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Festschrift – 25 Jahre Tornados Rapid
352 Seiten voller Leidenschaft über die Fanszene des SK Rapid Wien.
  • Düsseldorfer TSV Fortuna 95, 11. Januar 2008

     

    Interview mit dem Supporters Club Düsseldorf 2003 Teil 1


    Von:  yeti

    Sportlich verlief die Hinrunde für Fortuna Düsseldorf sehr gut, aber dennoch entließ man Trainer Uwe Weidemann noch vor dem Jahreswechsel. Auch auf den Rängen tat sich Einiges. Was genau fand die-fans.de im Gespräch mit Dagmar Starke, Vorsitzende des Supportersclub Düsseldorf 2003 e.V. heraus:

    Dagmar, Du bist Mitglied im Supporters Club Düsseldorf 2003 e.V.. Kannst Du uns kurz Eure etwaige Größe und Eure Grundausrichtung schildern? Wie kam es zur Gründung, was habt Ihr schon geschafft, was sind Eure Ziele?

    Der SCD hat knapp 600 Mitglieder. Wir verstehen uns als Dachverband und politische Vertretung der Faninteressen gegenüber dem Verein Fortuna Düsseldorf, der Stadt und der allgemeinen Öffentlichkeit. Es ist unser Ziel, die Fanszene aktiv mitzugestalten und Aktionen der Kurve zu unterstützen.

    Gegründet wurde der SCD, weil es bis dahin keine echte Interessenvertretung gab. Wir haben erreicht, dass wir vom Verein als ernsthafter Gesprächspartner wahrgenommen werden. So werden wir bei vielen Fragen (leider noch nicht allen) im Vorfeld mit einbezogen, u.a. auch bei der Preisgestaltung im ‚bunten Schuhkarton’. Hier konnten wir günstigere Konditionen für junge Fans erwirken, die so zunächst nicht vorgesehen waren.

    Wir stellen einen Fanbeauftragten, der von der Mitgliederversammlung des SCD gewählt wird, sprechen immer wieder kritische Themen im Verein und in der Öffentlichkeit an und beteiligen uns als Vereinsmitglieder von Fortuna Düsseldorf auch durch unbequeme Fragen und Statements an der Vereinspolitik. Unser Ziel ist es, eine lebendige Fankultur aufrechtzuerhalten und weiter zu fördern und Elemente des modernen Fußballs (Kommerzialisierung) so gering wie möglich zu halten. Dass uns das nicht immer gelingt, ist leider offensichtlich. Eines unserer Ziele ist es auf jeden Fall, zu verhindern, dass Fußball zu einem modernen Event wird und der Sport in den Hintergrund gerät.

    Unbequeme Fragen habt Ihr dem Verein sicher auch zur Stadionproblematik gestellt. Der ‚bunte Schuhkarton’ ist offensichtlich nicht nur zu groß, sondern für den Verein auch eine gute Vermarktungsmöglichkeit. Auf den Eintrittskarten für den ‚bunten Schuhkarton’ steht ‚Einfach Fußball’. Könnte man das nicht viel glaubhafter im kürzlich erst zurück gebauten Paul-Janes-Stadion vermitteln?

    Die Arena ist ein extrem heikles Thema aus verschiedenen Gründen. Zuvorderst gehört die Arena nicht Fortuna Düsseldorf, ja der Verein war nicht einmal an den Planungen beteiligt. Das merkt man u.a. an den fehlenden Stehplätzen, bisher ist es zum Beispiel nicht einmal möglich, einen Bereich je nach Bedarf umzurüsten. Wir haben uns dann mit einer Stehplatzinitiative und Architekten sowie Bauingenieuren für Stehplätze eingesetzt. Diese Initiative wurde erst durch ein Gutachten gestoppt, mit dem die Betreibergesellschaft belegte, dass Stehplätze nur durch einen kompletten Neubau inkl. Verstärkung des Fundamentes der Südtribüne realisierbar wären. Ob das so zutrifft, wagen wir mittlerweile zu bezweifeln, da die Baupläne auch andere Schlüsse zulassen. Allerdings hat man uns Stehplätze für die zweite Liga versprochen; sarkastisch formuliert ist es also nur noch eine Frage der Zeit.

