VfB Lübeck von 1919, 11. Januar 2008

 

Repression macht keine Winterpause

Auch im Winter sind Fans nicht vor Repression und Kommerz gefeit. Hallenturniere verkommen zu oberflächlichen Werbeveranstaltungen, bei denen der Fußball in den Hintergrund tritt. Immer mehr aktive Fanszenen boykottieren diese Turniere. Warum das auch die Lübecker machen, haben sie in einer Erklärung veröffentlicht:

Liebe Vfber!

Ultra’ Klollektiv, sUbKuLtur sowie unser Umfeld und Freunde werden das Hallenturnier am 19.01. in kiHL nicht besuchen. Folgende Gründe haben uns zu dieser Entscheidung bewogen:

1. Anfang der Woche bekamen mehrere Personen der aktiven Fanszene des VfB Lübecks Meldeauflagen, mit der Begründung, sie würden den reibungslosen und friedlichen Ablauf des Events gefährden. Die Verteilung dieser Meldeauflagen geschah scheinbar nach schwer bis gar nicht nachvollziehbaren Gründen. Die angeschriebenen Personen sind bereits seit längerer Zeit nicht negativ beim Fußball in Erscheinung getreten. Es gibt keinen Anlass, der Meldeauflagen rechtfertigen würde. Die ausgesprochenen Meldeauflagen sind grotesk. So dürfen sich die beschuldigten Personen gar an einem Tag bei der Polizei einfinden, an denen das Turnier nicht stattfindet. Wir können und wollen diese gezielte Freiheitsberaubung nicht akzeptieren. Wir sehen uns als Gruppe verpflichtet, unseren Freunden und VfBern beizustehen, uns mit ihnen zu solidarisieren. Betroffen ist im Übrigen nicht nur die Lübecker Fanszene. Einige kiHLer haben genauso unter dem Wahn der Sicherheitskräfte zu leiden.

2. Bereits in den vergangenen Jahren war die Behandlung durch die Polizei skandalös. Nahezu alle VfBer wurden mindestens vier Mal durchsucht (Vom Lübecker Hbf bis zum Eingang Ostseehalle). Einzelpersonen sind auf dem Weg nach kiHL immer wieder aus der Gruppe gerissen und anschließend ohne Begründung in Gewahrsam genommen worden. Hauptverantwortlich für ungerechtfertigte Maßnahmen war immer wieder die Schlägertruppe in Uniform, die BFE Einheit aus Eutin, die uns ja bekanntlich seit Jahren zum Frustabbau benutzt. Im vergangenen Jahr stürmte die Exekutive kurz vor Turnierbeginn sogar unseren Block und versuchte damit eine Eskalation zu provozieren. Und das obwohl wir den ganzen Tag friedlich in der kiHLer Innenstadt verbracht haben.

3. Bei diesem Turnier rückt Fußball immer weiter in den Hintergrund. Cheerleader und Partymusik werden wichtiger als die eigentlichen Spiele. Auch der Veranstalter wirbt mittlerweile für ein “Event für die ganze Familie“. Die Eintrittspreise steigen, obwohl die Qualität des Turniers von Jahr zu Jahr abnimmt. Die Fanszenen aus Lübeck, kiHL und mit Abstrichen Neumünster geben dem Turnier immer nur den notwendigen Rahmen, um das Turnier überhaupt als Fußballveranstaltung verkaufen zu können. Wären die wenigen wirklichen Fußballfans nicht beim Turnier vertreten, wäre die Hampelei endgültig eine riesige DJ-Ötzi-Familienparty.

Turniere dieser Art verkörpern die moderne Fußballparty in Reinform. Genauso wie diese Turniere immer wieder für sinnlose Repression gegenüber Fußballfans missbraucht werden..
Wir wünschen der Polizei und insbesondere den SKBs (Wie viele seid ihr dieses Jahr?) viel Spaß beim Bösegucken, Ansprachen halten und gefährlich Rumstehen und hoffen, dass sich möglichst viele wahre Fußballfans aus Schleswig-Holstein unserem Boykott anschließen.
Wir würden uns freuen, wenn sich alle VfBer uns anschließen. Wer nicht auf Hallenfußball verzichten kann, ist herzlich dazu eingeladen, das Turnier unserer zweiten Mannschaft am Sonntag (06.01.2008) in der Hansehalle (Turnierbeginn 14:30 Uhr) mit uns zu besuchen. Wir werden den 19.01 gemeinsam in einer Kneipe verbringen. Wer uns begleiten möchte, möge sich an eine Person seines Vertrauens wenden.

Ultra’ Kollektiv, sUbKuLtur & Freunde

Geschrieben von:  yeti