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  • BFV, 21. Januar 2022

     

    Interview mit Prof. Dr. Werner Krutsch und Prof. Dr. T im Meyer über die Corona-Impfung


    Von:  Stephan R.T.

    Die Corona-Impfung ist und bleibt eines der vieldiskutierten Themen dieser weiter von der Pandemie dominierten Tage. Nach wie vor hinkt Deutschland im Ländervergleich bei der Impf-Quote hinterher. Nicht alle, die sich bislang den Pieks nicht geholt haben, sind indes militante Impfverweigernde. Es gilt auch hier, klar zu differenzierten: Einige haben schlicht Vorbehalte, was eine etwaige Impfreaktion, Nebenwirkungen und mögliche Langzeitfolgen anbelangt. Im Interview mit dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) räumen BFV-Doc Prof. Dr. Werner Krutsch und Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, mit Falschmeldungen und Verschwörungstheorien auf und erklären, warum selten auftretende Nebenwirkungen kein ausreichendes Argument gegen eine Impfung sind – und warum Fußball im Freien auch jetzt wichtig und richtig ist.

    Impfen und Boostern sind – auch bei der Omikron-Variante – die einzige Möglichkeit, um das Risiko schwerer Corona-Erkrankungen drastisch zu reduzieren. Dennoch gibt es nach wie vor viele Impfskeptiker*innen im Land. Wie seht ihr das?

    Tim Meyer: Es ist schade, wenn eine leider doch recht hohe Zahl erwachsener Bürgerinnen und Bürger der Wissenschaft so misstraut. Allerdings scheint mir das kein Corona-spezifisches Phänomen zu sein, sondern auch ein wenig der Trend der Zeit. Dazu muss man nur in die Welt schauen und die zunehmenden Probleme erkennen, die Gesellschaften mit einer gemeinsamen Wahrheit haben. Aus meiner Sicht bringt es aber wenig, die Impfunwilligen zu verunglimpfen. Letztlich kann es nur darum gehen, Überzeugungsarbeit zu leisten für eine Angelegenheit, die fachlich aus meiner Sicht vollkommen klar ist: Es sind die Impfungen, die für uns als Gesellschaft die Pandemie beenden werden und sonst nichts.

    Werner Krutsch: Eine gewisse Skepsis finde ich generell nicht schlimm, wenn man sich den Fakten und Zahlen stellt, die Forschung akzeptiert und auf dieser Basis daraus seine Schlüsse zieht. Wir sind hier aber schon viel weiter als noch zu Beginn der Pandemie.

    Viele Impfskeptiker*innen führen auf Nachfrage die Angst vor Nebenwirkungen ins Feld, in den sozialen Netzwerken kursieren zudem auch Behauptungen, Fußballer*innen würden nach der Impfung auf dem Platz reihenweise kollabieren. Ist da etwas dran?

    Meyer: Kurz und knapp: Da ist gar nichts dran! Manchmal ist es nervig, den ganzen gezielt gestreuten Falschmeldungen hinterherzulaufen. Da wir das FIFA-Register für plötzliche Todesfälle betreiben, hatten wir natürlich viele derartige Anfragen. Hinweise auf vermehrte medizinische Probleme bei Fußballspielern und Fußballspielerinnen oder gar häufigere Todesfälle liegen nicht vor.

    Krutsch: Ich wurde auch schon mit dieser Thematik konfrontiert. In dieser einmaligen Situation kommen eben solche Themen immer wieder hoch und verbreiten sich vor allem in den sozialen Netzwerken rasant schnell. Wir bleiben jedenfalls bei den wissenschaftlichen Fakten und den Erfahrungen des Alltags aus den letzten 22 Monaten – und daraus lassen sich derlei Behauptungen nicht belegen. Nur basierend auf diesen Prinzipien geben wir unsere Empfehlungen zum Gesundheitsschutz unserer Spieler und Spielerinnen heraus.

    Wie wahrscheinlich sind – neben eher milden Impfreaktionen – schwere Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündungen?

    Meyer: Herzmuskelentzündungen sind als Impfnebenwirkung sehr selten und sie scheinen auch meist harmlos zu verlaufen. Viel häufiger treten sie hingegen als Komplikation bei einer Erkrankung mit dem Coronavirus auf. Viele sogenannte „Totimpfungen“, die wir lange kennen, z. B. Tetanus, haben wohl ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als die Corona-Impfungen, aber die Bedrohung durch dieses Virus ist auch vielfach größer. Aus meiner Sicht ist die Angst vor Nebenwirkungen deshalb kein auch nur annähernd ausreichendes Argument gegen eine Impfung.

    Krutsch: Die Impfung, ihre Wirkung und mögliche Nebenwirkungen konnten mittlerweile bei Milliarden Menschen beobachtet werden, das heißt hier liegen fundierte Forschungsergebnisse vor, an die wir uns halten können. Die Impfreaktionen laufen erfreulicherweise in hoher Prozentzahl sehr mild ab.

    Wie sieht es mit Langzeitfolgen aus – die hatte der mittlerweile geimpfte Joshua Kimmich lange Zeit als Grund für sein Zögern was die Corona-Impfung anbelangt, geäußert?

    Meyer: Die gibt es im eigentlichen Sinne nicht. Auch Auswirkungen auf Fruchtbarkeit oder die Wahrscheinlichkeit von Schwangerschaften sind nicht zu befürchten. Eine Corona-Erkrankung kann derartige Probleme aber schon hervorrufen. Manchmal werden sehr seltene Nebenwirkungen erst spät entdeckt, weil man sie anfangs nicht der Impfung zuordnet. Aber dabei handelt es sich wirklich um absolute Raritäten.

