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  • FC Carl Zeiss Jena, 26. April 2010

     

    ‚Polizeieinsatz‘ nach dem Spiel Jena gegen Heidenheim – Pressemitteilung des Hintertorperspektive e.V.


    Von:  Stephan R.T.

    Fassungslos und entsetzt wenden wir uns als Verein an die Öffentlichkeit. Wir fordern vom verantwortlichen Einsatzleiter eine Stellungnahme zum ‚Polizeieinsatz‘ in der Südkurve nach dem Spiel des FC Carl Zeiss Jena gegen den 1. FC Heidenheim.

    Viele Institutionen bemühen sich, eine friedliche Atmosphäre im Stadion aufzubauen und auch unser Verein möchte dazu beitragen. In den letzten Jahren wurde in Jena dafür großes geleistet. Die ganze Saison verlief durchweg ohne nennenswerte Vorkommnisse, selbst bei den vermeintlich gefährlichen Derbys gegen Erfurt oder Dresden gab es keine Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans oder der Polizei. Dass dieses Bild nun anscheinend sehr bewusst getrübt und verzerrt werden soll, ist im Stile des Samstag nachmittags geradezu skandalös, leider aber auch bezeichnend für die derzeitige Einsatztaktik bei Fußballspielen in Jena und Thüringen.

    Zum Spiel gegen den 1. FC Heidenheim sollte durch die anwesende BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit) eine Person identifiziert werden, die im Verdacht steht, sich beim Derby gegen FC Rot-Weiß Erfurt vermummt zu haben. Ein Foto mit der gesuchten Person wurde dem szenekundigen Beamten (SKB) und dem Fanprojektleiter vorgelegt. Beide sagten aus, dass es sich bei der gesuchten Person nicht um ein Mitglied der zu diesem Zeitpunkt in der Kurve anwesenden aktiven Fanszene handelt. Der später Festgenommene ist außerdem aktenkundig, eine Personalienfeststellung deshalb überhaupt nicht notwendig. Ohne weitere Absprache mit den szenekundigen Beamten stürmte besagte BFE nun in die Kurve und riss den jungen Zeiss-Fan äußerst rabiat zu Boden. Völlig überrumpelt hatte dieser hierbei nicht die Möglichkeit, sich zu wehren, was ihm aber später qua Anzeige vorgeworfen wurde. Die Szenen, die sich im Folgenden abspielten, der wiederholte Einsatz massiver Gewalt und erheblicher Mengen Pfefferspray gegen wehrlos am Boden liegende Fans und Ordner stimmen uns wütend und traurig. Wir verweisen hierbei auf weitere Augenzeugenberichte (z.B. im Fan-Forum des FC Carl Zeiss Jena).

    Unser Verein leistet Jugendsozialarbeit und vermittelt ein friedliches Miteinander im Stadion und davor. Doch wie soll man Jugendlichen Gewaltverzicht erklären, wenn sie ansehen müssen, wie schwerbewaffnete und nicht-identifizierbare Beamte auf brutalste Art und Weise eine Festnahme durchsetzen, die weder angekündigt, noch in irgendeiner Form gerechtfertigt ist und im Anschluss daran, nachdem die Situation beruhigt schien, noch einmal in die Fans stürzen und dabei Angestellte der Sicherheitsfirma BRU sowie Ordner des FCC teils erheblich verletzen und mit Pfeffergas besprühen? Und das wegen einer Personenfeststellung die jeder Grundlage entbehrt. Alle Bemühungen der Fanprojektarbeit und des Vereins Hintertorperspektive werden dadurch (im wahrsten Sinne des Wortes) mit Füßen getreten.

    Der Verdacht liegt nahe, dass es sich bei dieser Aktion um eine Provokation handelt, die nur dem Zweck dient, die Fans als Aggressor gegen die Polizei darzustellen und Straftatbestände wie: ‚Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte‘ und ‚Versuchte Gefangenenbefreiung‘ vorlegen zu können, die Fans also zu kriminalisieren und das eigene Vorgehen und eigene Gewalttaten im Nachhinein zu legitimieren. Welcher aufrichtige Mensch, würde sich nicht gegen die Nötigung und Misshandlung durch fremde Personen stellen?

    Das Missachten der Aussage des SKB, die Festnahme, das brutale Vorgehen dabei und somit das gezielte Eskalieren einer vollkommen harmlosen Stimmung nach dem Spiel, vermittelt außerdem den Eindruck, dass hier die Konfrontation nicht nur in Kauf genommen, sondern direkt gesucht wurde.

    Die Polizei scheint hier gezielt ein ‚Feindbild Fußballfan‘ aufzubauen. Durch Provokation und Eskalation wird ein mediales Bild des gewalttätigen Stadionbesuchers heraufbeschworen. Die Gewalttaten der Beamten gegen die Ordnungskräfte des FCC, denen man auch mit viel Phantasie keinerlei Vorwürfe machen kann, setzen diesem Einsatz noch die Krone auf.

    Der durchgeführte Einsatz war völlig unverhältnismäßig und unnötig. Die Verantwortlichen für den Einsatz müssen sich für diesen öffentlich rechtfertigen und entschuldigen.

    Außerdem stehen einige Fragen offen, die beantwortet werden müssen:

    - Wer hat diesen Einsatz angeordnet und überwacht?
    - Wer war an diesem Einsatz beteiligt?
    - Wie sind dieser Einsatz und die Vorgehensweise begründet?
    - Wie kann es sein, dass ausgewiesene, klar erkennbare Ordner des Vereins und einer externen Firma, die in der Situation deeskalierend auf die Fans einwirken wollten mit Schlägen und Reizgas traktiert werden?
    - Wird gegen die Vollstreckungsbeamten eine Untersuchung wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet und wenn nein, warum nicht?

    Wir hoffen, dass sich solche Szenen in Zukunft nicht wiederholen werden und wünschen den verletzen Fans und Ordnern gute Genesung.

    Der Vorstand und die Mitglieder der Hintertorperspektive e.V.

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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