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  • 09. Dezember 2006

     

    Stahl Brandenburg: Der Einäugige schlägt den Blinden


    Von:  Systema

    Nein, hohe Fußballkunst war gestern am Quenz nicht zu sehen. In einer Partie auf maximal Kreisliga-Niveau schlug der FC Stahl Brandenburg seinen langjährigen Angstgegner VfL Nauen mit 1:0. Oft genug hatten die Branden- burger in den letzten Wochen nach sehr guten Leistungen mit nur einem Punkt, in Sachsenhausen sogar gänzlich mit leeren Händen dagestanden. Gestern war es umgekehrt, und im Fußball zählen am Ende nur die Punkte.

    Das Spiel begann „schleppend“, und das ist schon sehr wohlwollend formuliert. In der komplet- ten ersten Spielhälfte gab es für beide Mannschaften keine ernsthafte Torchance. Am ehesten konnte man noch einer Nauener Spielszene aus der zehnten Minute dieses Attribut verleihen, der Schuss von der Strafraumgrenze ging jedoch klar über das erstmals in dieser Saison von Jan Goldmann gehütete Stahl-Tor. Stahl war zwar insgesamt die aktivere Mannschaft, konnte in den ersten 45 Minuten aber nur ganze drei male in den Strafraum der Havelländer eindringen. Einmal nach einem Einwurf von Taube, als Mebes vom Gästekeeper am Einköpfen gehindert wurde (22.). Einmal nach einer Ecke, als Wilhelm und Schumacher beide den Ball nicht richtig trafen (36.). Und einmal nach einem 45-Meter-Freistoß von Kräuter, den der Torwart aber souverän passierte, in dieser Szene schaffte es Lars Bauer einfach aufgrund seiner Körpergröße nicht, den Nauener Schlussmann ernsthaft in Bedrängnis zu bringen und einzuköpfen. Auf Seiten des VfL kann man vielleicht noch einer in den Brandenburger Strafraum geschlagenen Flanke so etwas wie ansatzweise Torgefahr attestieren, diese wurde jedoch von Schimpf heraus geschlagen. Unschön endete die erste Halbzeit: Mit einem brutalen Foul an Nico Wilhelm, sein Gegenspieler sah dafür die gelbe Karte. Überhaupt konnten die Nauener Wilhelm oft nur mit rüden Fouls beikommen, ansonsten war es ein faires und für Schiedsrichter Hagen Studier einfach zu leitendes Spiel, wenngleich die Partie in der Mitte der zweiten Hälfte zeitweise hektisch wurde und das bis dahin sehr gute Referee-Gespann stellenweise seine Linie verlor und durch einige merkwürdige Entscheidungen auffiel.

