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  • FC Viktoria 1889 Berlin, 15. August 2017

     

    „Wir vermissen gänzlich die Unterstützung des Bezirkes“ – Rocco Teichmann im Interview


    Von:  Stephan R.T.

    Sportdirektor Rocco Teichmann vom Fußball-Regionalligisten FC Viktoria Berlin im Interview über die schwierigen Trainingsbedingungen, die aktuelle Kaderplanung und sehr klare Saisonziele.

    In der letzten Saison erreichte die Mannschaft den Einzug in das Berliner Pokalfinale und schloss eine erfolgreiche Saison auf dem vierten Tabellenplatz ab. Trotzdem gab es mehr als zehn Abgänge: Warum der erhebliche Umbruch innerhalb des Teams?

    Trotz der Niederlage im diesjährigen Pokalfinale: in der letzten Saison haben wir im sportlichen Bereich enorme Fortschritte gemacht und eine richtig gute Spielzeit absolviert. Dass uns dennoch verhältnismäßig viele Spieler verlassen haben, hatte wie so oft ganz verschiedene Gründe. Ein Mattia Trianni zum Beispiel hat sich für einen anderen Verein entschieden, weil er dort dritte Liga spielen kann – für mich absolut nachvollziehbar. Maik Haubitz wollte persönlich einen anderen Weg eingeschlagen. Mit weiteren Akteuren haben wir uns verglichen und dann festgestellt, dass bestimmte Vorstellungen auseinandergingen oder wir keine erhoffte Weiterentwicklung erkennen konnten. Man muss auch ehrlich sagen, dass wir in der letzten Saison nicht den Kader zusammen hatten, der um Platz eins hätte mitspielen können. Das zeigt alleine der Punkteabstand zu Jena – auch aus diesem Grund haben wir den Kader bewusst umgebaut und punktuell verstärkt.

    Die Abgänge wurden auf vielen Positionen schnell aufgefangen, zwei Spieler haben Viktoria allerdings nur wenige Tage nach ihrer Vertragsunterschrift schon wieder verlassen – warum?

    Bei der einen oder anderen Personalie waren wir bereits weiter als damalig bei der Trainerfrage. Beide Spieler, die den Verein wieder verließen, müssen auf jeden Fall für sich und unabhängig voneinander betrachtet werden.

    Welche Gründe waren bei Filip Krstic und Felix Brügmann ausschlaggebend?

    Bei Filip Krstic haben beide Parteien schon sehr frühzeitig festgestellt, dass man doch deutlicher auseinander liegt als ursprünglich angenommen – in vielerlei Hinsicht. Felix Brügmann dagegen steht persönlich vor einem immens wichtigen Jahr, in dem er Leistung bringen und Tore machen muss. In der damals noch jungen Vorbereitung hat sich schließlich schon recht früh heraus kristallisiert, dass er sich gegen die erfahrenen ‚Recken‘ Karim Benyamina und Ümit Ergirdi schwer tun wird – vielleicht sogar zu schwer. Manchmal ist es dann besser, die Situation schnellstmöglich zu korrigieren, solange man sie noch korrigieren kann. Die Gespräche zwischen Spielern und dem Verein waren dabei sehr offen und man hat in meinen Augen für alle Beteiligten gute Lösungen entwickeln können.

    Mit Murat Bildirici, Abu Bakarr Kargbo, Daniel Schulz, Florian Riedel, Sascha Schünemann, Tobias Hasse und den beiden ehemaligen U19-Spielern Eren Basaran und Kwabe Schulz bleiben immer noch acht Neuzugänge. Wie haben sich die Spieler bis jetzt präsentiert?

    Wir haben den Kader mit sehr unterschiedlichen Personalien ergänzt. Grundlegend sind wir mit den Veränderungen sehr zufrieden, aber eine abschließende Bewertung ist zum momentanen Zeitpunkt natürlich nicht möglich, da sich die Jungs in sehr unterschiedlichen Phasen befinden. Außerdem ist die Saison noch blutjung. In wenigen Wochen sollten wir intensivere und vor allem verlässlichere Erkenntnisse sammeln können.

    Welche Phasen sind hier gemeint?

