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  • SV Babelsberg 03, 04. Januar 2008

     

    Resümee der Fandemo in Ahlen


    Von:  yeti

    Nach dem Gastsspiel des SV Babelsberg 03 bei Rot-Weiss Ahlen kam es zu willkürlicher Polizeigewalt gegenüber beiden Fangruppen (die-fans.de berichtete). Danach riefen beide Fanszenen zu einer Demonstration am Ort des Geschehens in Ahlen auf (die-fans.de berichtete). Zu der sehr friedlich verlaufenen Veranstaltung an Heiligabend fand Werner, der selber dabei war, ein paar Worte:

    Die Polizeiübergriffe Ende November, gegen Ahlener und Babelsberger Fans, waren für die Initiative ‚Fussballfans beobachten Polizei’ der Anlass, ausgerechnet an Heiligabend ins beschauliche Ahlen zurückzukehren. Inoffizielles Demo-Motto des Tages: ‚Keine Weihnachten für Spielverderber’. Dichter Nebel und ein nahezu perfekter Tarnanstrich des Reisemobils verhinderten eine vorzeitige Entdeckung durch die entlang der Strecke postierten Polizeispäher, so dass die Anreise störungsfrei verlief. Kurz nach dem aussteigen in unmittelbarer Rathausnähe hat man uns endlich entdeckt:

    Die Anmelder einer weiteren, von Ahlener Fans angemeldeten Demonstration, begrüßen uns noch vor der Polizei und geben erstmal einen Bericht zur Lage. Irgendwann entdeckt uns auch die Polizei, und bringt durch hektisches umherkurven ihrer Fahrzeugkolonnen, blockieren von Kreuzungen etc., den Verkehr in der Ahlener Innenstadt zum erliegen. Auf dem Vorplatz des wohl hässlichsten Rathauses diesseits des Horizonts angekommen, wird unsere Vorausabteilung auch gleich in bester Indianerfilmmanier durch einen beachtlichen Fahrzeugparcours umzingelt. Dies rief den Ahlener Bürgermeister auf den Plan, welcher die Polizeifahrzeuge des Rathausplatzes verweisen wollte. Erst nachdem wir ihm erklärten, dass unsere Anwesenheit den Einsatzleiter daran hindere, seine aufgebrachten Fragen nach der Zahl der eingesetzten Beamten zu beantworten, trollte sich der gute Mann, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ER in seiner Freizeit da sei.

    Nach und nach trudelten Fans aus allen möglichen Städten ein, wobei ein Mob Münsteraner, die, neben Babelsbergern (und später Ahlenern), wohl größte Gruppe stellten. Kleine Gruppen kamen aus Hamm, Lippstadt, Dortmund, Bremen und allen möglichen anderen Städten, einzelne gar aus Berlin, Hamburg, Koblenz.

    Alle Absprachen zwischen den verschiedenen Fangruppen, keine Vereinssymbole/Farben, kein Alkohol etc. wurden vorbildlich eingehalten. Als der Demonstrationszug dann loslief, waren es handgezählte 93 TeilnehmerInnen, wobei einige verspätet Angereiste da noch nicht mit dabei sind. Die Auflagen der Polizei konnten sämtlich, von der zeitlichen Beschränkung auf 14 Uhr abgesehen, außer Kraft gesetzt werden. Die Ahlener Bevölkerung wurde, mit Wünschen zu Weihnachten, Flugblättern und Gesungenem bedacht, und bekam Fußballkunststückchen vorgeführt. Die große Mehrzahl war, durch Presseberichterstattung im Vorfeld, bereits bestens im Bilde, aufgeschlossen und freundlich, wobei es vereinzelt natürlich auch Kopfschütteln gab. Am Ort der Schande angekommen, und mittlerweile durch die Demonstration der Ahlener Fans um 40 Leute verstärkt, erfolgte die symbolische Niederlegung des ‚Wandergedenksteins für Polizeigewalt’. In Redebeiträgen je eines betroffenen Babelsberger und Ahlener Fans, wurden noch mal die Vorfälle geschildert und zu differenzierterem Umgang mit Fußballfans aufgerufen.

    An der Polizeiwache angekommen, überreichten die heiligen vier(!) Könige der Polizei u.a. Pfefferkuchen und Baldrian. Unmittelbar zuvor musste allerdings erst ein Anwalt eingreifen, um die Geschenkübergabe, wie geplant stattfinden lassen zu können. Unter singen und abspielen von ohrwurmverdächtigen Liedern, und ab und an Parolen skandierend, kamen wir pünktlich und ohne weitere Probleme zum Ort der Abschlusskundgebung. Eine ‚Bergpredigt’ des Babelsberger Fanbetreuers auf den Stufen der St. Marien-Kirche beendete die Veranstaltung. Anschließend kehrten einige Fans noch gemeinsam im Stadtcafe ein, bis auch dort Feierabend war. Fan verabschiedete sich, und alle traten gutgelaunt die Heimreise an.

    Unterm Strich etwa 250 beteiligte Beamte (zwei extra heranbeorderte Hundertschaften + die Ahlener Kräfte, Staatsschutz, etc.) und etwa 150 Demonstranten. Die Polizei war, obwohl einigen Beamten deutlich anzumerken war, dass sie etwas aufgehuschelt waren, jederzeit um einen rechtzeitigen und friedlichen Feierabend bemüht. Das Verhalten des Einsatzleiters war, bis auf seine falsche Interpretation der genehmigten Route an der Polizeiwache, durch Vernunft und Angemessenheit gekennzeichnet, und sollte somit beispielhaft für künftige Einsätze sein. Die Botschaft ist bei der Polizei Ahlen offenbar angekommen. Die Aussicht auf eine länger und besser vorbereitete Wiederholung der Aktion im nächsten Jahr, natürlich nur im Bedarfsfall, ließ schon einige Gesichtszüge entgleisen. Hoffen wir mal gemeinsam, dass es so weit nicht erst kommen muss. Vielen Dank allen Beteiligten, es hat sehr viel Spaß gemacht, und hoffentlich etwas gebracht.

    werner

    Geschrieben von:  yeti

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