    Die Arena war von unserem Oberbürgermeister, der bedauerlicher Weise auch Aufsichtsratsvorsitzender von Fortuna Düsseldorf ist, gewollt. Der Bau hat unendlich viele Gelder verschlungen und die Bürgerinnen und Bürger zahlen jährlich eine höhere siebenstelllige Summe, da die Arena keineswegs ausgelastet ist und sich selbst trägt. Deshalb kam Fortuna Düsseldorf irgendwann ins Spiel, weil die Betreibergesellschaft (mittlerweile auch städtisch dominiert) festgestellt hat, dass es gar keinen so großen Bedarf für eine Mehrzweckarena dieser Größenordnung gibt. Zum einen liegt das daran, dass die Zahl der Großevents insgesamt nicht zunimmt und sich andere Hallen etabliert haben, zum anderen ist nicht nur mit Blick auf den Sport Fortuna nicht gehört worden, sondern auch hinsichtlich der Mehrzwecknutzung die Veranstaltungsbranche bei der Planung außen vor geblieben. Die Dachlast in der Arena entspricht zum Beispiel bei weitem nicht der in anderen Mehrzweckhallen. Das hat zur Folge, dass bei Konzerten viel zusätzliches Bühnenbau-Equipment benötigt wird, um überhaupt Ton und Licht in notwendiger und gewünschter Menge zu installieren. Da sich die Auslastung als schwierig herausstellte, wurde man seitens der Stadt aufmerksam auf den Fußball und flugs war entschieden, dass eine Landeshauptstadt natürlich einen Verein in der Profiliga haben sollte.

    Tja, jetzt (und das seit Jahren) versucht man, unseren Aufstieg herbeizureden. Dass das Ganze auch eine finanzielle Frage ist, wird schon mal gerne ignoriert und leider gibt es nur wenige aufrechte, die den Finger immer wieder in diese Wunde legen. Der Verein muss in der Arena spielen, einerseits weil das von Aufsichtsratsvorsitzenden so gewünscht ist (und warum der das durchsetzen kann, ist eine ganz eigene Geschichte - siehe Hauptsponsoren von Fortuna Düsseldorf usw.) und andererseits fasst das Paul-Janes-Stadion leider eben nur knapp 6.000 Leute. Eine Zeitlang waren dort marodierende Zusatztribünen aufgebaut, für die der Verein zusätzliche Miete an die Stadt entrichten musste, aber die sind nun wieder weg. Das Paul-Janes-Stadion ist in seiner jetzigen Form schlicht zu klein. Allerdings gibt es ein Modell für einen Umbau, der leider dank Arena nicht zustande gekommen ist. Die Umsetzung dieses Modells hätte aus dem Flinger Broich ein echtes Schmuckkästchen gemacht, aber das war seitens des OB nicht erwünscht. Denn der plante ja bereits die Arena. Du siehst, es ist eine Menge Filz mit der man sich auseinandersetzen muss, wenn man erst einmal anfängt, dieses Thema zu bearbeiten.

    ‚Einfach Fußball’ ist Teil einer Werbekampagne, mit der durch Großplakate etc. für die Spiele von Fortuna Düsseldorf geworben wird. Große Teile der aktiven Fanszene mögen die Arena nicht, weil sie für alles steht, was wir am Event Fußball kritisieren. Wir müssen uns zwangsläufig mit diesem Kasten arrangieren. Es gibt aber auch einzelne Personen, die die Arena meistens boykottieren. Ob sie das durchhalten würden, wenn unsere ‚Lieblingsgegner’ kämen, darf man allerdings hinterfragen. Gegen Rot-Weiss Essen ward auch der ein oder andere von ihnen gesehen. Ich respektiere das, aber ich möchte persönlich nicht darauf verzichten, meinen Verein zu sehen und zu unterstützen.

    Zuletzt hatten die mitgereisten Anhänger des 1. FC Union Berlin Probleme mit dem Sicherheitsdienst in Eurem ‚bunten Schuhkarton’. Beleidigungen waren mehrfach zu vernehmen und sogar ein Elektroschocker kam zum Vorschein. Wie ist euer Verhältnis zum Ordnungsdienst und hattet Ihr schon ähnliche Probleme?

    Es gibt bei uns zwei Ordnungsdienste, den Klüh-Sicherheitsdienst der Arena, mit dem ihr leidvolle Kontakte hattet, und unsere Fortuna-Ordner.