    Nehmen wir Murat Bildirici: er benötigt einfach noch seine Zeit, da er lange außer Gefecht gewesen ist. Er ist noch nicht in dem körperlichen Zustand, um über die gesamte Spiellänge derartige Akzente zu setzen. In Halberstadt hat man aber schon gut erkennen können, über welche Fähigkeiten er im Offensivspiel verfügt und wie wichtig er für uns in ganz bestimmten Spielsituationen werden kann. Auch Kargbo benötigt definitiv noch Zeit nach seiner Verletzung, um seine Leistungsfähigkeit zurück zu gewinnen. Bei Daniel Schulz sieht man einfach, dass er Profi ist und sich sehr gut und wahnsinnig schnell in die Mannschaft integriert hat, genau wie auch Florian Riedel, der die rechte Seite schon sehr vernünftig bekleidet. Ähnlich sieht es bei Sascha Schünemann und Tobias Hasse aus, die eigentlich die gesamte Vorbereitung bei uns absolviert haben und bereits zu einem wichtigen Teil dieser Mannschaft geworden sind.

    Wie sieht es bei Eren Basaran und Kwabe Schulz aus?

    Unsere zwei ‚Jungschen‘ aus der letztjährigen U19 wissen, dass sie Tag für Tag arbeiten und alles abrufen müssen, um den Abstand zu den ‚Großen‘ weiter zu verringern. Eren kennt das Ganze ja schon etwas länger und Kwabe erfüllt einfach die körperlichen Voraussetzungen, sich schnell und ganz gezielt entwickeln zu können. Sie sind beide auf einem guten Weg. Beide signalisieren, dass sie sich der Aufgabe bewusst sind und sich auch unbedingt weiterentwickeln möchten.

    Kommen noch weitere Neuzugänge dazu?

    Es sind definitiv noch weitere Verstärkungen geplant. Die Transferperiode endet erst Ende August und wer schon etwas länger dabei ist, weiß ganz genau, wie die kommenden Wochen funktionieren. Auf der einen Seite suchst Du mit bestehendem Personal nach Deinem Spielrhythmus und möchtest sauber in die neue Spielzeit kommen – auf der anderen Seite schaust Du natürlich ganz genau, was Dein Team an Veränderungen noch benötigen könnte und welche Potenziale der Transfermarkt bietet. Ein tägliches Spiel mit rund 24 Stunden höchster Wachsamkeit – und das spielen wir nun bis zum Ende des Monats!

    Wo gibt es noch den größten Bedarf um nachzubessern?

    Wir haben aktuell noch nicht die Lücke des linken Verteidigers geschlossen. Mit Chris Reher gibt es auf dieser Position aktuell sicherlich eine gute Alternative und gegen Halberstadt hat er das auch gut gelöst, aber ganz besonders für diese Position und das jeweilige Anforderungsprofil halten wir unsere Augen noch offen. Hier liegt aktuell die höchste Priorität. Darüber hinaus sind wir immer auf der Suche nach Spielern, die qualitativ und von der Gesamtstruktur her in die Mannschaft passen.

    Ist die jetzige Mannschaft stark genug, um in der kommenden Saison oben mitzuspielen?

    Qualitativ ist die Mannschaft dazu in der Lage, ohne Frage. Cottbus ist in vielen Belangen sicher weiter als der Rest der Liga, aber das bedeutet ja nicht, dass wir nicht konkurrenzfähig genug sind, um den Platz dort oben ebenfalls anzugreifen. Sicher: uns fehlen vom Ablauf her zwei, drei Wochen, die wir gerade Stück für Stück aufholen. Über die genaue Leistungsfähigkeit können wir uns erst ein wirkliches Bild machen, wenn die ersten fünf Spieltage vorüber sind. Mit der aktuellen Besetzung des Teams ist es aus meiner Sicht aber definitiv möglich oben mitzuspielen.

    Kann man ein Fazit zur Sommervorbereitung ziehen – wie sieht die Zusammenfassung aus?

    Mit den Planungen, die den Aufbau und den Ablauf der Vorbereitung umfassten, waren wir schon frühzeitig final. Die Veränderungen im Funktionsteam und im Spielerkader führten jedoch dazu, dass sich das Team erst ganz neu finden und an eine neue Ansprache gewöhnen musste. Die Ergebnisse aus den Testspielen, gegen solch Hochkaräter wie Dynamo Dresden und Magdeburg (Anm.d.Red.: beide 1:5), waren dann erst mal nicht sehr hilfreich. Dennoch waren es wichtige Bausteine auf dem Weg zum Saisonstart. Ein großes Problem sind in jedem Fall die Trainingsbedingungen hier vor Ort. Um es noch deutlicher zu machen: die aktuellen Bedingungen genügen in keinster Form den Erfordernissen und sind schlichtweg katastrophal.

