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  • Bahlinger SC 1929, 22. Januar 2008

     

    „Ein bisschen verrückt muss man sein...und das bin ich auch!“


    Von:  thom.as

    Milorad Pilipovic ist seit Oktober Trainer des Bahlinger SC. Der Ex-Bundesligaspieler übernahm während der aktuellen Saison das Oberliga-Team von Spielertrainer Lars Hermel, das sogar viermal auf dem letzten Platz stand. Danach ging es ein bergauf. Der Sportclub überwintert mit 16 erreichten Punkten auf dem dreizehnten Platz. Der 49-jährige Ex-Profi sprach mit die-fans.de über seine bisherige Arbeit in Bahlingen und was sich seit Oktober verändert hat.

    Herr Pilipovic, wie ist die Vorrunde in Ihren Augen verlaufen?

    Ich war ja nicht von Beginn an als Trainer in Bahlingen tätig. Ich habe die Mannschaft erst am 15. Oktober 2007 übernommen als Nachfolger von Lars Hermel, der die Mannschaft bis dorthin betreut hat.

    Mit dem momentanen Punkte- und Tabellenstand sind wir, nach allem was zuvor gelaufen war, zufrieden. Die Mannschaft hat mich positiv überrascht. Sie ist durchaus in der Lage, guten Fußball zu spielen, der schön anzusehen ist und gleichzeitig ein aggressives Spiel zu führen. Als ich nach Bahlingen kam, war die Lage nicht so berauschend. Aber mittlerweile sieht es etwas rosiger aus.

    Sie stehen nach der Vorrunde auf dem dreizehnten Platz der Oberliga Baden-Württemberg. Entspricht das ihren Erwartungen?

    Ich glaube, die Zielsetzungen innerhalb des Vereins waren, in den einstelligen Tabellenrängen zu landen. Ich war zwar am Anfang noch nicht an Bord, aber ich denke schon, dass der Verein mit einem solchen Ergebnis gerechnet hätte. Die Saison lief schlecht und das nicht nur aus sportlicher Sicht. Es gab viele Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft. Aber ich möchte da auch nicht weiter nachhaken. Diese Sache ist vorbei.

    Wenn ich aus meiner Arbeit seit Oktober Bilanz ziehe, dann muss ich sagen, dass ich mit der Leistung der Mannschaft zufrieden bin. In den acht Spielen haben wir drei Siege errungen. Es hätten sogar noch ein oder drei Punkte mehr sein können. Dann hätten wir 50 Prozent Ausbeute errungen. Von möglichen 24 hätten wir zwölf Punkte erreicht. Das wäre ein einstelliger Tabellenplatz. Man muss auch berücksichtigen, dass wir in diesen acht Spielen gegen Top-Mannschaften gespielt haben. Da waren Heidenheim, Ulm, Walldorf oder auch Freiburg dabei. Sehr starke Gegner. Die Mannschaft hat sich in diesen Spielen wacker geschlagen.

    Was haben Sie seit Ihrem Amtsantritt im und am Team verändert?

    Es weht jetzt ein ganz anderer Wind im Training. Die Mannschaft hat mir selber gesagt, es wäre ein Unterschied wie Tag und Nacht zwischen meinem und dem vorherigen Training. Mit einer lahmarschigen Einstellung kann ich nichts anfangen. Ich bin einer, der Gas gibt bis zum umfallen. Und das nicht nur als Trainer. Auch als Profi-Spieler in der Bundesliga beim Karlsruher SC und dem SC Freiburg habe ich mich zerrissen. Das, und nicht mehr, verlange ich von meiner Mannschaft. Die richtige Einstellung haben und Gas geben. Und genau das hat die Mannschaft auch umgesetzt. Sie hat hervorragende Arbeit geleistet und sich damit selbst belohnt.

    Die Mannschaft ist sehr jung. Ist Sie für die Oberliga vielleicht zu jung?

    Die Mannschaft ist sehr, sehr jung. Wir haben nur einen Spieler, der über 30 ist. Sonst spielen hier nur junge Spieler, die aus der Freiburger Jugendschule kommen. Viele werden bei den Herren des SC Freiburg nicht übernommen und dann kommen sie halt zu uns. Das ist schon seit Jahren der Fall. Die Jungs sind zwischen 19 und 21 Jahren. Leistungsmäßig werden sie sich noch steigern, das ist klar. Sie wollen sich auch weiterentwickeln. Am Anfang dieser Saison sahen sie noch keine Möglichkeiten, aber jetzt haben sie wieder eine Perspektive. Sie sehen, dass jetzt anders gearbeitet wird. Und darauf freuen sie sich auch.