    Das positive zuerst: Mit unseren Fortuna-Ordnern hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit entwickelt. Sie haben immer ein offenes Ohr, setzen sich für uns ein, gehen sogar soweit, dass sie unseren Geschäftsführer bitten, sie mit zum Auswärtsspiel zu schicken, weil sie uns einfach kennen und die Emotionen leichter in den Griff zu bekommen sind, wenn ein/e bekannte/r Ordner/in gegenüber steht. Die großartigste Aktion war sogar einmal, dass sie einen Bereich, in dem Ultras Düsseldorf sonst stehen und der aus Boykott gegen den Trainer mit Flatterband abgesperrt war, ‚geschützt’ haben und andere daran gehindert haben, den Boykott zu unterwandern. Aber auch wenn wir auswärts Polizeiwillkür ausgesetzt sind, kümmern sie sich geradezu liebevoll um uns und erkundigen sich sogar hinterher noch, ob es einem wieder gut gehe. Im Rahmen der FARE-Woche haben wir für unsere Ordner auch einmal eine Schulung organisiert, bei der es um rechte Symbole und Marken geht. Unsere Einsatzchefin war so begeistert, dass sie ihre 50 Ordner dazu eingeladen hat, die alle gekommen sind und sich aktiv an der Veranstaltung beteiligt haben.

    Tja, und dann gibt es eben die Klüh-Ordner, mit denen wir auch immer wieder schlechte Erfahrungen machen. Das fängt bei den Einlasskontrollen an, wo kleine Babies aus den Kinderwagen gezerrt, fünfjährige intensiv abgetastet werden, und Frauen sich im Intimbereich einer besonderen Tastuntersuchung unterziehen dürfen. Unsere Arbeitskarten müssen wir (fast) bei jedem Heimspiel neu erläutern (obwohl sie für eine Saison ausgestellt sind), die DFB-Karten der Fanbeauftragten werden regelmäßig nicht erkannt usw. Gleichzeitig schaffen Leute es aber auch, mit einem Glas Bier in der Hand (!) die Kontrollen zu passieren, ohne es zu verstecken. Es gibt unheimlich oft Diskussionen um den kleinsten Mist, etwa wenn wir unsere Zaunfahnen (sorry) mit zu einem Auswärtsspiel genommen haben und diese dann wieder in die Arena gebracht werden. Es gab auch mal ‚schwarze Sheriffs’ (so habe ich sie zumindest genannt): Eine ‚schnelle Eingreiftruppe’, die der Sicherheitschef der Arena persönlich dazu gebucht hatte. Quadratisch, praktisch und gar nicht gut.

    Sie fielen natürlich auf, weil man sie direkt bei uns im Fanblock postiert hatte. Ganz in schwarz, mit Lederhandschuhen und Kabelbindern ausgestattet. Wir haben uns dann erkundigt und die Erläuterung ‚schnelle Eingreiftruppe’ bekommen, so als wäre es das Natürlichste der Welt. Beim Verein haben wir sofort darauf hingewirkt, dass diese Typen erstens auch Ordnerleibchen tragen müssen und zweitens nicht mehr bei uns im Block eingesetzt werden. Paul Jäger, unser Geschäftsführer, hat dieses Anliegen umgehend unterstützt, seitdem habe ich sie bei uns im Block nicht mehr gesehen. Würden jemals Elektroschocker gegen uns eingesetzt, gäbe es eine Menge Anwälte in unseren Reihen, die sich dieser Sache sofort annehmen würden. Völlig inakzeptabel. Ich würde mir wünschen, dass Union Berlin das auch in aller Deutlichkeit gegenüber Fortuna Düsseldorf zum Ausdruck bringt. Und auch, dass die Ordner euch beleidigt haben, solltet ihr Fortuna mitteilen. Ich ärgere mich immer, wenn z.B. in MD (Anm.d.Red.: Magdeburg) die Ordner so lange provozieren, bis unsere Dünnhäutigeren schon fast über den Zaun gehen. Ich werde diese beiden von dir genannten Punkte auf jeden Fall auch noch einmal ansprechen. Eigentlich vergeht kein Gespräch, wo wir uns nicht über diese Ordner beschweren leider. Ein leidiges Thema.

    Teil 2 des Interviews, bei dem es dann um das Verhältnis zu den ‚Ultras Düsseldorf’, die AG Polizei- und Ordnungsdienstwillkür und die Vorfälle in Essen geht, lest ihr dann am Montag bei die-fans.de.

    Geschrieben von:  yeti

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