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Erlebnis Fußball 89 – 192 vollfarbige Seiten mit den Themen aus den Fankurven
u.a. mit Investoren und Protest, Kurvenlieder und ihre Geschichten sowie 50 Jahre Ultras Viola
  • 1. FC Union Berlin, 03. Dezember 2007

     

    Ultras ohne Ehre


    Von:  yeti

    Samstag früh vergangene Woche um vier Uhr in Köpenick, alles schläft und ärgert sich über die am Vortag in Oberhausen verschenkten drei Punkte. Am meisten wurmte das jedoch unseren Trainer Uwe Neuhaus, der die Mannschaft zu dieser nachtschlafenden Zeit zu einem 45-minütiges Training auf den Platz bat. Mit Sicherheit nicht das größte Vergnügen nach einer anstrengenden Rückreise und so tat die Mannschaft gut daran, es in Düsseldorf besser zu machen.

    Der Tag begann entspannt, denn das Verkehrsmittel unserer Wahl war heute zunächst ein InterCity nach Münster. Ungefähr 50 Unioner machten es sich in dem leeren Zug gemütlich und verbrachten eine ruhige Fahrt, während der man sich im Wesentlichen aufs Reden und Bier trinken beschränkte. Es wurden weder Mitreisende belästigt, noch sonstiger Ärger gemacht - ja, auch das ist Union. Umsteigen in Münster und eine weitere Stunde Fahrt brachten uns zügig nach Düsseldorf, wo schon reichlich Polizei auf uns wartete. Der Mob reiste allerdings in zivil und so konnte man mit 15 Leuten unbehelligt den Bahnhof verlassen, um sich in Richtung Altstadt zu bewegen. Unzählige Aufkleber fielen den bewährten Flaschenöffnern zum Opfer, die Sticker-Mafia hatte gute Arbeit geleistet.

    In Stadionnähe fand man dann noch eine Pinte, die vollkommen mit Unionern besetzt war und nur noch zur Aufnahme eines Biers genutzt werden konnte, da die Zeit drängte. Am Stadion angekommen war die Freude darüber, endlich mal wieder an einem Samstag nach Düsseldorf zu fahren, schnell wieder verflogen, hatte man doch schon fast vergessen, wie schlimm dieses Stadion doch wirklich ist.

    Dem Niveau passte sich dann auch das Ordnungspersonal an, das einfach nicht begründen konnte, warum man ein und denselben Block nur über den Eingang betreten konnte, der auf der Eintrittskarte ausgewiesen war. Die Jungs und Mädels vom Cateringstand waren ähnlich clever, hatten sie doch große Probleme bei der Herausgabe des richtigen Wechselgelds. Wahrscheinlich fanden sie die Preise dafür einfach nur selber unverschämt und gaben aus Verständnis für die armen Auswärtsfahrer mehr Wechselgeld raus als vorgesehen.

    Gut gestärkt ging es in Hälfte eins, cirka 800 Unioner mit gutem Support, während von Düsseldorf bis auf den üblichen Wechselgesang nichts zu hören war. Ganz schön bitter bei einem derart wichtigen Heimspiel mit vernünftigem Gegner. Auf dem Platz gab es nur vereinzelte Chancen, das 0:0 zur Pause ging in Ordnung, ebenso wie der Platzverweis für Bemben. Ziemlich genau während der Kölner Schiedsrichter die rote Karte zeigte, wurde Union in Düsseldorf erneut eine Fahne geklaut. War es beim letzten Mal noch die Fahne der Massaker Amigos, die mit einem Loch in der Mitte vorm Stadion zurückgeholt werden konnte, musste man heute die der KariBikFraktion - kurz KBF - in fremden Händen sehen. Schon damals war ich im Stadion und einfach nur wütend, doch heute war es anders, kannte man doch die Besitzer der Fahne und stand zum Teil sogar neben ihnen. Allerdings bemerkte zunächst niemand den Diebstahl, denn die Fahne wurde nicht ‚erobert’, sondern ganz feige geklaut. Ein Düsseldorfer kam durch eine Arbeitskarte zu einem Ordner vor dem Gästeblock und sagte ihm, er wolle die Fahne umhängen. Der vollkommen ahnungslose ‚Hirni’ sagte nichts und ließ den Düsseldorfer ‚Helden’ gewähren.

