Rezension, 29. November 2007

 

Blickfang Ultra Ausgabe 5

Wer mit einer neuen Ausgabe von Blickfang Ultra erst im Februar rechnete, darf sich freuen, denn die fünfte kam nicht nur deutlich früher zum Leser, sondern ist auch noch ziemlich gelungen.

Dem Rumgeprolle unter den verschiedenen Gruppen in den letzten Heften konnte mit thematischer Weitsicht größtenteils Einhalt geboten werden. Man merkt aber auch in den Spielberichten, dass man in ‚Ultra-Deutschland’ so langsam zur Einsicht kommt, dass Duelle nicht in Fanzines oder im Internet, sondern im Stadion gewonnen werden.

Aber auch aus fanpolitischer Sicht wird einiges geboten. Highlight dabei sicher die Umfrage unter Ultragruppen aus dem gesamten Bundesgebiet zum Thema Fanprojekte. Zusammenarbeit ja oder nein? Probleme, Abhängigkeiten, Vorteile, alles wird recht anschaulich erläutert und gibt einen interessanten Einblick in andere Szenen.

Außerdem wissen die Storys zu Auslandsthemen zu begeistern. Der Reisebericht aus Argentinien bietet Hintergrundinformationen, die fast schon Grenzgänger-Niveau erreichen und die Reportage zum Thema Repression in Serbien bietet Einblicke, die so wohl nicht jeder bekommt und die eine grausame Realität offenbaren.

Bewegend und für mich aufgrund der Authentizität auch der Höhepunkt des Hefts, ist die Geschichte über den ersten Todesfall durch Polizeigewalt in Polen. 1998 starb der 13-jährige Przemek Czaja am Rande eines Basketballspiels in Slupsk. Ein Zeuge der darauf folgenden bürgerkriegsähnlichen Zustände und der Beerdigung schildert sehr emotional seine Erlebnisse und berührt damit wohl jeden Leser.

Natürlich gibt es in der Heftmitte auch wieder die üblichen Graffiti-Bilder und am Ende die Leserbriefe. Rundum eine gelungene Ausgabe und eine klare Steigerung zum Heft davor. Die dafür aufgerufenen drei Euro sind nicht zu viel verlangt und aufgrund der hochwertigen Aufmachung eine lohnende Investition.

Geschrieben von:  yeti