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  • SV 1916 Sandhausen, 08. Dezember 2010

     

    „Bin im Zentrum wertvoller“


    Von:  Stephan R.T.

    Roland Benschneider, Abwehrchef des Fußball-Drittligisten SV Sandhausen, ist schon viel rumgekommen in seiner Karriere und kann bereits zwölf Erst- und 128 Zweitligaeinsätze vorweisen. Nach einer schweren Verletzung entschied sich der 27-Jährige im vergangenen Sommer dazu, beim SVS einen Neuanfang zu starten und konnte sich dort nach anfänglichen Problemen einen Stammplatz erarbeiten. Vor dem nächsten Spiel stand Bentschneider nun für einige Fragen zur Verfügung.

    Wie fällt Dein Resümee zum letzten Spiel, dem 1:1 in Unterhaching, aus?

    Tja, dumm am Ende. Die spielen uns in die Karten mit der roten Karte. Wir spielten nicht so schlecht, aber nicht richtig effektiv. Einmal hinten wieder nicht aufgepasst, in unserer Situation ist das fatal. Man kann sagen, ein Punkt in Haching ist nicht schlecht, aber wenn man so den Verlauf des Spiels sieht, sollte man etwas unzufriedener sein.

    Wie siehst Du Deine persönliche Leistung seit dem Wechsel hierher?

    Am Anfang wollte ich vielleicht etwas zu viel, im Nachhinein habe ich das Gefühl, ich habe mich etwas verheizt. Von 0 auf 100 war zu schnell. Es war klar, umso besser mein Fitnessstand wird, desto besser komme ich ins Spiel. Ich fühle mich jetzt immer wohler, auf dem Topleistungsstand bin ich noch nicht, da will ich aber hinkommen.

    In der Vergangenheit warst Du mal als Linksverteidiger vorgesehen, hier bist Du in der Innenverteidigung gesetzt, ist das deine Position?

    Ja genau. Es hat sich im Laufe der Jahre herauskristallisiert, dass ich im Zentrum wertvoller bin. Ich kann das unter Umständen auch links in der Kette spielen, aber da muss ich schon richtig fit sein. Ich fühle mich in der Mitte auf jeden Fall wohler.

    Im letzten Gespräch meintest Du noch, Du bist Dir Deiner Stärken für eine Mannschaft bewusst, wo siehst Du diese genau?

    Die Ruhe und die Übersicht am Ball. Zudem das Stellungsspiel und eine gute Lufthoheit, denke ich. Das ist in der Liga auch sehr wichtig, eine Lufthoheit zu haben.

    Deine Größe von zwei Metern ist oftmals von Vorteil, wirst Du nicht so gern darauf angesprochen?

    Das ist kein Problem. Es gibt viele Bundesligaprofis, die ziemlich groß sind. Van Buyten ist groß, Jan Koller war sogar über zwei Meter. Ich sehe da nicht das Problem, gewisse Bewegungen sehen bei uns anders aus. Das ist ganz normal, aber wenn es effektiv ist...

    Woran muss allgemein noch gefeilt werden, um richtig Konstanz reinzubringen?

    Wir, also die Mannschaft und der Trainer, haben die letzten beiden Spiele versucht, etwas die Basis zu finden. Das heißt, gut zu stehen, den Ball zu erobern. Das Ganze mit dem Ziel, wieder nach vorne zu spielen. Das haben wir die Spiele zuvor nicht so gehabt, dass war nicht Fisch, nicht Fleisch. Darauf müssen wir jetzt aufbauen. Unsere Mannschaft weiß jetzt, worum es geht, ein kleiner Trend ist da. Die ‚Basics‘ sind entscheidend, die haben wir jetzt verinnerlicht und es wäre gut, wenn wir so weitermachen könnten.

    Auf Deinem Konto stehen viele Zweitligaeinsätze für Trier und Bielefeld, zwölf Bundesligaspiele für Köln und Einsätze für das DFB-Perspektivteam. Inwieweit bis zu zufrieden mit dem Erreichten?

    Ich bin schon zufrieden, aber es hätte vielleicht sogar besser laufen können. Eben Unwegsamkeiten in einer Karriere, die auf mich getroffen sind. Sei es die Vereinswahl oder Verletzungen. Das sind halt diese Unwegsamkeiten, alles hat seinen Grund.

