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  • SG Dynamo Dresden, 16. März 2012

     

    Augenzeuge – der Wochenrückblick der Fangemeinschaft Dynamo mit der Geisterspiel-Nachbetrachtung


    Von:  Stephan R.T.

    In dieser Woche hat der AUGENZEUGE die Möglichkeit bekommen, seinem Namen in der ursprünglichsten Form gerecht zu werden. Unsere Vertreterin im Aufsichtsrat, Anke Kattner, hat uns ihren AUGENZEUGEN-Bericht zu ihren Erlebnissen beim Geisterspiel zukommen lassen. Die Gelegenheit nutzen wir gern, um uns bei Anke nicht nur für diesen Beitrag zu bedanken, sondern für ihr gesamtes Engagement für unseren Verein und nicht zuletzt die Fangemeinschaft Dynamo. Anke, mach weiter so!

    Als Offizieller Geist vor Ort

    Aufgrund meiner Kooptierung durch die Fangemeinschaft Dynamo in den Aufsichtsrat hatte ich die Möglichkeit, mich auf die sogenannte Delegationsliste für offizielle Vereinsvertreter setzen zu lassen. Dies hatte ich zunächst jedoch nicht einmal in Erwägung gezogen. Zum einen war ich als ‚Offizielle‘ noch nicht so oft unterwegs, kannte mich mit den Modalitäten nicht aus und vertrete als faktisch einfaches Aufsichtsratsmitglied dieses Gremium auch nicht nach außen. Zum anderen ist meine ‚Heimat‘ die heutige West-Tribüne und die Haupttribüne für mich eher nicht so interessant.

    Nach ein paar Fragen aus dem Freundeskreis, ob ich eigentlich ins Stadion gehen könnte und de facto die Fanszene dort vertreten würde, hab ich also darüber nachgedacht und für mich entschieden, dass ich mir in der zweiten Halbzeit das Geschehen im Stadion mal ansehen werde. Ein paar Tage vor dem Spiel habe ich mich daher auf die Delegationsliste setzen lassen und meine offiziellen Dokumente erhalten.

    Mit dem Halbzeitpfiff bin ich also in der Torwirtschaft los, rüber zur Haupttribüne. Nach 50 Metern hab ich jedoch erst mal die nächsten Bekannten von der ‚West‘ getroffen und mich dort noch zehn Minuten verquatscht. Dann ging’s weiter bis zum Eingang. Dort hatte sich der unterbeschäftigte Einlassdienst gerade mit ein paar Passanten unterhalten. Etwas überrascht war er dann schon, als ich mit meinem unter meinem FG-Schal versteckten Einlassdokument auf ihn zukam. Mit dem Fahrstuhl ging’s nach oben zu den Logen. Dort gab es zwei Delegationslogen (gekennzeichnet als Delegationsloge Nr. 1 und Delegationsloge Nr. 2), vor denen einige unsere ‚rekonvaleszenten‘ Spieler standen und ungläubig auf die Lennéstraße schauten. Ich unterhielt mich daher zunächst kurz mit Martin Stoll, Wolfgang Hesl und Dennis Eilhoff. Dann ging es mit den Spielern in Delegationsloge Nr. 1 und von dort direkt weiter auf den ‚Balkon‘ vor den Logen, wobei unsere verletzten Spieler in der Loge blieben und ich mich in den nass-kalten Wind stellte. Nach einem Blick nach rechts und links konnte ich nicht mehr als etwa zwanzig Personen erkennen. Ein Teil davon selbstverständlich mit Audi-Jacken.

    Totenstille auf dem Balkon, vor allem da der Wind jedes Restgeräusch verschluckt hat. Einige klatschten bei sehenswerten Aktionen, aber man fühlte sich davon eher peinlich berührt. Ich bin insgesamt zwei Mal an die Scheiben zur Lennéstraße rüber, um zu schauen, ob wirklich ein Meisterschaftsspiel stattfindet. Dann hat man die Menschenmassen gesehen und sich gefragt, was das hier eigentlich für eine surreale Situation ist.

    Insgesamt drei Vertreter der Vereinsgremien (mit mir) waren nach meiner Wahrnehmung anwesend. Zwei Aufsichtsrätinnen und ein Ehrenrat. Vom Rasen wurden immer wieder Rufe herüber geweht und von draußen waren die Sprechgesänge zu hören, als wäre der K-Block ganz normal gefüllt. Dass man das SO deutlich verstehen kann, hätte ich nicht gedacht. Das müssen die Spieler auf dem Platz auch gehört haben! DAS hatte den eigentlichen Gruselfaktor. Viele Details, die ich später im TV gesehen habe, hatte ich live gar nicht mitbekommen. Die Konzentration war bei mir persönlich vollkommen weg. Zum einen ist man irritiert von den unbekannten Geräuschen im Stadion obwohl man zum anderen das Gefühl hat, an einer Stadionführung teilzunehmen, die als besonderen Höhepunkt ein Spiel beinhaltete. Der Vollständigkeit halber: Es gab nur Alkoholfreies, Kuchen, Wiener Würstchen und Kaffee. Letzteres zumindest bis zehn Minuten vor dem Abpfiff. Ich hab die Wiener und den Kaffee probiert.

    Etwas entsetzt war ich zunächst, als ich zwar jede sonst bekannte Zaunfahne im Stadion, aber nicht die FG-Fahne entdecken konnte. Erst später im TV war zu sehen, dass die FG-Fahne medienwirksam an der Haupttribüne befestigt wurde und natürlich von meiner Position nicht gesehen wurde.

    Nach dem Abpfiff wollten wir eigentlich so schnell wie möglich raus aus dem Stadion, aber das hätte ich nicht erwartet. Der Anblick von tausenden Leuten vorm Stadion wirkt hypnotisierend. Man muss einfach hinschauen. So hab ich das Wahnsinnstreiben auf der Lennéstraße von oben angesehen. Wir sind dann auf der Logenebene weiter Richtung K-Block-Eingang gegangen, vorbei an einem nur halbherzig abgesperrten Bereich. Dort standen noch drei Personen, die im tiefsten bayrisch gerade feststellten, dass da jetzt gleich ne ‚Humba‘ gemacht wird. Nun gut. Wir haben also zusammen die sächsische ‚Humba‘ angesehen und sind dann noch auf die Fluchttreppen raus, um den Lärm auch mal ohne Scheiben dazwischen zu hören. Was soll man dazu sagen. Ich kann mich an kein Null zu Null erinnern, dass je so gefeiert wurde…

    Danach ging es dann wieder runter in den Eingangsbereich. Die Pressekonferenz begann gerade. Kurz wurden noch ein paar ‚dienstliche‘ Angelegenheiten mit unserem Interimsgeschäftsführer besprochen und dann war man wieder unter Leuten.

    Mein Fazit: Geisterspiele sind gruselig!


    Fangemeinschaft Dynamo

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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