanierte und die Versorgung der Verletzten ablehnte. Eine davon betroffene Person wurde, während ich diese Zeilen schreibe, ins Krankenhaus überwiesen, von mehreren Schlagstöcken am Kopf getroffen, brach er bereits im Zug zusammen. Die Ärzte wissen noch nicht was er hat… Unsere Gedanken gelten ihm!

    Nichtsdestotrotz entsprach das weitere Verhalten nicht dem Verhalten der von Medien und Polizei gepredigten gewalttätigen Ultras und trotz leider genügender Gründe setzte man gewaltlos seinen Heimweg fort.

    Der endgültige traurige Höhepunkt sollte aber noch Folgen, als man kurz hinter Saarbrücken seine Gefangen zwei Stunden später abholte. Diese konnte von weiteren der menschlichen Würde vollkommen fraglichen Vorfällen berichten und keiner verlies das Gefängnis ohne beleidigt, gedemütigt oder geschlagen worden zu sein. Schockierende Berichte und Erinnerungen der Betroffenen nehmen seid dem nicht ab. Mehrere mussten sich in ärztliche Behandlung begeben, bei dem zum Teil schwere Wirbelsäulenschäden festgestellt wurden sowie geprellte Rippen.

    Das ist der heutige Stand und eine damit verbundene Situation, die für uns als Gruppe endgültig nicht mehr tragbar ist! Eine Polizeieinheit, die auf ganzer Linie versagte, überforderte Zivilpolizisten aus Trier als stille und scheinbar handlungsunfähige Beobachter. Mehrere ernsthaft verletzte oder geschädigte Fußballanhänger, auf die am Ende der Fahnenstange noch mehrere Anzeigen sowie vielleicht langjährige Stadionverbote warten.

    Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um dem entgegen zu wirken und dagegen anzukämpfen. Selten wurde uns in einer solchen schonungslosen Realität die Willkür und Repression der Polizei aufgezeigt. Der Schock sitzt immer noch tief und man hofft auf die Unterstützung des Vereins, der sich endlich mal auf das, was ihn doch wirklich ausmacht, besinnen sollte, nämlich uns, seine treuen Anhängern. Der Verein sollte nicht länger der Spielball für scheinbar nicht (immer) an Gesetze gebundene ‚Exekutive’-Kräfte zu sein!

    Dies soll keine Rechtfertigung für irgendwelche im Affekt geschehen Taten oder gar Aufruf zu Gewalt oder Ähnlichem darstellen. Nur für uns ist endgültig der Zeitpunkt erreicht, an dem zu viel passiert ist, eine Zeit in der Ultras, ohne jegliche Kenntnisse oder Fakten, doch von Hause aus vorverurteilt sind in diesem Staat. Es gilt weiterhin mit jeglichen gebotenen Mitteln dagegen vorzugehen, Freiräume zu erkämpfen und für seine (Menschen-)rechte einzustehen.

    In diesen Tagen, in denen man scheinbar als Menschen zweiter Klasse gilt, liegt es vielleicht auch ein wenig in den Händen des Vereins, auf welche Seite er sich stellt. Ob man endlich einmal anfängt, seine Fans zu verteidigen oder kritisch zu hinterfragen. Hierfür wäre sicher auch sehr interessant eine Begutachtung der Videoaufnahmen des Saarbrücker Hauptbahnhofs… Aber ob das für Menschen, die scheinbar danach verurteilt werden, was auf ihren Kleidern steht, 2008 im Rechtsstaat Deutschland möglich sein wird, wird die Zukunft zeigen…

    Trier den 10. März 2008

    Boyz Mosella – Ultras Trier

    - Nur die Sache ist verloren, die man aufgibt -

    Geschrieben von:  yeti

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