    Du hattest diese schwere Kreuzbandverletzung bei Deiner letzten Station Augsburg, gab es da den Gedanken an ein Karriere-Ende?

    Einige Male waren die Gedanken da. Es waren immerhin fünf OPs inklusive Gesprächen der Doktoren, dass es sehr kritisch und karrierebedrohlich war. Das ist mit 27 Jahren passiert, zwei Jahre habe ich fast gebraucht, mich wieder heranzukämpfen. Für mich war klar, ich höre jetzt noch nicht auf und will noch mal spielen. Das ist das entscheidende: wenn man irgendwas machen möchte, muss man alles dafür investieren. Egal, wie viele Schmerzen man hat oder wie schwer es ist. Das ist mir bis jetzt gut gelungen und ich bin auf einem ganz guten Weg.

    Du bist im Laufe der Saison hierher gewechselt, hast Du beim Zweitligisten FC Augsburg weniger Perspektiven gesehen?

    Genau. Es waren eigentlich nur sportliche Perspektiven, es gab auch ein ganz normales Angebot von Augsburg, ich hätte auch dort bleiben können. Wenn man zwei Saisons nicht gespielt hat, ist es natürlich schwierig, bei einer Mannschaft wie Augsburg und deren Ansprüchen. Deswegen der Schritt in die dritte Liga, da zu konsolidieren, zu sehen, wie es läuft und ich bin ganz zufrieden. Es war schon noch eine sportliche Perspektive in Augsburg zu sehen, aber die Chancen zu spielen, oder auf meiner Wunschposition zu spielen, sind in Sandhausen besser gewesen. Deswegen auch der Schritt.

    Welche Stationen oder Personen in Deiner Karriere hast du in besonders guter Erinnerung?

    Bei allen Vereinen war es teilweise super, es gab auch mal schlechtere Zeiten. Wenn ich mich so zurückerinnere, mit Podolski in Köln zusammen zu spielen, war schon genial. Er ist ein ganz einfacher Junge, völlig in Ordnung. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, aber zur damaligen Zeit war er am Anfang seiner Karriere, da war es schon beeindruckend. Auch speziell in der Zweitligasaison, wo Huub Stevens der Trainer war. Da hat Poldi überragend gespielt und über zwanzig Tore gemacht. Nach Augsburg habe ich auch noch Kontakte, ab und zu telefoniere ich mit Uwe Möhrle, ansonsten gibt es noch ein paar Spieler, das ist klar.

    Fühlst Du Dich mit der Partnerin wohl in der Gegend hier?

    Ja, wir wohnen etwas auf dem Land und fühlen uns richtig wohl.

    Welches sind Deine Hobbys oder Interessen?

    Ich bin viel mit meinem Hund unterwegs, der nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch. Ein Flat Coated Retriever. Außerdem spiele ich gern Gitarre. Ich habe in Augsburg Unterricht genommen und bin jetzt hier auf der Suche nach einer Musikschule, habe auch was gefunden, mal schauen.

    Auf der akustischen Gitarre?

    Auf der E-Gitarre. Ich finde auch diese alten Klassiker gut, Pink Floyd und David Gilmour finde ich überragend. Das sind schon so Sachen, die mich interessieren.

    Dann spielst Du in der Regel Stücke nach?

    Ja Nachspielen, aber was Eigenes wäre auch cool. Soweit bin ich aber noch nicht.

    Was waren die schönsten Momente in der Karriere?

    Die schönsten Momente waren sicher die drei Aufstiege. Mit Trier in die zweite Liga und mit Bielefeld und Köln in die erste Liga. Das war Wahnsinn, mit Köln bin ich Montagabend in Aue aufgestiegen und mit dem Charter zurückgeflogen. Da war es 3 Uhr nachts und am Kölner Flughafen waren 10.000 Menschen.

    Hast Du schon Pläne für die Zeit nach der Karriere?

    Ich bin vielseitig interessiert und kann mir gewisse Sachen schon vorstellen. Aber Fußball ist die Nummer 1, deswegen wollte ich auch unbedingt noch mal spielen. Mal schauen, was sich ergibt, ich kann es noch nicht genau sagen. Ich kann mir auch vorstellen, mal Trainer zu werden.

    Roland, vielen Dank für das Gespräch.

    Das Gespräch führte Alexander Münch.

    Zur Tabelle der dritten Liga

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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