Rasenballsport Leipzig, 31. August 2009
Der SSV Markranstädt ist nicht mehr das war einmal war. Unter neuem Namen und mit neuem Gesicht soll im mitteldeutschen Raum ein neuer Zuschauermagnet in der Bundesliga entstehen. Nach dem Sieg im Spitzenspiel gegen Halberstadt steht das neue Produkt zumindest auf Rang 1 in Liga 5.
In Halle kennt man Markranstädt noch sehr gut. Regelmäßig gastierte man im beschaulichen Stadion am Bad zu Testzwecken beim damaligen Landesligisten SSV Markranstädt. Doch die Randleipziger stiegen bereits vor zwei Jahren auf und spielten gleich als Aufsteiger keck um die Relegation für die neue Regionalliga mit. Diese erreichte der HFC sehr souverän und so wurde das einzige Pflichtspiel in Markranstädt zu einem lockeren Schaulaufen (1:0-Auswärtssieg).
Damals kamen die SSV-Neuzugänge aus Eilenburg, jetzt mischen ehemalige Zweitligisten aus Augsburg "Markrans" - wie man es dort liebevoll nennt - auf. Ein Energy-Drink-Produzent aus Österreich nahm sich der Sache an, investierte kräftig und wird wohl noch mehr investieren (müssen). Die Kritiker und Gegner des Projekts "Rasenballsport" - was eher wie eine Parodie als nach einem Fußballverein klingt - laufen dagegen Sturm. Der Widerstand ist vielseitig und reicht von Plakaten, Unmutsbekundungen bis zu roher Gewalt.
Beim Spitzenspiel gegen Halberstadt gab es nichts dergleichen. Die Germania - das letzte Team das dem HFC eine Auswärtspleite zufügte - schlich sich heimlich still und leise auf Rang 1. Diesen Platz sind sie nun los. Die Rasenballsportler siegten über die Feierabendkicker mit 2:1 und feierten sich als hätte man eine abgekochte Profitruppe entzaubert.
Dabei lief es für das Team von Tino Vogel - er durfte das Traineramt trotz aller Neuerungen behalten - lange Zeit nicht rund. Halberstadt leistete erbitterten Widerstand und zeigte den Zweitligaerfahrenen Profis, dass man auch im Harz Fußball spielen kann. Erst in der 45.Minute gelingt dem Ex-Frankfurter Jochen Höfler die Führung, keineswegs unverdient.
Doch in der zweiten Hälfte verlieren die Millionäre den Faden und die Übersicht. Patrick Bick (72 Spiele in der 2.Liga) legt mit seiner Bogenlampe für Roy Blankenburg auf. Der 22-jährige vollendet eiskalt: 1:1. Bei Rasenballsport regiert das Chaos. Ingo Hertzsch (110 Bundesligaspiele) und Thomas Kläsener (86 Partien in Liga 1&2) jagen den Ball kopflos nach vorne. Halberstadt drängt auf die eigene Führung, doch es will nicht gelingen.
Den Endspurt meistern die Leipziger dagegen souverän, ein Standard sichert das Siegtor durch Bick. Anschließend werden die Konter in Serie versiebt. Doch die turbulente Schlussphase bringt keine Wende, es bleibt beim 2:1.
Daran hatten auch Sebastian Wille, einziger nicht Ex-Augsburger in der Viererkette und der eingewechselte Toni Jurascheck ihren Anteil. Beide kickten bereits für den HFC und schlossen sich irgendwann dem SSV Markranstädt an. Nun sind die zwei ein letztes Überbleibsel eines sympathischen Oberligisten, der sich keine Sorgen um sein Image machen musste.
Kommende Woche gibt es für den Ligakrösus eine neue schwere Aufgabe. Dann müssen die Rasenballsportler im Pokal antreten, der bekanntlich seine eigenen Gesetze hat. Dabei wartet niemand geringeres als der FC Sachsen Leipzig im heimischen Wohnzimmer Kunze-Sportpark auf den neuen Goliath aus dem beschaulichen Vorort. Ausgang offen.
RBL: Neuhaus - Wille, Hertzsch (59.Streit), Kläsener, Schumann - Lerchl (64. Juraschek), Rosin, Bick, Müller - Höfler, Reimann (83. Klauß)
VfB: Kischel - Götz (72. Pölzing), Saalbach, Kopp, Mutschler - Neumann, Rode, Weichert, Binsker (78.Heit) - Blankenburg, Eggert (75. Grimm)
Tore: 1:0 Höfler (45.), 1:1 Blankenburg (47.), 2:1 Bick (71.)
Zuschauer: 2.516
Geschrieben von: DKF
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