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Festschrift – 25 Jahre Tornados Rapid
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  • Düsseldorfer TSV Fortuna 95, 14. Januar 2008

     

    Interview mit dem Supporters Club Düsseldorf 2003 Teil 2


    Von:  yeti

    Nachdem es im ersten Teil des Interviews mit dem Supportersclub Düsseldorf vorrangig um den Verein selbst ging, soll nun im zweiten Teil der Umgang mit den Ultras, der Polizei und szeneinternen Problemen beleuchtet werden.

    Wie ist Euer Kontakt zu den jungen Wilden rund um die Ultras Düsseldorf?

    Ultras Düsseldorf sind zum größten Teil Mitglieder im SCD, engagieren sich im Vorstand. Die Aktiven im SCD und UD haben ein enges Verhältnis zueinander. Wir veranstalten ein gemeinsames UD-Turnier/SCD-Sommerfest und meist eine Party zum Ende des Jahres. Wie Du Dir vorstellen kannst, haben manche von uns zwei Hüte auf, deshalb sind die Diskussionen innerhalb des Vorstandes sehr intensiv und die Konsensfindung zeitaufwändig. Aber wir alle schätzen diese Auseinandersetzung im positiven Sinne.

    Wie geht Ihr mit Vorfällen, wie denen beim Auswärtsspiel in Essen um, als das Spiel nach dem exzessiven Zünden von diversen pyrotechnischen Erzeugnissen kurz vorm Abbruch stand? Eine schmerzhafte Geldstrafe für den Verein wird wohl auch noch folgen.

    Klar ist, dass wir uns als SCD von den Vorfällen distanzieren, insbesondere das Werfen von Bengalen auf den Platz und das Abschießen von Leuchtspurmunition verurteilen wir. Völlig inakzeptabel ist für uns, dass nach der ersten Spielunterbrechung tatsächlich weiter gezündet wurde und erneut ein Bengalo auf den Platz flog. Hier wurde von den handelnden Personen bewusst eine massive Schädigung des Vereins in Kauf genommen. Hätte der Schiedsrichter das Spiel wirklich abgebrochen, wäre neben der Strafe auch noch der Punkt verloren gewesen.

    Ich bin abgesehen davon überzeugt, dass der Schiedsrichter in erster Linie aus Sicherheitserwägungen das Spiel wieder angepfiffen hat. In dem völlig überfüllten Essener Gästeblock (die Personenkontrollen waren ein Scherz, wenn sie überhaupt erfolgt sind) wäre es mit Sicherheit zu Verletzten gekommen, wenn das Spiel abgebrochen worden wäre oder die Polizei eingegriffen hätte. Letzteren zollen wir großen Respekt für das besonnene Handeln.

    Wir warnen allerdings vor einer pauschalen Vorverurteilung einer ganzen Gruppierung. Es ist sicherlich nicht gerechtfertigt, die Vorfälle pauschal UD zuzuschreiben. Essen ist als Gegner leider auch Anziehungspunkt für ein breites Spektrum an Publikum, ohne jetzt auf den Argumentationszug ‚Touristen aus XYZ’ aufspringen zu wollen. Es gibt leider solche ‚Lieblingsgegner’, die Zuschauer aus allen Gesellschaftsschichten anziehen natürlich vor dem Hintergrund, dass schon ‚irgendetwas passieren’ wird. Die Strafe für den Verein ist bitter, wobei wir wirklich Glück gehabt haben, dass der DFB uns nicht zu einem Geisterspiel verurteilt hat.

    Hier dürfte unser Geschäftsführer Paul Jäger wieder ganze Arbeit geleistet haben, um das abzuwenden. Wir sind Wiederholungstäter (ebenso wie die Essener, was nur ein schwacher Trost ist) und in Verbindung mit den Vorfällen bei dem Spiel gegen euch (Anm.d.Red.: 1. FC Union Berlin) haben eigentlich alle mit dem Schlimmsten gerechnet. Natürlich spekulieren jetzt einige, dass ja vielleicht gar nicht so viele gekommen wären, aber das ist eine Milchmädchenrechnung. Wir werden selbstverständlich nicht erfahren, wie viele es denn gewesen wären, aber klar ist, dass nach der Winterpause mit dem neuen Trainer alle wieder heiß auf Fortuna sind. Und Wuppertal zählt für viele zu den attraktiven Gegnern, allein von der räumlichen Nähe und dem Tabellenplatz her. Das eigentlich Schlimme ist, jede/r wusste, dass wir bei der kleinsten Kleinigkeit bitter bestraft werden würden. Deshalb hat es mich auch ziemlich geärgert, als bei einer Entscheidung des Schiedsrichters gegen uns Feuerzeuge, Mandarinen (!) usw. auf den Platz flogen. Damit war das Kind schon in den Brunnen gefallen, alles andere war noch Öl ins Feuer gießen.