    Inwiefern sind die Bedingungen anders als vorher?

    Wir müssen momentan sehr erfinderisch sein, um unserem Trainingsanspruch gerecht werden zu können. Unser Haupttrainingsplatz befindet sich in der Regenerationsphase und stand uns während der gesamten Vorbereitung nicht zur Verfügung. Bis zum heutigen Tag konnten wir noch nicht eine einzige Einheit in unserem ‚Zuhause‘, dem Stadion Lichterfelde, absolvieren. Dazu kommt dann noch, dass wir seit mittlerweile fünf Monaten nicht mehr in den Kraftraum konnten. Dass wir unser erstes ‚Heimspiel‘ in Zehlendorf austragen mussten, da im Stadion Lichterfelde Baumaßnahmen angekündigt wurden, die bis jetzt noch nicht einmal begonnen haben, war sicher auch kein Vorteil für uns. Da geht der ‚Heimspielcharakter‘ natürlich verloren, wenn du nicht im eigenen Stadion spielen kannst. Das ist für unsere Arbeit natürlich beinahe der Super-GAU und stellt alle Beteiligten vor eine große und tagtägliche Herausforderung. Wir vermissen gänzlich die Unterstützung des Bezirkes oder vielleicht sogar die der Stadt – das macht unzufrieden und wird unserem Anspruch und auch dem, was wir hier jeden Tag leisten, definitiv nicht gerecht. Wir wollen in dieser Saison Ziele erreiche, die wir so nur schwer erreichen können.

    Trotzdem gab es einen recht erfolgreichen Start in die neue Saison?

    Auch wenn die Vorbereitung an einigen Stellen vielleicht ein wenig anders ablief als gewünscht, zeichnet es uns aus, nicht panisch zu werden und stattdessen weiter unseren Weg zu gehen. Die ersten Partien sind für uns von besonderer Wichtigkeit, um hier Selbstbewusstsein zu gewinnen und möglichst von Beginn an in die vordere Tabellenregion vorzustoßen. Das birgt natürlich Risiken, aber ich bin überzeugt, dass die erfahrene Mannschaft und das Trainerteam das schaffen werden – alle wissen, worauf es ankommt: auf den Erfolg in dieser Saison.

    Gerade wurde auch das neu zusammengestellte Funktionsteam angesprochen. Wie kann die bisherige Arbeit von Thomas Herbst – so kurz nach dem Saisonstart – eingeschätzt werden?

    Heute ist ja nicht mehr nur eine Personalie die entscheidende Figur für die Mannschaft. Wir haben mit der Zusammenstellung des Funktionsteams gewollt viel verändert, ich persönlich bin mit der Konstellation Herbst-Njie-Mese sehr zufrieden. Hierbei darf aber die ausgezeichnete Arbeit des Physioteams rund um das Via Vital nicht unter den Tisch gekehrt werden, gleiches gilt auch für unsere guten Seelen Gerd und Monika König. Natürlich kann die Arbeit nach so wenigen Wochen noch nicht abschließend beurteilt werden. Das benötigt Zeit, aber durch gute Ergebnisse bestätigen sie natürlich ihre tägliche Arbeit innerhalb und auch außerhalb der Mannschaft. Ich denke, dass wir mit unserem Funktionsteam, mit Thomas Herbst als Kopf, bereits jetzt sehr gute Arbeit leisten und unsere gesteckten Ziele erreichen können.

    Wie ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft nach dem ordentlichen Saisonstart?

    Der unglückliche Ausgleich gegen Meuselwitz zaubert uns gerade zwar kein breites Lächeln ins Gesicht, trotzdem ist die Truppe gut drauf. Der Fokus auf die wichtige englische Woche ist erkennbar, dort können wir einiges dafür tun, dass die Stimmung richtig gut wird. Wir wollen in den nächsten Wochen eine Mentalität aufbauen, mit der es für alle kommenden Gegner schwierig wird, gegen uns zu gewinnen. Das ist unser Anspruch!

    Robert Hoyzer

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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