SV Werder Bremen, 08. Januar 2009

 

Werder rüstet nach - Tziolidis kommt an die Weser

Dass die Hinrunde, sei es in der Bundesliga oder in der Champions League, für den SV Werder Bremen nicht zufrieden stellend verlaufen ist, weiss der interessierte Fussballsympathisant. Ebenso ist nicht unbekannt, dass die sportliche Führung, in Persona Thomas Schaaf und Klaus Allofs, üblicherweise einen angenehmen Ton von Understatement pflegt und nicht zu Aktionismus neigt. Dennoch wurden die Verantwortlichen von Werder in der Winterpause auf dem Transfermarkt tätig.

Was verwundern mag, ist dass die neue Personalie nicht die erheblichen Schwächen ausmerzt, beispielsweise in der Aussenverteidigung (Stichwort Tosic), sondern das defensive Mittelfeld betrifft, wo Werder mit Frings, Baumann und Jensen zwar betagt, aber qualitativ hochwertig besetzt ist. Die Wahl fiel auf Alexandros Tziolidis, einen 23-jährigen Griechen, der zugegebenermaßen Werder bereits in der Vorrunde der Champions League das Leben schwer gemacht hatte. Tziolidis, mehrfacher U-21 und A-Nationalspieler seines Landes, hatte beim 3:0 Erfolg von Panathinaikos im Weserstadion ein Tor selbst geschossen und eins vorbereitet. Nun ist allerdings, wie anfänglich angedeutet, den Werderdenkern nicht unbeding zuzutrauen, dass sie aufgrund eines Spiels zu Übersprungshandlungen neigen, und dass Werder ein gutes Scouting besitzt, ist auch spätestens seit Pizarro, Ailton, Naldo oder Diego bekannt.

Tziolidis wird zunächst für etwa 300.000 Euro bis Saisonende ausgeliehen. Zusätzlich hat sich Werder eine Kaufoption sichern lassen, die Höhe der festgelegten Ablösesumme beträgt rund 1,7 Mio Euro. Falls etwa Frank Baumann nach dieser Saison langsam an das Karriereende denken sollte, und Tziolidis zu überzeugen weiss, wäre auch dieser Schachzug der Bremer eventuell ein guter.

Nicht ganz so überzeugend war die Voreinschätzung in einem anderen Fall zu bewerten. Der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte, Carlos Alberto, 2007 für knapp 8 Mio Euro von den Corinthians verpflichtet, erwies sich bisher als sportlicher und charakterlicher Flop. Schon im Januar 2008 war er zum FC Sao Paulo ausgeliehen worden, nach einer nicht nur verbalen Auseinandersetzung mit einem Teamkollegen jedoch wenige Monate später an Botafogo weitergereicht worden. Im November 08 verließ er jedoch auch Botafogo wieder wegen ausstehender Gehaltszahlungen. Werder, bei denen das Sorgenkind noch bis 2011 offiziell unter Vertrag steht, verlieh Carlos Alberte also weiter, diesmal für ein Jahr an den Zweitligisten Vasco da Gama. Es erscheint fraglich, ob der Brasilianer jemals wieder im Bremer Trikot auflaufen wird, nicht zuletzt deshalb scheint auch dahingehend der Transfer Tziolidis' sinnvoll.

Geschrieben von:  Jacksack