    Auf eurer Seite scd2003.de ruft Ihr zur Wiederbelebung der AG Polizei- und Ordnungsdienstwillkür auf, die bereits seit 2003 besteht. Wie stellt Ihr Euch die zukünftige Arbeit dieser AG vor und was wurde durch sie bisher erreicht?

    Die AG war eine der ersten Arbeitsgruppen des SCD überhaupt. Das Ziel ist, Fans, die von Polizei- und Ordnungsdienstwillkür betroffen sind, rechtlich zu beraten. Dafür hat sich ein kleines Team intensiv mit der Thematik und der Rechtslage auseinander gesetzt. Wenn es hart auf hart kommt, vermitteln wir auch einen Rechtsanwalt, der sich im Laufe der Jahre auf diesen Themenbereich spezialisiert hat. Er hat mehrfach erfolgreich Fans aus Düsseldorf vor Gericht vertreten. Der Beratungsbedarf ist in den letzten Jahren mehr geworden, was natürlich daran liegt, dass die Willkür seitens der Polizei kontinuierlich zugenommen hat. Dies war vor der WM deutlich zu beobachten, dann vor dem G8-Gipfel und nun steht die EM vor der Tür. Damit erzähle ich dir nichts Neues. Auch die Willkür seitens der Ordnungskräfte wird zunehmend mehr. Da durften wir auch schon entsprechende Erfahrungen bei euch (Anm.d.Red.: Stadion An der Alten Försterei, 1. FC Union Berlin) machen - es hat schon was, einen Manager die Stiefel ausziehen zu lassen (Cowboystiefel ohne Stahlkappe) und ihn barfuss bei strömendem Regen ins Stadion zu schicken. *lol* Zum Glück konnte das Problem in der Pause durch unseren Fanbeauftragten in einem ausführlichen Gespräch geklärt werden. Allerdings wurde er aufgefordert, sich am besten direkt neben die Polizei zu stellen. Großartig!

    Für die Zukunft wollen wir die Arbeitsgruppe, was die Men- und Womenpower angeht, ausbauen. Dann soll es eine Veranstaltung geben, bei der vor allen Dingen die Jüngeren ausführlich informiert werden sollen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie in PG (Anm.d.Red.: Polizeigewahrsam) kommen. Auch hier haben wir die Erfahrung gemacht, dass auch Fans, die sich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt haben, alles vergessen, wenn sie dann tatsächlich auf der Wache landen. Das sollte natürlich nicht unbedingt passieren. Ferner planen wir auch eine größere Veranstaltung zum Thema Polizei- und Ordnungsdienstwillkür mit Vertretern des Vereins, der Polizei, den SKBlern und natürlich der Fanszene. Wir haben vor einigen Jahren mit ein paar Leuten aktiv an einem Kongress in Bochum zu diesem Thema teilgenommen, der leider nicht sehr viel Aufmerksamkeit erfahren hat. Da so etwas allerdings aufwändig zu organisieren ist, haben wir diese Veranstaltung schon länger ins Auge gefasst, ohne sie tatsächlich zu realisieren. Wir wollen vor allen Dingen bei zunehmend strengeren Kontrollen darauf achten, dass der Rahmen gewahrt bleibt und eben nicht - wie in Saarbrücken geschehen - willkürlich Fans einer die Menschenwürde verletzenden Situation ausgesetzt werden (Anm.d.Red.: Damals musste sich eine junge Dresdnerin am Einlass komplett ausziehen). Dazu gehört viel Aufklärungsarbeit! Deshalb haben wir ja auch die praktischen Hinweise zur Rechtshilfe als Download bereitgestellt.

    Vielen Dank für das Interview, Dagmar und viel Erfolg bei eurer Aufklärungsarbeit und dem Kampf gegen Polizei- und Ordnerwillkür.

    Geschrieben von:  yeti

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