Die-Fans.de

Stadien, Fans und Leidenschaft - Regionaler Fußball pur

Du bist hier:  Süden | Startseite » Aktuell » Artikel
NAVIJACI – Durch das ehemalige Jugoslawien
Ein 612-seitiges Buch und Reiseführer für Fußballfans – Voller Leidenschaft und Fankultur.
  • FC Eintracht Bamberg 2010, 26. Mai 2010

     

    Die Insolvenz als Chance


    Von:  Stephan R.T.

    Die hohen Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an Regionalligisten, enorme Kosten für den Spielbetrieb und viele weitere Punkte lassen sich sicherlich für die Insolvenz des 1. FC Eintracht Bamberg anführen. Ein Hauptgrund für die aktuelle Lage des Vereines ist aber der ‚menschliche Faktor‘.

    Erfahrungsmangel und eine gesteigerte Beratungsresistenz führten den Verein weiter in die Krise. In den letzten Monaten hieß die Herausforderung des Managers nicht Sponsorensuche. Dies wäre hinsichtlich des Abstiegsplatzes und der verbliebenen neun Heimspiele nicht umsetzbar gewesen. Zumal der Verein nicht mal über annehmbare Verkaufsunterlagen und Preislisten verfügt hatte. Vielmehr galt es, einen Investor zu suchen, der in ausreichender Höhe nicht nur die aktuelle Saison, sondern insbesondere auch die kommende Saison sichern sollte. 255 Unternehmen wurden kontaktiert. In Bamberg und weit darüber hinaus. Selbst zu einem irischen Unternehmer wurden Kontakte geknüpft. Die Ablehnung der Unternehmer in Bamberg war hoch – auch hinsichtlich der vereinsinternen Querelen. Aufgrund der zahlreichen Problemfelder die der Verein bot, und die vom Manager in Angriff genommene Beseitigung dieser Probleme, bestand die Arbeit des Managers eher aus ständiger Abwehr von Angriffen aus den eigenen Reihen.

    Einzig der erste Vorsitzende, Holger Eckert, war es, über all die Monate der bereit war, monetär und sachlich Hilfestellung zu leisten und damit am Überleben des Vereines ernsthaft und nachhaltig Interesse zeigte. Die weiteren Vorstände glänzten dagegen durch gediegene Abwesenheit und bei finanzieller Schieflage durch klare Ablehnung.

    So öffnete erst die Analyse der wirtschaftlichen Lage im vergangenen Dezember dem Schatzmeister vollumfänglich die Augen. Zahlen, in bisher ungeahnter Höhe, hätten ihn nicht überraschen dürfen. Unterlagen mussten daraufhin wochenlang mühselig ‚zusammengebettelt‘ werden, um überhaupt halbwegs betriebswirtschaftlich tätig werden zu können. So waren die ersten Wochen des aktuellen Jahres geprägt von Überprüfung der Buchhaltung, Lizenzantrag und Schaffung einer Übersicht der bisherigen Vorgänge.

    Chaotisch zeigte sich auch die bisherige Abwicklung im Bereich Sponsoring. Die entsprechenden Verträge mit Sponsoren waren vom zuständigen Vorstandsmitglied zum Teil so gestaltet, dass von den Einnahmen, wegen Kostenübernahme der Werbeträger durch den Verein und den Verkauf von nicht erbringbaren Werbeleistungen, gerade mal ein kleiner Teil überhaupt übrig geblieben war. Die Folge: Abzüge bei den Sponsorenzahlungen, die erst durch langwierige Nachverhandlungen beseitigt werden konnten.

    Der Lizenzantrag für die aktuelle Saison, hauptsächlich vom sportlichen Leiter erstellt, zeigte nicht nur Erfahrungsmangel. Vielmehr wurden von ihm in diesem Zusammenhang nicht haltbare Angaben gegenüber dem DFB gemacht, die im Nachgang zu Auflagenverstößen führten. Bis zum heutigen Tage verschwanden zudem treuhänderisch übergebene Gelder der Spieler für einen Wäscheservice an den Teammanager.

    Ein Vorstandsmitglied stellte Spendenbescheinigungen aus, die nicht im Plan berücksichtigt waren. Entsprechende Probleme mit Jugendtrainern, denen solche Bescheinigungen versprochen wurden, mussten langwierig und schmerzhaft ausdiskutiert werden. Unstimmigkeiten bei den Cateringabrechnungen sind bis heute noch nicht geklärt. Gerichtstermine wurden nicht ernst genommen. Die beiden Vorstände, welche den beruflich verhinderten ersten Vorsitzenden vertreten sollten, ließen trotz Zusage die entsprechenden Termine einfach platzen.

    Zudem sprach man dem Manager, der stets auf solche Missstände offen hingewiesen hatte, persönliche Drohungen aus – versendet per Mail als Vertreter einer großen Versicherungsgesellschaft. Zuerst wollten zwei der Vorstandsmitglieder den Manager in Teilbereichen entheben, sei er damit doch in den Arbeitsbereich des sportlichen Leiters eingedrungen. Geschehen sollte dies bei einer Vorstandssitzung, wobei noch am gleichen Tag einer der Vorstände im Fanforum gegen den Manager aufscheuchte, vermutlich um die Notwendigkeit der Entmachtung zu untermauern. Nachdem dies aber nicht gelang, wurde der Manager später von den beiden Vorstandmitgliedern als Mitarbeiter rückwirkend von Beginn an abgemeldet, wobei alle geleisteten Zahlungen (auch an Krankenkassen) zurückgefordert werden sollten. Dies natürlich heimlich und ohne Information an den ersten Vorsitzenden oder den Mitarbeiter selbst und wissend, dass damit eine Familie wirtschaftlich erheblich gefährdet wird.

    Der aktuellste Auflagenverstoß wurde mit über 20.000 Euro vom DFB bestraft. Diese Auflage war dem Schatzmeister sicherlich bekannt. Jedoch wurde nicht verstanden, dies frühzeitig zu verhindern. Die Insolvenzanmeldung wurde von Woche zu Woche verzögert. Das publizierte ‚Abwägen des Für und Wieder‘ war nicht notwendig, da alle relevanten Fakten den Herren frühzeitig und umfangreich zur Verfügung gestellt wurden. Einzig der erste Vorsitzende hatte die Problematik frühzeitig erkannt und letztendlich den Antrag alleine unterzeichnet.

    Alles in allem zeigten die handelnden Personen in vielen Bereichen, dass Team- und Kritikfähigkeit nicht zu ihren Eigenschaften zählten. Nicht der Verein stand im Mittelpunkt der Entscheidungen, sondern persönliche Eitelkeiten und Machtgerangel um die öffentliche Darstellung einzelner. Die Insolvenz als Chance…. Der 1. Vorsitzende, Holger Eckert, kann seinen Wunsch vom soliden Verein nur erfüllt wissen, wenn er über Vorstandskollegen verfügt, die wirtschaftlich verankert sind und mit Sachverstand ihre Arbeit verrichten. Eine personelle Umgestaltung des Vereines wird notwendig sein, um überhaupt eine Zukunft des Vereines planen zu können.

    Jan Vetter

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

Kommentare

    Kommentar schreiben

     

    Copyright 2007  Die Fans Media GmbH

    Diese Website nutzt Cookies. Durch die Nutzung unserer Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos: Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz.