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  • FC Stahl Brandenburg, 30. März 2008

     

    Ein absolter Sch***-Tag


    Von:  Stephan R.T.

    Schon in den Tagen vor dem Spiel in Seelow standen die Vorzeichen für den FC Stahl Brandenburg denkbar schlecht. Leimbach sollte aus privaten Gründen fehlen, Wilhelm war verletzt, Schimpf musste arbeiten und zu allem Übel wurde Torwart Krüger am Donnerstag ins Krankenhaus eingeliefert. Der FC Stahl reiste also mit dem letzten Aufgebot nach Seelow, aber trotz allem noch mit einer Mannschaft, die an einem guten Tag in der Lage gewesen wäre, Victoria Seelow zu schlagen. Aber der Samstag war kein guter Tag.

    Das erste Ärgernis gab es bereits vor dem Spielbeginn. Zum eigentlichen Zeitpunkt des Anpfiffs lief noch das Vorspiel (!). Währenddessen durften sich die Brandenburger Spieler auf einem vielleicht zwanzig Meter langem und nur gut fünf Meter schmalen, unebenen Rasenstück aufwärmen, auf dem zudem noch ein umgeklapptes Tor im Weg stand und passierende Zuschauer immer wieder störten. Als die spektakuläre Begegnung zwischen Victoria Seelow II und Wacker Herzfelde (5:7) dann beendet war, durften die Brandenburger Akteure endlich auf den Platz, allerdings für nicht mal fünf Minuten. Hier war wohl die Einhaltung des ‚Fahrplans’ wichtiger als die Gesundheit der Spieler. Als es endlich losging, sahen etwa 120 Zuschauer (darunter knapp zwanzig Stahl-Fans) eine durchschnittliche Landesliga-Partie, die von Beginn an hart umkämpft war. Torchancen waren Mangelware. Und wenn es doch einmal so etwas wie eine Gelegenheit gab, pfiff sie der pingelige Schiedsrichter Musick sofort ab. So wunderte es kaum, dass nach einer guten Viertelstunde noch keine wirkliche Torszene passiert war, aber schon vier gelbe Karten auf dem Spielberichtsbogen standen. Die erste Chance des Spiels hatte dann Kahl, dessen schönen Freistoß der gegnerische Torhüter zur Ecke abwehren konnte. Auch Seelow kam zunächst mit einem Freistoß zu einer Gelegenheit, aber der von Jankowski geschossene Ball ging einen Meter über die Querlatte. Nach 22 Minuten kam auch Michél Rall, Debütant im Stahl-Tor, erstmals zum Zug. Einen Schuss von Reiche hielt er souverän, wie auch zwei weitere Versuche in der ersten Halbzeit. Im Gegenzug dann fast das 0:1. Nachtigall spitzelte einem Seelower den Ball weg, sein Schuss wurde jedoch mit einer schönen Fußabwehr gehalten, ebenso knapp wie ein schöner Hanack-Schuss wenig später. Den ersten großen Aufreger – nach vielen kleineren – gab es in der 30. Minute. Stahl-Stürmer Kahl drang in den gegnerischen Strafraum ein, und wurde mit einer klaren Notbremse gestoppt. Doch wo das Regelwerk einen Elfmeter und Rot für den Seelower Gegenspieler vorschreibt, ließ Schiri Musick weiterspielen. Ein ganz knapp neben das Tor gehender Fernschuss von Kahl (37.) war die letzte nennenswerte Aktion vor dem Seitenwechsel.

    Auch nach der Pause passierte lange nicht viel, bis zur 55. Minute. Nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld (von Koch) kam Kahl aus Nahdistanz freistehend zum Schuss. Doch sein Versuch endete kläglich, der Ball ging mehrere Meter über das Tor. Anschließend jedoch wendete sich das Blatt. Wo die dezimierte Stahl-Elf dem Gastgeber bis dato einen Kampf auf Augenhöhe liefern konnte, und sogar die besseren Möglichkeiten hatte, riss nun der Faden, und die Ostbrandenburger wurden besser. Bereits in der 60. Minute wäre fast das 1:0 gefallen. Rall war schon überwunden, aber Bauer konnte auf der Linie noch klären. Fünf Minuten später gab es auf der Gegenseite eine erneute Szene, die elfmeterwürdig war. Der sich schön freigelaufene Hanack wurde mit einem Foul (auf der Strafraumgrenze, die bekanntlich zum Strafraum gehört) gestoppt, doch auch hier blieb die Pfeife von Musick stumm. Das Tor fiel dann auf der anderen Seite. Aus mehr als 30 Metern lief Goalgetter Jankowski zum Freistoß an. Stahl-Keeper Rall konnte diesen sehr schön parieren, jedoch senkte sich der Ball hinter ihm noch ins Tor. Nur sechs Minuten später fiel die Entscheidung. Wieder war es ein Freistoß, wieder war Rall noch dran. Diesmal wirkte der junge Stahl-Keeper nicht ganz schuldlos. Jedoch müssen sich auch seine Vorderleute fragen lassen, warum sich nur zwei Spieler in die Mauer stellen. Anschließend hatte Stahl der drohenden Niederlage nicht mehr viel entgegenzusetzen. Spätestens jetzt zeigte sich, wie sehr Spieler wie Wilhelm und Schimpf fehlen. Bis auf einen Fernschuss von Kräuter (77.) und einen Freistoß von Bauer (86., streifte noch die Latte), war die Mannschaft zu nennenswerten Offensivaktionen nicht mehr in der Lage. Stattdessen ließen sich einige Spieler immer mehr auf Provokationen ein, und schwächten mit unnötigen gelben Karten das Team. Seelow dagegen tat nichts mehr, konnte nur noch durch einen weiteren Jankowski-Freistoß für Gefahr sorgen, den Rall aber entschärfte. Nach dreiminütiger Nachspielzeit pfiff der Schiri dann ab.

    Fazit: In einem lange ausgeglichenen Spiel tat der Gastgeber in der letzten halben Stunde mehr. Auch wenn die Seelower bis auf eine Szene nur durch Standardsituationen gefährlich wurden, war ihr Erfolg am Ende nicht unverdient. Zu wenig kam einfach nach dem 0:1 von Stahl, zu wenig wurde sich gegen die Niederlage aufgebäumt. Das Ergebnis am Schiedsrichter festzumachen, wäre falsch. Jedoch hätte die Partie nach anderen Entscheidungen bei den nicht gegebenen Strafstößen auch vollkommen anders laufen können, so dass Musick an der Niederlage durchaus seinen Anteil hatte. Auch ansonsten ließ er über 90 Minuten lang eine klare Linie vermissen und zerstörte durch sinnlose Entscheidungen auf beiden Seiten immer wieder den Spielfluss. Das war bei Weitem nicht landesligatauglich! Nichtsdestotrotz wurde erneut das Problem sichtbar, mit dem sich Stahl schon über weite Strecken der Saison herumschlägt: Es fehlt ein erfahrener Torjäger, der die sich bietenden Chancen auch mal eiskalt nutzt. Denn Möglichkeiten gab es auch in Seelow wieder einige. Sollte dieses Manko nicht abgestellt werden, ist Stahl in der nächsten Woche im Spitzenspiel gegen den FC 98 Hennigsdorf chancenlos. Und ja, es ist ein Spitzenspiel. Denn da keiner der Verfolger gestern gewinnen konnte, steht Stahl weiterhin auf dem dritten Rang.

    Noch ein Wort zu den Gastgebern. Dass Seelow etwas ‚anders’ ist, haben wir ja schon in den letzten Spielen und bei der jeweiligen Nachbetrachtung im Internet feststellen können. Hier ist Fußball noch Klassenkampf, auch wenn es längst keinen Klassenfeind mehr gibt, hier gibt es noch das berühmte, gallische Dorf. Trotzdem sollte man sich in Seelow mal mit Spielern, Trainern und Ordnern zusammensetzen, ob man, obwohl es alle 14 Tage ein Gegner wagt, ins gallische Dorf einzudringen, diesen nicht doch mit wenigstens etwas Respekt und nur halb soviel Sportsgeist behandelt, den man anderswo gern lautstark einfordert. Dann kommen vielleicht auch zu den Heimspielen irgendwann wieder mehr Zuschauer. Aber zum derzeitigen Zeitpunkt wirkt vieles bei der Victoria auf Außenstehende nur abschreckend.

    Der FC Stahl Brandenburg spielte mit: Rall – Bauer (G), Koch, Sommerlatte, Kräuter – Wegner, Nachtigall, Hanack (ab 73. Schumacher) – Kahl (G), Taube (G), Tarnow (G, ab 76. Hoffmann)

    Zuschauer: ca. 120, darunter 18 Stahl-Fans (davon einer noch im Mutterleib)
    Tore: 1:0 Jankowski (67.), 2:0 Zychowicz (73.)

    Jörg Pochert

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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