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u.a. mit Investoren und Protest, Kurvenlieder und ihre Geschichten sowie 50 Jahre Ultras Viola
  • FC Rot-Weiß Erfurt, 17. Juli 2008

     

    „Auch Fußballfans haben Rechte“


    Von:  Stephan R.T.

    ‚Kirchi’ fehlen nur noch sechs Tage bis zu seiner einjährigen Zugehörigkeit zu unserem Forum. Der 26-jährige Anhänger des FC Rot-Weiß Erfurt hat in diesem einen Jahr über 750 Beiträge, vornehmlich zu seinem Verein und den Ligakonkurrenten, verfasst. Dabei ist ‚kirchi’ vor allem für seine interessanten Erlebnisberichte bekannt. So war es nun an der Zeit, ihn mit unseren Fragen zu löchern und mehr über ihn und seine Beziehung zum Fußball zu erfahren.

    Wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?

    Zufälle bestimmen das Leben. Eigentlich habe ich mich als Jugendlicher nie wirklich für Fußball interessiert. Aber der Wunsch nach sportlicher Bestätigung – und der Figur dazu, man wollte ja bei den Mädels beliebt sein – trieb mich zu einem Fußballverein. Und der trainierte im Steigerwaldstadion – es war aber nicht RWE, sondern Eintracht Erfurt. An einem Mittwochsspiel bin ich dann statt zum Training (auf dem Hartplatz hinter der Haupttribüne) in die Südkurve gegangen und dort hat mich die Stimmung einfach mitgerissen. Okay, RWE hat gewonnen, was für die Stimmung sicherlich gut war...

    Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum – was verbindet Dich mit Deinem Verein, wie und wann wurdest Du Fan?

    Für den FC Rot Weiß Erfurt – Fan wurde ich, wie bereits zuvor beschrieben, eher zufällig und es müsste das Jahr 1997 (im Saisonendspurt, also Mai oder so) gewesen sein. Was mich gedrängt hat, dabei zu bleiben? Dieses Gefühl von Zusammenhalt mit ‚fremden’ Menschen. Ein Tor und plötzlich hatten sich alle ‚lieb’. (lacht)

    Welche Erinnerung hast Du noch von den ersten Spielen, was war das für Dich damals für ein Erlebnis?

    Ein erstes prägendes Erlebnis war mein erstes Auswärtsspiel in Suhl (TFV Pokal): Es hat geschneit, es war kalt und wir haben dank eines Australiers 2:0 gewonnen. Die Schneeballschlacht mit den Suhlern hat auch Spaß gemacht. Obwohl man kaum einen RWE-Fan kannte, hat man doch dazu gehört! Im Zug, auf der Rückfahrt, erzählten dann die ‚Alten’ Geschichten von ‚Früher’ (DDR Oberliga und so). Als Jungspund hörte man interessiert zu, denn diese Zeit ist leider (sportlich) unwiederbringlich vorbei.

    Ein weiteres prägendes Ergebnis war mein erster Besuch im Paradies – ich habe es mir aber anders vorgestellt – in Jena. Derby. Und wir hatten 1:0 gewonnen. Geile Stimmung und hinterher ein Wasserwerfereinsatz gegen uns Erfurter.

    Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?

    Die Saison 2007/08 lief gut. Die Quali für die dritte Liga wurde recht frühzeitig geschafft. Auch den Thüringenpokal haben wir gewonnen und uns damit keine Blöße gegeben, wie ein Jahr zuvor. Was hätte man besser machen können? Klar aufsteigen.

    Wie soll es in der nächsten Saison weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?

    Ankommen in der neuen Liga sollte das vorrangige Ziel sein. Bei der letzten Reform der dritten Liga hat sich RWE im ersten Jahr auch nicht mit Ruhm bekleckert und sportlich ist man damals abgestiegen. Danke SSV Ulm – muss ja noch mal gesagt werden. (lacht) Aber eben ein solches Szenario soll und muss verhindert werden. Alles andere ist für mich ein Zusatz.

    Was waren die schönsten und welches die erschütterndsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?

    Zu den schönsten Erlebnissen zählen der bereits beschriebene Auswärtssieg in Jena, die Qualifikation zur Regionalliga Süd im Jahr 2000, der Aufstieg zur zweiten Bundesliga und die Qualifikation für die dritte Liga.

