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  • FC Stahl Brandenburg, 26. Oktober 2008

     

    Langes Vorspiel bis zum ultimativen Höhepunkt


    Von:  Stephan R.T.

    Am Ende standen die Zuschauer Kopf. Nachdem sie 75 Minuten lang ein schwaches Landesliga-Spiel ohne Höhepunkte gesehen hatten, überschlugen sich die Ereignisse in der Schlussphase. Schiedsrichter Jahn war die Partie vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Nachdem er eine Stunde lang quasi jedes Foul der Hennigsdorfer durchgehen ließ, gab er seine Linie auf, konnte die aufkommende Hektik nicht aus dem Spiel nehmen und verteilte letztlich binnen fünf Minuten vier rote Karten. Alles in den Schatten gestellt wurde jedoch vom Doppelschlag des FC Stahl Brandenburg in der 89. und 90. Minute. Nachdem die Kicker vom Quenz lange mit 0:1 hinten gelegen hatten, konnten sie diesem wahnsinnigen Spiel die Krone aufsetzen und gewannen noch mit 2:1.

    Doch von vorn. Das vermeintliche Spitzenspiel begann langweilig und stand auf niedrigem Niveau. Erstmals vor das gegnerische Tor kam Stahl nach sechs Minuten, als Mickan Tarnow bediente, aber ein Hennigsdorfer Abwehrspieler noch ein Bein in den Schuss bekam. Nach zehn Minuten dann erstmals Hennigsdorf, Pomplun hatte Helbig schön bedient, der aber verpasste. Die Gästeführung fiel dann aus dem Nichts. Nach einem schönen Spielzug hatte Schimpf geklärt, bevor sich Hennigsdorf durch eine Flanke von links noch einmal in Szene setzen konnte. Helbig stand ungedeckt und bekam an der Strafraumgrenze den Ball. Nach einer Drehung schoss er platziert in die lange Ecke, unhaltbar für Stahl-Keeper Rall – 0:1 (16.). Nachdem der Gast anschließend noch zu drei weiteren Möglichkeiten in zeitnaher Folge gekommen war (25., 27., 28.), verflachte die Partie vollends. Nur eins fiel noch auf: Das permanent rohe Spiel des Tabellenzweiten. Besonders Pomplun und Kalbus fielen durch einige unschöne Fouls auf. Schiedsrichter Jahn aber verstand es nicht, diese Spielweise durch das Aussprechen der einen oder anderen Verwarnung Einhalt zu gebieten. Die Zuschauer auf den ungewohnt spärlich besetzten Rängen unkten sogar, dass er sein Kartenetui in der Kabine liegen gelassen habe – den Gegenbeweis trat Jahn zumindest vor dem Seitenwechsel nicht mehr an.

    Stahl bekam die Begegnung anschließend besser in den Griff. Die Brandenburger hatten nun optische Vorteile, ohne jedoch durch Chancen zu glänzen. Hennigsdorf stand sehr gut in der Abwehr, störte früh – und wenn man den Stahl-Spielern nicht fair Herr wurde, packten die Gäste die Sense aus. Stahl versuchte es durch Fernschüsse (Nachtigall (30., geblockt) und Schimpf (33.)), bevor es nach sage und schreibe 36 Minuten den ersten schönen Spielzug unserer Mannschaft zu sehen gab. Nach tollem Doppelpass von Mickan und Leimbach wurde der Ball rechts zu Aumann gespielt, dem das Spielgerät aber versprang. Auf der Gegenseite dann – wieder wie aus dem Nichts – beinahe das 0:2: Nach schöner Flanke von Helbig köpfte Schubert nur hauchdünn neben das Rall-Tor (38.). Noch einmal kam anschließend Aumann zu einer Gelegenheit. Nach schönem Tarnow-Zuspiel ließ er noch einen Gegenspieler aussteigen, schloss dann aber viel zu unplatziert ab. Mit vereinzelten Pfiffen wurden beide Teams in die Kabinen verabschiedet.

    Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nicht viel. Stahl hatte die höheren Spielanteile, konnte sich jedoch weiterhin keine klaren Möglichkeiten herausspielen. Einzig harmlose Versuche von Koch (50., drüber), Noak (56., Abseitssituation nach schönem Nachtigall-Pass), Leimbach (60., vorbei) oder Bauer (61., Freistoß, deutlich drüber) waren überhaupt nur ansatzweise nennenswert – aus Mangel an besseren Szenen. Auf der Gegenseite verunglückte ein Schuss und senkte sich vor Rall gefährlich, doch der Stahl-Keeper konnte den Ball über die Latte bugsieren (68.). Nach einem weiteren harmlosen Kopfball (Leimbach, 71.) gab es nach 75 Minuten endlich die erste ‚Hundertprozentige’ für den Gastgeber. Nach Vorarbeit von Tarnow kam Wegner zur Flanke, doch Taubes Kopfball ging Zentimeter neben den Pfosten, aber leider nur an die äußere Seite des Netzes (75.). Dies war wie ein Wegruf für die Mannschaft, und endlich waren auch die Zuschauer da und unterstützten das Team lautstark.