    Krutsch: Auch hier möchte ich den Vergleich zum unkontrollierten Kontakt mit dem Virus ziehen, denn hier sind mögliche Folgen deutlich unkalkulierbarer als bei jeder Impfung.

    Was genau ist eigentlich der Unterschied zwischen den neuen mRNA-Impfstoffen und den klassischen Totimpfstoffen?

    Meyer: Vereinfacht gesagt werden Totimpfstoffe gespritzt und enthalten direkt das sogenannte ‚Antigen‘, das heißt, jenes Molekül, gegen das der Körper eine Abwehrreaktion entwickeln soll. Die mRNA-Impfstoffe veranlassen die körpereigenen Zellen erst zur Produktion dieses Antigens. So unterschiedlich sind sie in der Wirkweise also letztlich gar nicht. Wichtig ist: mRNA-Impfstoffe dringen nicht in den Zellkern ein – und sie ändern auch nicht das Erbgut. Das kann man ausschließen.

    Krutsch: Es ist davon auszugehen, dass solche modernen Impfstoffe in Zukunft vermehrt angewandt werden – auch im Kampf gegen andere Krankheiten. Zumindest aus dieser Perspektive betrachtet hatte Corona auch einen positiven Effekt – auch wenn wir auf die Pandemie natürlich dennoch gerne verzichtet hätten.

    Wie sollten sich Amateurfußballer*innen nach der Impfung verhalten? Wie lange sollte eine Sportpause dauern?

    Meyer: Es droht in der Regel keine längere Sportpause. Ein paar Tage Schonung werden eher aus allgemeiner Vorsicht empfohlen. Wer keine Nebenwirkungen hat, kann eigentlich sehr schnell wieder trainieren. Sportliche Aktivität in moderater Intensität ist der Immunantwort einer Impfung eher zuträglich. Jede Nebenwirkung sollte jedoch zur Vorsicht mahnen, solange sie anhält.

    Krutsch: Diese Erfahrung kann ich teilen, denn nicht nur bei den Jugendlichen und Profis in unserem Verein, sondern auch bei den Alten Herren waren höchstens zwei Tage lang Symptome vorhanden und diese waren sehr mild.

    Wann dürfen Fußballer*innen nach einer Infektion mit Covid-19 wieder Fußball spielen? Und an was müssen sie dabei denken?

    Meyer: Nach einer Covid-Infektion mit Symptomen sollte eine ärztliche Untersuchung stattfinden, bevor man auf den Platz zurückkehrt. Im Falle fehlender Symptome, also quasi eines positiven Abstrichs, sollten mindestens 14 Tage Pause ohne intensive Belastungen eingehalten werden. In der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin wurden bereits im Mai 2020 entsprechende Empfehlungen veröffentlicht.

    Krutsch: Bezüglich der Verletzungsprävention ist daran zu denken, dass sowohl nach einer Quarantäne als Kontaktperson von manchmal bis zu 14 Tagen, als auch besonders bei symptomatisch abgelaufener Infektion, ein zur Vermeidung von Verletzungen eher schrittweiser Belastungsaufbau erfolgen sollte.

    Bis auf wenige Ausnahmen gingen die Impfungen im Profifußball relativ geräuschlos über die Bühne. Musste hier viel Überzeugungsarbeit geleistet werden?

    Krutsch: Unseren Informationen nach nicht, denn wie die Gesamtbevölkerung haben auch die Profis auf den ersehnten Impfstoff gewartet. Natürlich gibt es auch im Profifußball – ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung – Impfskeptiker, aber diese sind im Laufe der Zeit immer weniger geworden und das hat ja auch etwas mit Aufklärungsarbeit zu tun. Der Profifußball hat eine Impfquote von über 95 Prozent.

    Meyer: Mein Eindruck ist, dass hier die Mannschaftsärzte einen tollen Job gemacht haben. Sie sind sehr nah an den Spielerinnen und Spieler und haben bei ihnen eine sehr große Glaubwürdigkeit. Das hat an dieser Stelle enorm geholfen.

    Eure Empfehlung für die Amateurfußballer*innen für das Fußballjahr 2022?

    Krutsch: Spielt Fußball! Geht raus an die frische Luft, hier ist eine Ansteckung kaum möglich. Unabhängig von kommenden Inzidenzen, die keiner vorrausagen kann, können wir als Outdoor-Sport mit Hygienekonzepten und Disziplin für den Kabinenbereich den Spielbetrieb erfolgreich bestreiten. Diese Regeln sollten dann aber auch eingehalten werden.

    Meyer: Bleibt verantwortungsvoll im Umgang mit der Pandemie und spielt trotzdem Fußball. Die Gefahr ist überschaubar, wenn man sich an die bekannten Grundregeln hält.

    Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) respektiert die aktuell noch im Erwachsenenbereich geltende 2G-Regelung, stellt aber ebenso klar und deutlich fest, dass ein uneingeschränkter Spielbetrieb wieder möglich sein muss, sobald dies vertretbar ist – insbesondere dann, wenn die Ansteckungszahlen nach der nun herrschenden ansteckenderen Variante wieder sinken sollten. Bliebe es bei den jetzt geltenden staatlichen Vorgaben, die einen Spielbetrieb im Frühjahr 2022 ausschließlich für Geimpfte und Genesene (2G-Regelung im Freien) zulassen würden, sieht sich der Verband dazu verpflichtet, dies auch in der Spielorganisation umzusetzen. Hinweis: Für minderjährige Schüler*innen gibt es aktuell bereits eine Befreiung von der 2G-Pflicht beim Fußball.

    Fabian Frühwirth

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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