    Das Spiel wurde auch in der zweiten Hälfte zunächst nicht besser. Belebt wurde das Brandenburger Angriffsspiel durch die Einwechslung von Fabricio. Der zuletzt formschwache Brasilianer wirkte sofort agil und stellte seinen Gegenspieler in einigen Szenen vor Probleme. Ein Volleyschuss von der Strafraumgrenze kurz nach seiner Einwechslung ging aber klar neben das Nauener Tor. Die passive Spielweise des Tabellen-Elften, die schon in der ersten Spielhälfte von einigen Verzögerungen geprägt war, wurde nach einer Stunde bestraft. Felix Nachtigall zirkelte einen Freistoß in den gegnerischen Strafraum, und Martin Kahl köpfte aus Nahdistanz zur Führung für Stahl Brandenburg ein. Durch den Rückstand waren die Nauener gezwungen, sich endlich auch konstruktiv am Geschehen auf dem Platz zu beteiligen, und am Ende wurde es streckenweise noch ein ganz passables Fußballspiel. Wenige Minuten nach dem 1:0 hatte der VfL seine zweite Torchance des Spiels, der fast beschäftigungslose, doch jederzeit sichere Goldmann konnte aber abwehren. Eine gute Möglichkeit nach 73 Minuten wurde leider abgepfiffen, als Fabricio Kahl anspielte, dieser jedoch leicht im Abseits stand, ein Pass auf Nachtigall wäre die bessere Alternative gewesen. In der 78. Minute hatte Fabricio das 2:0 auf dem Fuß, sein Lupfer war jedoch harmlos und konnte vom Nauener Torwart leicht abgefangen werden. Zuvor hatte der Brasilianer den Stahl-Fans einen Schrecken eingejagt, als er sich zweimal auf dem Spielfeld erbrach. Nach kurzer Pause konnte er jedoch weiterspielen. Nach 79 Minuten wieder eine Möglichkeit für Stahl, doch Wilhelm dribbelte sich in der Nauener Abwehr fest. Wieder Wilhelm hätte eine Minute für die Entscheidung sorgen können, doch nach einem 35-Meter-Freistoß von Nachtigall kam er zu überraschend an den Ball und konnte die gute Chance nicht nutzen. In der Schlussminute gab es noch zwei weitere gute Szenen für Stahl. Zum einen ein Freistoß aus mehr als 40 Metern von Wilhelm, der aber das Tor verfehlte. Und zum anderen ein weiterer Freistoß von Kräuter, als Kahl am Ball vorbeirutschte. Danach beendete Schieri Studier, der in der letzten Viertelstunde wieder zu seiner souveränen Linie zurückkehren konnte, das Brandenburger Fußballjahr 2006.

    Der Jubel nach dem Schlusspfiff fiel zunächst gedämpft aus, zu enttäuscht waren Spieler und Fans über die Partie. Nach der letzten gemeinsamen „La Ola“ des Jahres strahlten aber doch alle Brandenburger und freuten sich über den versöhnlichen Abschluss des Jahres. Am Ende zählen eben nur die Punkte. Davon haben die Brandenburger bisher 23, drei oder vier kommen vom Sportgericht noch hinzu. Stahl steht dann nach 16 Spielen auf Platz 7, hat Tuchfühlung auf die Verfolgerplätze und sich spielerisch weitaus besser entwickelt, als man es vor der Saison erahnen konnte. Unbedingt positiv zu erwähnen ist die hervorragende Fairness des Teams. Die gelb-rote Karte für Wilhelm beim Hinspiel in Nauen war der bisher einzige Platzverweis, in der Fairplay-Tabelle liegt Stahl auf Platz 2. Auch gestern gab es nur eine Verwarnung. Auf der abendlichen Weihnachtsfeier beim Sponsor Taverna Kouros dankten Präsident Juchert und Trainer Nachtigall der Mannschaft für ihre guten Leistungen und auch die durchgängig hohe Trainingsbeteiligung. Nachtigall kündigte eine harte Vorbereitung an, die mit dem Trainings- auftakt am 16. Januar beginnt. Bis dahin spielt die Mannschaft noch bei den Hallencups in Riesa und Potsdam sowie das Benefizturnier des FC Deetz. Nach der Vorbereitung wird die gestern begonnene Rückrunde mit dem Auswärtsspiel beim Fünften MSV Neuruppin II fortgesetzt. Ein harter Prüfstein, den man im Hinspiel mit 1:0 bezwingen konnte. Dies muss auch im März gelingen, denn Trainer Nachtigall will mehr. „Mindestens unter die ersten Fünf“, so der Trainer, „denn diese Mannschaft, die im Winter noch durch die Rückkehrer Janke, Sommerlatte, Müller und Brandl verstärkt wird, kann noch viel mehr.“

    Der FC Stahl Brandenburg spielte mit: Goldmann – Bauer, Kräuter, Koch, Schimpf (G) – Wilhelm, Nachtigall (ab 85. Hanack), Schumacher (ab 53. Fabricio), Taube – Kahl, Mebes (ab 83. Schulz)

    Zuschauer: 182, darunter 15 Nauener
    Tore: 1:0 Kahl (60.)

    Jörg Pochert

    Geschrieben von:  Systema

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