Fankultur, 21. März 2025
Fahnen gehören seit Jahrzehnten zur Fankultur im Fußball und sind ein zentrales Mittel zur Unterstützung des eigenen Vereins. Ob im Stadion, bei Auswärtsfahrten, bei Fanmärschen oder im heimischen Umfeld – das Schwenken von Fahnen zeigt die tiefe Verbundenheit mit der eigenen Mannschaft und den Farben des Klubs. Besonders in Fanblöcken schaffen Fahnen eine imposante Atmosphäre und sind oft das optische Alleinstellungsmerkmal einer aktiven Fanszene.
Das Schwenken von Fahnen ist eine jahrzehntelange Tradition in Fußballstadien weltweit. Große Schwenkfahnen, kleine Handfahnen oder die für Ultras und Fangruppierungen besonders wichtigen Zaunfahnen sind fester Bestandteil der Kurvenkultur. Sie symbolisieren Zugehörigkeit, Stolz und Unterstützung des Klubs und werden entsprechend gegen Entwendung und Beschädigung verteidigt.
Ein besonderes Beispiel für den kreativen Einsatz von Fahnen zeigt sich regelmäßig bei Choreografien in den Kurven. Hier werden hunderte bis tausende Fahnen eingesetzt, um ein beeindruckendes Gesamtbild zu erzeugen. Ein berühmtes Beispiel ist die Südtribüne von Borussia Dortmund, die regelmäßig in ein schwarz-gelbes Fahnenmeer getaucht wird. Auch andere Vereine, insbesondere mit großen Ultragruppierungen in Italien und Argentinien, sind für ihre Fahnenkultur bekannt.
Das Fahnenmeer auf der Dortmunder Südtribüne. Foto: suesun (pixabay.com).
„Mal ganz ehrlich: Schaut mal in die Süd, wenn da VW-Stadt, Hoppenheim oder Ingolstadt kommen! Die schwenken 90 Minuten. Drum herum stehen 500 Mann, und man hört nichts. Da sieht das schon lächerlich aus. Man kann soviel schwenken, wie man will: der Support wird nicht besser, das Selbstbild vielleicht, aber mehr auch nicht“, gibt es jedoch auch kritische Stimmen zum Dauerschwenken von Fahnen während des Spiels.
Zaunfahnen nehmen eine besondere Rolle ein. Diese hängen über den Stadionzäunen und repräsentieren spezifische Fangruppen. Ihr Verlust durch gegnerische Fans wird als schwere Demütigung angesehen. Daher sind sie nicht nur ein optisches, sondern auch ein identitätsstiftendes Element der Fanblöcke.
Trotz der kulturellen Bedeutung unterliegt der Einsatz von Fahnen in vielen Stadien Beschränkungen. Während kleine Fahnen meist problemlos mitgebracht werden dürfen, gelten für große Schwenkfahnen und Zaunfahnen oft strenge Regeln. Diese betreffen unter anderem die Größe, das Material der Fahnenstangen oder die Platzierung innerhalb des Blocks.
In einigen Stadien müssen Fans sich registrieren oder sogar ihre Personalien angeben, wenn sie größere Fahnen mitbringen möchten. Der Grund liegt vor allem in Sicherheitsbedenken, da große Fahnen anderen Zuschauern die Sicht nehmen oder in unübersichtlichen Situationen potenzielle Konflikte begünstigen können. In Deutschland gibt es daher klare Stadionordnungen, die den Fahnengebrauch regeln.
In vielen Fanszenen gibt es klare Regeln, was das Aufhängen von Zaunfahnen betrifft. Dazu äußerten sich einst die Ultras Dynamo wie folgt: „Die Zaunfahne und ihre Geschichte, Wertigkeit und Bedeutsamkeit wird geachtet und mittels der Position im Fanblock respektiert. Das bedeutet, dass besondere Fahnen immer an den ‚besten‘ Stellen hängen. Wie drückt sich die ‚Wertigkeit‘ einer Zaunfahne aus? Zaunfahnen, die immer und überall dabei sind, haben eine höhere Wertigkeit als die, die nur ab und zu bei Heimspielen hängen. Hauptfahnen eine höhere als Sektions- oder Mottofahnen. Alte mehr als neue. Handgemalte mehr als gedruckte. Je länger eine Fahne dabei ist und je öfter sie hängt, desto näher darf sie in die Blockmitte. Neue Fahnen müssen sich dieses Privileg (!) immer erst erarbeiten. Sie dürfen deshalb am Anfang nur an den Rand des Blockes. Hängt die Fahne oft, dann hat sie ganz automatisch bessere Plätze verdient. Zu ergänzen ist dabei noch, dass sich in der Blockmitte selbst üblicherweise die tonangebende Gruppierung einer Fanszene versammelt. Da diese ihren Verein hinter der Fahne unterstützen, die sie in jedem Moment ehren und verteidigen, befindet sich eine solche Hauptfahne immer in der Mitte des Fanblockes und wird notfalls auch über bereits hängende Fahnen drüber gehangen.“
Eine Fahne von Dynamo Dresden weht im Wind. Foto: jorono by pexels.com.
Nicht nur in den Stadien, sondern auch im privaten Bereich spielen Fahnen eine wichtige Rolle. So entscheiden sich viele Fans dafür, ihre Vereinszugehörigkeit auch in heimischen Gefilden sichtbar zu machen, indem sie Banner an die Balkonbrüstung hängen oder einen Fahnenmast im Garten aufstellen. Dies ist besonders bei Anhängern von der Traditionsvereine sehr verbreitet, die damit ihre Leidenschaft auch außerhalb der Spieltage demonstrieren möchten.
Neben einem sicher aufgestellten Fahnenmast ist es jedoch ebenso wichtig, die Vereinsfahne gegen unliebsame Gäste zu sichern. Regelmäßig werden diese nämlich von rivalisierenden Fans gestohlen. Vor wenigen Tagen ist zum Beispiel aus einem Vorgarten in der Eifel eine Hannover 96-Fahne entwendet worden. Laut Polizeibericht fuhren die schwarzgekleideten Täter mit einem Auto vor, holten die schwarz-weiß-grüne Fahne vom Mast und verbrannten diese später auf einem Parkplatz in Ahrbrück. Auch kommt es immer wieder zu Streitigkeiten vor Gericht, wenn sich Nachbarn vom Anblick ‚feindlicher‘ Vereinsfarben gestört fühlen.
Ein besonders schöner Anblick bietet sich dagegen, wenn ganze Straßenzüge mit Fahnen in Vereinsfarben geschmückt sind, insbesondere vor wichtigen Spielen oder Derbys. Wenn dann eine ganze Stadt symbolisiert, hätten dem eigenen Klub zu stehen.
Fahnen sind ein essenzieller Bestandteil der Fankultur – sowohl in den Stadien als auch im privaten Bereich. Während sie in den Fanblöcken für eine unvergleichliche Atmosphäre sorgen und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe unterstreichen, ermöglichen sie es Fans im privaten Raum, ihre Vereinsliebe über das Stadion hinaus zu zeigen. Trotz verschiedener Einschränkungen bleiben Fahnen gerade auch in der heutigen Zeit ein unverzichtbares Symbol der Fußballbegeisterung und Fanidentität.
Geschrieben von: Stephan R.T.
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