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  • BFV, 18. Juli 2012

     

    Klare Position gegen Pyrotechnik und Gewalt – Interview mit Präsident Dr. Rainer Koch


    Von:  Stephan R.T.

    Auf einer gemeinsamen Sicherheitskonferenz in Berlin wollen aktuell der DFB, die DFL und die 54 Profivereine aus der Bundesliga, zweiten und dritten Liga mit Bundesinnenminister Hans-Peter-Friedrich und Lorenz Caffier, dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, ein Maßnahmenpaket gegen Gewalt in Fußballstadien beschließen. Auch BFV-Präsident und DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch nimmt am heutigen Dienstag an den Gesprächen teil. Im nachfolgenden Interview fordert er einen Schulterschluss aller Beteiligten und ein konsequentes Handeln bei Verstößen gegen die Stadionordnungen.

    Herr Dr. Koch, wie erleichtert sind Sie, dass Innenminister Friedrich im Vorfeld der Konferenz angekündigt hat, die Stehplätze stünden derzeit nicht zur Disposition?

    Ich glaube, fast keiner will ein Stehplatzverbot und damit eine Situation, wie sie in der englischen Premier League oder der italienischen Serie A heute bereits Gegenwart ist. Ich bin eindeutig für den Erhalt der Stehplätze, denn die Besucher der Stehtribünen sind zum weit überwiegenden Teil friedlich und zugleich der Garant für gute Atmosphäre und tolle Stimmung in Deutschlands Fußballstadien. Auch ich habe als Jugendlicher in einer Kurve ‚stehend‘ den Fußball lieben gelernt, in den 70er Jahren im Olympiastadion in München, Block J, von wo ich Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller und vielen anderen noch heute bekannten Fußballstars begeistert zugejubelt habe.

    Damit uns die Stehplätze aber dauerhaft erhalten bleiben, müssen alle Fans spätestens jetzt den Ernst der Lage erkennen und sich für die Einhaltung der Stadionordnungen einsetzen. Ab sofort muss jeder klar Position gegen Pyrotechnik und Gewalt im Stadion beziehen und seinen persönlichen Beitrag für Ordnung, Recht und Fairness im Fußball leisten!

    Wie soll dieser Beitrag konkret aussehen?

    Die überragende Mehrheit der Fußballfans darf nicht länger schweigen und sprachlos zusehen, wie einige wenige Stadionbesucher unseren Sport missbrauchen und auf der Tribüne lieber zündeln und randalieren als ihre Mannschaft zu unterstützen. „Hallo Nachbar, keine Pyrotechnik, keine Gewalt!“ Wenn das nicht ausreicht, um diese Stadionbesucher zum Umdenken zu bewegen, dann ist fortan jeder von uns gefordert, die Ordnungskräfte zu unterstützen. Solche Vorfälle zu melden hat nichts mit ‚Denunzieren‘ zu tun. Gefragt ist Solidarität mit den Freunden des Fußballs, nicht aber mit denen, die bereit sind, für das rücksichtslose Ausleben ihrer speziellen Vorstellungen von Fankultur unser aller Spiel aufs Spiel zu setzen.

    Appelle und gutes Zureden werden aber wohl nicht ausreichen…

    Wollen wir auf unseren Stehplätzen bleiben, dann müssen die Pyro-Zünder konsequent gestoppt und für lange Zeit aus den Stadien verbannt werden. Und zwar nicht nur von DFB und DFL, sondern mit Unterstützung von allen, d.h. auch den Fans, den Vereinen und ihren Führungen, den Teams unter Einschluss aller Spieler und Trainer! Es reicht nicht mehr aus, nur ein Handeln anderer, d.h. des DFB und der DFL, der Regierungen und der Polizei einzufordern. Der Gebrauch von Pyrotechnik in unseren Stadien ist zu Recht verboten. Es ist zu gefährlich, inmitten großer Menschenansammlungen 2000 Grad heiße Brennstoffe zu entzünden! Es drohen schwerste Verbrennungen! Ein kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik ist auf den Tribünen unserer Stadien inmitten großer Zuschauermengen schlicht nicht möglich.

    Das sieht nicht die gesamte Fanszene so.

    Ich verstehe nicht, warum einige Ultras das offenkundig nicht verstehen wollen. Muss erst einer der ihren sich schwere Verbrennungen zuziehen, bis sie einsichtig werden? „Fußballmafia DFB“ und „Pro Fankultur“ schallt es uns stattdessen entgegen und mit zunehmender Gewalt und permanenten Pyroeinsätzen wird versucht, uns allen ihre Meinung und ihre Vorstellung von Fußball aufzuzwingen. Dieses Vorhaben wird nicht gelingen. Das darf im Interesse der überragenden Mehrheit aller Fußballfans nicht gelingen. Ein Schulterschluss aller Beteiligten und ein konsequentes Handeln bei Verstößen gegen die Stadionordnungen sind dringend erforderlich. Es gilt deutlich zu machen, dass Pyrotechnik und Gewalt nichts mit Fankultur gemein haben. Wer das nicht einsieht, muss eben zu Hause bleiben, muss sich das Spiel im Fernsehen ansehen, wobei ich vermute, dass er in seinem Wohnzimmer keinen Bengalo anzünden wird.

    Sie appellieren nicht nur an die Fans, sondern nehmen auch die Vereine und die Spieler in die Pflicht.

    Auch sie müssen jetzt klar Position beziehen und deutlich machen, dass Pyrotechnik zündende und gewalttätige Stadionbesucher nicht länger ihre Fans sind, auch wenn diese häufig auch für gute Stimmung in der Kurve sorgen. ‚Halb schwanger‘ geht nicht! Mit ‚Fans‘, die dabei sind, unseren Sport kaputt zu machen, kann und darf ich keine gemeinsame Sache machen. Und mit solchen ‚Fans‘ darf auch nicht mehr länger gemeinsam gefeiert werden, denn sie gehören nicht zu den Freunden des Fußballs. Das sollten in Zukunft auch alle Spieler beherzigen und nicht länger nach dem Spiel zum Feiern in eine Kurve laufen, wenn zuvor dort Bengalos gezündet oder Böller abgeschossen worden sind.

    Welches Signal erwarten Sie von der Sicherheitskonferenz?

    DFB, DFL und alle Vereine der drei Bundesligen werden sich eindeutig gegen Pyrotechnik und Gewalt in den Stadien positionieren. Allerdings dürfen Verbote und Strafen nicht alles sein, was uns einfällt. Fans haben viele legitime Interessen, die Aufmerksamkeit verdienen und die es zu beachten gilt. Deshalb darf jetzt auch keine Sprachlosigkeit eintreten, wir müssen miteinander im Gespräch bleiben. Fanprojekte sind wichtig. DFB und DFL wenden erhebliche Mittel für deren Finanzierung auf. Gefordert sind aber auch die Städte und Bundesländer. Das Prinzip der anteiligen Finanzierung muss erhalten bleiben, die Beträge sollten von allen drei Partnern jedoch noch merklich erhöht werden.

    Thomas Müther

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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