    Nach einer weiteren Stahl-Möglichkeit (77.) eskalierte das bis dato in geordneten Bahnen verlaufene Spiel in der 78. Minute. Ausgelöst durch ein abermaliges brutales Foul an Aumann, das mit der dritten Verwarnung für die Gäste geahndet wurde, hatte der Stahl-Mittelfeldspieler endgültig die Nase voll und sprintete auf seinen Gegenspieler zu. Mit dem Zeigefinger tippte er ihm auf die Brust, woraufhin die Zuschauer eine Schauspielanlage per Excellence erlebten. Wie sich der Hennigsdorfer am Boden wälzte, wie von Voodoonadeln am ganzen Körper gestichen, das hatte schon eine hohe B-Note für den künstlerischen Ausdruck verdient. Schiedsrichter Jahn erachtete Aumanns Verhalten als rotwürdig. Auch wenn sein Assistent energisch gegen die Entscheidung protestierte und ihm bedeutete, dass die Aktion – wenn überhaupt – maximal gelbwürdig war, ließ sich Jahn nicht umstimmen. Fünf Minuten danach war das Sportliche endgültig zur Nebensache verkommen. Bauer, der heute sein 300. Pflichtspiel für Stahl bestritt, stieg an der Seitenlinie hart von der Seite in seinen Gegenspieler Schubert ein und sah dafür Rot. Ob absichtlich oder nicht, wird an dieser Stelle nicht entschieden werden können. Fakt ist jedoch, dass das Verhalten zweier Hennigsdorfer Spieler anschließend durch Nichts gerechtfertigt war. Bauer wurde von Schubert mit beiden Händen zu Boden gestoßen. Noch verwunderlicher war das Verhalten des Mannschaftskapitäns (!) Helbig, der nicht an der Szene beteiligt war, angerannt kam und den schlichtenden Stahl-Spieler Taube ebenfalls zu Boden stieß. Schiedsrichter Jahn muss man in dieser Szene Konsequenz zugestehen, denn er stellte beide Hennigsdorfer vom Platz.

    Nachdem sich die Szenerie beruhigt hatte, ging es mit Neun gegen Neun weiter. Und schnell war zu merken, dass die Hennigsdorfer damit weniger zu Recht kamen als Stahl. Nach Zusammenspiel zwischen Leimbach und Mickan verpasste Nachtigall zunächst noch den Ausgleich (86.), bevor Nachtigall zu einem Freistoß antrat. Seine butterweiche Vorlage konnte Tarnow aus Nahdistanz einköpfen – 1:1 (89.). Aufgrund des gleichzeitigen Werderaner Sieges hätte aber auch dieser Punkt nicht viel genutzt. Doch nicht einmal 30 Sekunden nach dem Wiederanpfiff schlug es erneut im Hennigsdorfer Gehäuse ein und das Stadion war endgültig zu einem Tollhaus mutiert. Wieder war Nachtigall der Ausgangspunkt. Mickan leitete seinen Ball geschickt weiter, und Leimbach fasste sich an der Strafraumgrenze ein Herz. Sein Schuss schlug hart und platziert im linken unteren Eck ein – und spätestens nun gab es für Kicker, Ersatzspieler, Offizielle und Zuschauer kein Halten mehr. Jubel und Freude pur auf der Tribüne, auf der Tartanbahn und auf dem Feld. In der vierminütigen Nachspielzeit gab es keine erwähnenswerten Szenen mehr, ebenso wenig wie weitere rote Karten.

    Fazit: „Uns gelingt zur Zeit nichts“ – diese Worte von Trainer Ingo Nachtigall fassten es nach dem Abpfiff gut zusammen, galten aber zweifelsohne nur bis zur 89. Minute. Nach einem lange zerfahrenen Spiel, in dem Stahl die insgesamt höheren Spielanteile hatte, aber über 89 Minuten nur eine klare Torchance, war der Sieg schmeichelhaft. Eine Punkteteilung wäre heute das gerechte Ergebnis gewesen. Jedoch hat sich Stahl das Glück zurück erzwungen, welches beispielsweise im Heimspiel gegen Schönow gefehlt hat. Abzuwarten ist, ob der späte Sieg endlich wieder das Selbstbewusstsein freigesetzt hat, das in den letzten Wochen gefehlt hat. Am kommenden Samstag fährt Stahl zu Veritas Wittenberge/Breese. Hier gibt es aus der Vorsaison noch Einiges gut zu machen, holte Stahl gegen die Nordwestbrandenburger damals in zwei schwachen Spielen nur einen Punkt. Nach überraschend gutem Saisonstart kam Veritas zuletzt etwas außer Tritt. Ebenso wie Stahl flogen auch bei den Prignitzern heute zwei Spieler vom Platz, so dass beide Mannschaften mit ähnlichen personellen Voraussetzungen ins Spiel gehen dürften. Der Anpfiff ertönt am 1. November um 13.30 Uhr.

    Der FC Stahl Brandenburg spielte mit: Rall – Bauer (83. Rot), Koch, Sommerlatte (ab 66. Wegner) – Noak (ab 59. Taube), Schimpf, Nachtigall, Leimbach, Aumann (78. Rot) – Mickan (ab 90.+2 Buczilowski), Tarnow

    Zuschauer: 207 (keine Hennigsdorfer Fans)
    Tore: 0:1 Helbig (16.), 1:1 Tarnow (89.), 2:1 Leimbach (90.)

    Jörg Pochert

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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