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  • Füchse Berlin Reinickendorf, 03. Mai 2008

     

    Spielabbruch - Brandenburger Schiris beim Survival-Training


    Von:  Stephan R.T.

    Aus Brandenburg war das durchgehend souverän agierende Schiedsrichtergespann um den zweitligaerfahrenen Michael Wendorf (Fortuna Grüneberg) – als Assistenten fungierten André Ihrke (Motor Eberswalde) und Martin Weingarten (MSV Rüdersdorf) – angereist. Und bei der Verbandsliga-Partie Reinickendorfer Füchse gegen das Team des FC Spandau 06 wartete Christian Sax, Schiri vom SV Blau-Weiss Berlin, um sie routinemäßig zu beobachten.

    Quasi als ‚Die wilde 11’ legten die Grün-Weißen vom Tabellenführer aus Reinickendorf los, um auf dem Weg nach oben die Spandauer in Grund und Boden zu spielen. So war die optische Überlegenheit in der ersten Halbzeit wohl verdient – genauso verdient war auch das lang anhaltende 0:0, denn zur Überlegenheit gehören auch verwandelte Torchancen. Die aber versiebten die ballverliebten Hausherren gleich im Dreiviertel-Takt. Da brauchte es erst einen an Firat Karaduman verursachten Foulelfmeter, den Serhat Aktürk zum letztlich verdienten 1:0 verwandeln konnte. So ging es auch in die Pause.

    Die mittlerweile gefällig mitspielenden Spandauer hatten zwar ihr gesponsertes Florida-Eis mal wieder zu Hause vergessen, doch dafür kamen die Eiswürfel der Physiotherapeuten jetzt verstärkt zum Einsatz. Ohne unfaire Härte ging es auf beiden Seiten engagierter zur Sache. Irgendwie hatten die Spandauer mitbekommen, dass die Füchse keinen so großen Wert auf eine Ergebnisverbesserung legten ... die prekären Situationen vorm von Selcuk Sahin gehüteten Füchse-Tor mehrten sich. Völlig verdient konnte so auch Marcel Hertwig einen Konter in der 60. Minute zum verdienten 1:1-Ausgleich abschließen. Dabei machte Abwehr der Reinickendorfer nicht unbedingt jenen ambitionierten Eindruck, den man eigentlich vermutet hätte.

    Die 78. Minute brachte dann eine Premiere am Freiheitsweg: Torhüter Selcuk Sahin schlüpfte sinnbildlich in ein Ballett-Tutu (vulgo auch Tütü) und flatterte wie ein Bolschoi-Eleve durch seinen Strafraum. Dramatisch reckte sich sein Arm bei einem Eckstoß bedeutungsschwer gen Himmel, den Zeigefinger lang gestreckt. Der anfliegende Ball hätte nur einen leichten Tick benötigt, um über die Latte zu gehen. Man hätte auch das Fangen in Erwägung ziehen können. Doch zum Zeigefinger gesellten sich vier weitere Finger und die wuchteten in gemeinsamer Arbeit einen an sich schon ‚toten’ Ball in die eigenen Maschen. 1:2 stand es und Entsetzen machte sich breit.

    Dieses Entsetzen verstärkte sich kurz darauf bei einem Konter-Spielzug noch, als Erdil Yilmaz noch auf 1:3 erhöhte. Daran konnte zu diesem Zeitpunkt auch der in der 60. Minute leicht angeschlagen eingewechselte Engin Okatan nichts ändern. Seine Zeit kam erst in der 88. Minute, als er in einem Zweikampf seinen Spandauer Gegenspieler am Ende sicher an anderer Stelle genauer zu wertender Art und Weise anging: Die rote Karte war die Quittung.

    Im Hintergrund hatten sich anscheinend einige der wenigen Zuschauer – unterstützt von nicht zum Kader gehörenden Spielern des FC – aus Spandau und Fans der Reinickendorfer Füchse die auf deutschen Fußballplätzen wohl unvermeidlichen Freundlichkeiten gesagt. Innerhalb weniger Sekunden eskalierte das Geschehen in einem bis dahin als problemlos gesehenen Umfeld. Ähnlich wie bei Bildern, die wir von Spielen der Deutschen Nationalmannschaft kennen, waren nicht einmal die professionellen Ordner eines renommierten Security-Unternehmens mit Unterstützung etlicher Vereinsordner in der Lage, die absolut rücksichtslos aufeinander einprügelnden Fans zu beruhigen.

    Da sich das Geschehen in den Bereich der Spandauer Bank verlagerte und auch Spieler in Gefahr waren, hatte der umsichtige Schiri Michael Wendorf keine andere Chance, als das Spiel noch in der 90. Minute abzubrechen – geplant war zu diesem Zeitpunkt eine Nachspielzeit von zwei Minuten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die unmittelbar benachbarte Polizei informiert worden.

    Erste Ermittlungen ergaben keinerlei gesicherten Erkenntnisse – die obligatorischen Anzeigen erfolgten bei einigen Beteiligten gegenseitig. Ersten Informationen zu Folge wurden zwei dunkelhäutige Spieler aus dem FC-Kader und eine Zuschauerin aus Spandau zur Dienststelle gebeten. Auch ein Zuschauer aus den Reihen der Füchse durfte den grün-weißen Taxidienst in Anspruch nehmen.

    Unterm Strich der chaotische und letztlich schlimme Abschluss eines eigentlich harmonischen Fußball-Nachmittages. Verbunden damit die Erkenntnis, dass einige bemitleidenswerte Zeitgenossen anscheinend die Toleranzschwelle einer knienden Waldameise haben, sich als Zuschauer weit unterhalb jener Grenze bewegen, an der Niveau anfängt. Und bei Verbandsliga-Spielen wird man anscheinend demnächst jedem braven Familienvater einen Ordner mitgeben müssen: Brodelnde Vulkane lauern überall!

    Die Reinickendorfer Füchse bedanken sich ausdrücklich beim Schiedsrichter-Gespann aus dem Brandenburgischen und ihrem Berliner Supervisor. Trotz einiger Emotionen hat man überlegt und zum Wohle der Spieler gehandelt. Dies gilt auch für etliche Reinickendorfer, die mäßigend und beruhigend eingegriffen haben. Man wird nun abwarten müssen, wie das Sportgericht den sicherlich fairen Sonderbericht der Offiziellen werten wird. Trotz der auch spielerisch einwandfreien und verdienten Niederlage wird es am Grünen Tisch unter Garantie noch ein Nachspiel geben.

    Reinickendorfer Füchse: Selcuk Sahin, Ferdi Görgen, Kadir Erdi, Hassan Oumari, Serhat Aktürk, Joan Oumari, Benjamin Zielske, Nidal Swaidan, Patrick Baer, Patrick Huse, Firat Karaduman

    FC Spandau 06: Sinan Sahin, Johannes Schober, Andreas Schiemann, Marcus Benad, Rafael Borkowski, Oezkan Yilmaz, H. Georg Schoewel, Felix Bieder, Markus Matuszewski, Thomas gellner, Marc Hertwig

    Zuschauer: 167

    yhdk

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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