VfL Sportfreunde Lotte 1929, 06. März 2012

 

Auf den Weg zur dritten Liga – FC Schalke 04 II mit 2:0 bezwungen

Dank der Terminierung auf den Freitagabend konnte endlich das Unternehmen ‚Komplettierung der Regionalliga West‘ erfolgreich abgeschlossen werden (wohl wissend, dass der Komplettierungswahn eigentlich für die Füße und allenfalls eine Momentaufnahme ist). Obendrein wollte Sascha vom weinroten Gutmenschenclub aus Hohenschönhausen mit und stellte dafür sogar sein heiliges Kraftfahrzeug zur Verfügung. Da kann man sich theoretisch mal entspannt zurücklehnen, so der erste etwas naive Gedanke. Die fahrerische Gesamtleistung war, um dieses Ergebnis schon mal vorwegzunehmen, befriedigend bis ausreichend: zwar flott auf dem Asphalt unterwegs, sorgten allerdings die zahlreichen Verbote (z. B. Rauchen, Ablage des Gepäcks auf der Rückbank) und Einschränkungen (Pinkel- und Raucherpausen nur alle gefühlten fünf Stunden) für Missbehagen beim Passagier. Auch das angebotene Musikrepertoire konnte zu keiner Zeit überzeugen und dabei waren die absoluten Klassiker (die 3er-CD-Box ‚Die großen Erfolge der Flippers‘) gar nicht an Bord und wurden mehr schlecht als recht mit den Sangeskünsten einer gewissen Helene Fischer kompensiert. Die Olle verfolgt mich diese Saison und seit dem letzten Wochenende wache ich schweißgebadet auf, weil zehntausend Menschen in der Kurve zum Beat von Hier bis Unendlich mit dem Füßen stampfen und dabei in die Hände klatschen.

Aber zurück zum Anfang – 14 Uhr Start in Westberlin und keine zwei Stunden später musste der Fahrer seinen Fuß vom Gaspedal nehmen, da Schneetreiben das zügige Vorankommen behinderte. Aber kaum hatten wir die alte Zonengrenze passiert, verbesserte sich die Wetterlage schlagartig. Eine dreiviertel Stunde vor dem Anpfiff verließen wir Niedersachsen und befanden uns urplötzlich in Lotte. Das Nest ist bekanntlich bekannt für das Autobahnkreuz (A1 meets A30) und liegt im Tecklenburger Land (genau wie Osnabrück, kleiner Insider und das obligatorische hehehehe). Verschlafen ist noch eine wohlwollende Beschreibung für die Stadt ohne Bahnhof und daher steuerten wir auch direkt das Stadion am Lotter Kreuz an (liegt wirklich direkt daneben), welches heutzutage aber auch einen sperrigen und sinnlosen Sponsorennamen trägt. Der Gästeparkplatz lag im Dunklen auf dem Hof eines Bauern und zum Stellplatz unweit des Schweinestalls bekam man für zwei Euro auch einen schicken Parkschein mit Spielpaarungsaufdruck. An der Kasse durften wir dann noch mal unverschämte neun Euro abdrücken, um in den hermetisch abgeriegelten Gästeblock zu gelangen. Der Verein war mir vorher schon nicht sonderlich sympathisch und konnte auch an diesem Abend keine Pluspunkte sammeln. Die Sportfreunde wollen in diesem Jahr in die dritte Liga und da fragt man sich als Traditionalist, ob es sich hier um einen mit Kohle vollgepumpten Emporkömmling handelt oder wirklich ein tragfähiges Konzept dahinter steckt. Die offiziellen Finanzdaten und der Kader sind zumindest für die Regionalliga eher durchschnittlich. Bei einem möglichen Aufstieg müssten der Verein oder die Stadt und/oder die Sponsoren noch ein paar Taler locker machen, damit die Rotz-Arena den Erfordernissen der dritten Liga genügt. Derzeit sind nur drei Seiten für die Zuschauer zugänglich (dafür aber komplett überdacht), während eine Hintertorseite von einer meterhohen Wand, die als Sponsorentafel dient, zusätzlich verschandelt wird.

250 GEstalten versammelten sich im Gästeblock und stellten damit etwa ein Fünftel der Gesamtzuschauer. Die Unterstützung für den geilsten Club in diesem Universum war außerordentlich gut und selbst die beiden Gegentore verdarben nicht den Spaß. Genau genommen geht es auch um rein gar nix, zwei bis drei Teams spielen um den Aufstieg und der Rest um die goldene Ananas. Da haben sich die weltfremden Herren Funktionäre mal was ganz was Dolles einfallen lassen und besser wird es in Zukunft auch nicht werden, wenn es dann unter einer eingleisigen dritten Liga gleich fünf Regionalligastaffeln geben wird. Supportwillige Einheimische waren nicht zugegen und falls doch hat man sie nicht gehört. Egal – Schalke Zwei Null Lotte Eins Zwei – hat trotzdem Spaß gemacht.

stadionbesuch.de

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Geschrieben von:  Marc 04