    Die schlimmsten Erlebnisse waren der sportlicher Abstieg aus der Regionalliga Süd im Jahr 2000 – absteigen ist ja an sich nicht schlimm, nur die Art und Weise kann einem Fan zu schaffen machen – und die Insolvenz 1997 bzw. die fast Insolvenz im Jahre 2005.

    Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?

    Treue ist das Wichtigste in eine Beziehung. So soll es auch bei einem Fußballfan sein.
    Andere Fans sehe ich inzwischen mit anderen Augen. Vorbei sind die Jahre des unbegründeten (jugendlichen) Hass auf alles was nicht zu RWE hält. Es gibt eine Strophe in einem RWE-Lied: „Die Liebe zu einem Club wird dir gegeben ohne das man sie sucht…“. Und warum sollen andere nicht für Jena, den HSV oder gar den 1. FC Gera 03 sein? Wenn eine Mannschaft sportlich besser ist, dann ist das halt so. Dann dürfen deren Fans auch feiern, selbst wenn ich das nicht gern sehe – vor allem nicht wenn Jena oder Dresden in Erfurt gewinnen.

    Ich finde es auch interessant, wenn man mit anderen in Meinungsaustausch gehen kann. Und solange Fußball noch ein ‚Emotionssport’ ist, solange wird mir das Fansein hoffentlich noch Spaß machen.

    In den letzten Jahren kam im Fußball immer wieder das Thema ‚Gewalt und Rassismus’ auf. Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema und wie siehst Du die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften?

    Rassismus und Fußball? Klar gibt’s da ein Problem. Es ist leider viel zu oft geschehen, dass die Erfurter oder auch andere Fans eine U-Bahn o.ä. bauen wollten. Gewalttätig ist in diesem Zusammenhang aber noch keiner – in meiner Gegenwart – geworden, dass waren dann doch meistens andere Gründe. Allerdings bin ich froh, dass weitgehend die ‚Uh-Uh-Uh’-Rufe verstummt sind.

    Probleme mit Ordnungskräften sind leider auch immer wieder an der Tagesordnung. Zum einen sind viele Sachen im Stadion verboten, Pyrotechnik und so, und deshalb ist eine gewisse Kontrolle dessen auch gut. Aber die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt werden. Leider bin ich viel zu oft Zeuge von übertriebenem Einsatz gegen Fußballfans geworden. Dass Menschenrechte bewusst von den Ordnungskräften missachtet werden, sollte nicht verschwiegen werden. Auch Fußballfans haben Rechte, diese werden aber von den Ordnungskräften meistens gnadenlos nieder geknüppelt. Hier muss es eigentlich eine starke Instanz geben, die auch vor den Einsatzkräften bestehen kann. Zivilpolizisten und Fanbetreuer scheinen für Einsatzleiter meistens nur ‚Wasserkocher’ zu sein. Die Rechte von denen müssen gestärkt werden.

    Ein weiteres aktuelles Thema ist kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?

    Geld regiert die Welt. Da wird nicht auf Fangruppen oder Tradition Rücksicht genommen. Leider. Aber ganz ohne Geld geht es ja auch nicht. Ein gesundes Miteinander muss geschaffen werden, denn Fußballfans sind nicht nur die ‚Bekloppten’ aus der Kurve, sondern auch die die Fanartikel, Eintrittskarten und ähnliches kaufen. Eine Entwicklung wie z.B. in Salzburg halte ich für sehr bedenklich.

    Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?

    Es sind meistens einzelne Ereignisse die mich beeindrucken. Choreografien sind dafür ein optisch messbares Ergebnis. Da muss man Fangruppen wie die der Eintracht aus Frankfurt einfach Respekt zollen. Auch die Magdeburger Chroeo gegen uns hat mir sehr gut gefallen.
    St. Pauli beeindruckt mich durch das Auftreten der Fans.

    Bei Dynamo Dresden und Borussia Dortmund beeindruckt mich einfach das Fanaufkommen. Egal wie schlecht es dem Verein geht, es stehen immer wahnsinnig viele Fans hinter den Vereinen. Für uns in Erfurt ist dazu zwar eine langsame, aber kontinuierliche Entwicklung nach oben festzustellen.

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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