    Sportlich ging es bemüht in die zweite Hälfte, die Rheinländer wussten ihre numerische Überlegenheit zunächst nicht zu nutzen - im Gegenteil. Schulz kam nach einer Ecke zum Kopfball und verfehlt das Tor nur knapp. Das war der Wachmacher für die Fortuna und die Glinker-Show konnte beginnen. Eine Chance nach der anderen vereitelte unser junger Schlussmann, bei dem Topleistungen dieser Art fast schon zur Gewohnheit werden. Als nach 85 Minuten alle mit einem torlosen Unentschieden rechneten, zeigten die Düsseldorfer Möchtegern-Ultras die angesprochene KBF-Fahne verkehrt rum im Block, kurz darauf schoss Patschinski das glückliche 1:0. Kaum Freude, nur Wut und Ohnmacht. Ein guter Freund beschrieb es so: „Das ist ungefähr so, als ob dir deine Freundin kurz vorm Orgasmus den Namen ihres Ex-Freunds ins Ohr haucht.“

    Weite Teile des Blocks drängten in Richtung Ausgang, um die Fahne von den ehrlosen Bastarden der Ultras Düsseldorf zurück zu holen. Die Sicherheitskräfte stellten sich mit aller Macht dagegen, Leute sprangen von oben in deren Richtung, eine Verhaftung folgte. Einen der Besitzer der Fahne konnte nichts mehr bremsen, vier Leute hingen an ihm und hatten keine Chance.

    Inzwischen war das Spiel zu Ende, doch nach Feiern war im Block keinem so recht. Alle wollten nur noch raus. In den Katakomben des Stadions wurden dann die Personalien von dem Ordner aufgenommen, der das alles verursacht hatte. Der Heini ließ es sich dann nicht nehmen, einen unserer Fanbeauftragten als Rassisten zu beschimpfen, was nicht nur lächerlich, sondern fast schon Verleumdung war. Das interessierte dann allerdings keinen so recht und es ging ziemlich wütend und vor allem mit dem Verhafteten zum Hauptbahnhof.

    Dort standen sogar Mitglieder der Ultras Düsseldorf und spielten sich wegen ihres ‚Erfolgs’ ziemlich auf. Wüste Beschimpfungen folgten, doch die Ultras ohne Ehre hatten nicht mal die Eier in der Hose die zahlenmäßig Unterlegenen Unioner in die Schranken zu weisen. Sie verteidigten den unehrenhaften Diebstahl der Fahne sogar noch und hatten außer „Scheiß Ossi-Ultras“ nicht viel auf dem Kasten. Ach doch, sie schafften es noch mit 15 Leuten zwei Spieler unserer Mannschaft zu bepöbeln, gaben dann aber nach einer kurzen Schubserei mit umstehenden Unionern Ruhe. Die beiden Spieler honorierten den Einsatz der Unioner mit einem Grinsen und einem Daumen.

    Im Bahnhofskonsum ging es dann kaum vorwärts, was vornehmlich daran lag, dass die Mannschaft sich nicht einigen konnte, was auf der Rückfahrt getrunken werden sollte. Am Ende entschied man sich für Dosenbier und Mixgetränke, die man allerdings nicht allein trinken wollte. Kaum hatten es sich die Reisenden im ICE gemütlich gemacht, standen auch schon Marco Gebhardt und Sebastian Bönig in der Tür, um mit den Fans zu feiern. Ohne Vorbehalte trank man gemeinsam das ein oder andere Bier und brachte sich die verschiedenen Sichtweisen des heutigen Tages näher. Später gesellte sich dann auch noch Nico Patschinski zu dem illustren Haufen und entpuppte sich als Alleinunterhalter, der einem sogar ein Bier ausgab. Das verkürzte die Fahrt, die kurz vor Wolfsburg von einer ‚Herde Wildschweine’ gebremst wurde, ungemein. In Wolfsburg bestand dann der Schaffner darauf, dass Beamte des BGS zusteigen, was nur an einer einzigen Frau lag. Die fühlte sich nämlich durch die lauten Gesänge belästigt und so stiegen tatsächlich drei Beamte zu, die nicht einschritten und einen ruhigen Abend verbrachten.

    Kurz hinter Wolfsburg war dann das Bier alle und so war die Meute, inklusive Spieler, froh, nach kurzer Zeit Berlin zu erreichen. Hinter uns lag eine Fahrt, die nach dem Auswärtsspiel in Dresden einmal mehr zeigte, wie volksnah unsere Mannschaft ist. Keine Berührungsängste, Verständnis für Faninteressen und einfach nur ganz normale Menschen mit einem besonderen Beruf. Diese Rückfahrt entschädigte für Einiges und konnte nach dem Verlust der Fahne sogar dem Letzten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Was nach dem vierten Mal Düsseldorf bleibt sind drei Punkte, Verachtung für die ehrlosen Bastarde der Ultras Düsseldorf und das gute Gewissen, keine Söldner zu unterstützen.

    Geschrieben von:  yeti

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