    In der Hinrunde konnten Sie die Spiele gegen die direkten Konkurrenten allesamt für sich entscheiden. Ihr erstes Spiel nach der Winterpause findet in Nöttingen statt. Der FC steht einen Tabellenplatz über Ihnen. Im Anschluss geht es jedoch erst einmal gegen Mannschaften, die auf den vorderen Rängen stehen. Was erwarten Sie für diese erste Hälfte der Rückrunde?

    Das erste Spiel geht gegen Nöttingen. Die haben am 16. Februar ein Nachholspiel gegen den VfL Kirchheim unter Teck zu absolvieren. Das werde ich mir natürlich ansehen und die Mannschaft näher unter die Lupe nehmen. Aber eines ist klar: wir fahren nach Nöttingen um das Spiel zu gewinnen.

    Das anschließende Auswärtsspiel in Hoffenheim wird auch nicht einfach und danach haben wir den FC Villingen zu Hause, ebenfalls ein Aufstiegs-Mitfavorit. Unser Programm am Anfang ist nicht einfach zu bewältigen. Wir denken aber nicht daran, was am 25. Spieltag sein wird. Wir arbeiten von Spiel zu Spiel und bereiten uns immer auf den kommenden Gegner vor.

    Im ersten Spiel, nachdem ich die Mannschaft übernommen hatte, spielten wir gegen Heidenheim, den damaligen Tabellenführer. Ich habe sofort Gesagt: „Jungs, ich bin vielleicht verrückt, aber wir fahren dort hin um das Spiel zu gewinnen!“ Die Mannschaft hat sich auch sehr gut geschlagen. Bis kurz vor Schluss stand es 1:1. Erst dann, nach einem Foul, fiel das 2:1 und kurz darauf das 3:1. Aber selbst in Heidenheim war die Mannschaft ebenbürtig. Daraus schließe ich, dass wir gegen jeden Gegner in dieser Klasse bestehen können, wenn die Einstellung stimmt.

    Wir spielen ein offensives Vorchecking. Wir pressen den Gegner in die eigene Hälfte. Das ist die offensivste Variante der Verteidigung. Und die Mannschaft fährt gut damit. Zugegeben, diese Spielweise ist sehr risikoreich. Aber obwohl die Mannschaft schnell nach vorne rückt und den Gegner früh in der eigenen Hälfte abfängt, haben wir uns bisher noch kein einziges Kontertor eingefangen. Der Erfolg gibt uns also Recht.

    Welche Verbesserungen sind konkret nötig?

    Wir müssen noch an den Umschaltphasen nach der Balleroberung arbeiten. Das werden wir in der Vorbereitung auch tun. Nach der Balleroberung müssen wir sofort in den Offensiv-Modus schalten. Dann können wir mit einem schnellen Pass in die Tiefe den Gegner auch mal auf dem falschen Fuß erwischen, wenn er noch nicht organisiert ist und sich erst einmal umorientieren muss. So können wir schnell kontern. Viele Mannschaften schalten nach dem Ballverlust erst einmal ab. Wenn in solch einer Situation der erste offensive Pass sofort in die Tiefe geht, dann müssen wir blitzschnell umschalten und nachrücken um eventuell zum Torerfolg zu kommen

    Sie haben mit sechs Punkten schon fast einen komfortablen Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Muss man dennoch von Abstiegskampf sprechen oder kann man sich in Richtung Mittelfeld orientieren?

    Man darf die Situation auf keinen Fall unterschätzen. Und das werde ich auch nicht. Wenn der Rückrundenauftakt gelingt und wir in Nöttingen drei Punkte holen, dann bin ich davon überzeugt, das wir diese Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz beenden werden. Das ist mein Ziel und daran arbeite ich. Wir werden die Situation natürlich nicht unterschätzen. Im Fußball ist alles möglich. Man verliert irgendwann ein Spiel, das man eigentlich gewinnen hätte müssen. Dann läuft es plötzlich nicht mehr so gut und man hat eine Schwächephase. Der TSV Schwieberdingen und die Stuttgarter Kickers II sind nur sechs Punkte hinter uns. Sechs Punkte sind zwei Siege! Man darf das nicht unterschätzen. Dennoch orientiere ich mich, wie gesagt, in Richtung Mittelfeld.

    Gibt es in der Rückrunde Veränderungen im Kader?

    Wir haben einen Stürmer abgegeben, konnten im Gegenzug jedoch einen Stürmer verpflichten. Es gibt also keine großen Veränderungen. Wir sind kein Verein, der im Geld schwimmt. Uns sind auch Grenzen gesetzt. Wir können nicht mithalten mit manchen Ligakonkurrenten, die irgendwelche Profis verpflichten um den Regionalliga-Aufstieg zu schaffen.

    Wie sieht für Sie die nächste Saison aus?

    Ich werde demnächst die Gespräche mit dem Bahlinger SC aufnehmen. Da werden wir uns wahrscheinlich auch einigen. Natürlich würden mich auch höherklassige Vereine reizen, das ist klar. Dort, wo ich arbeite, werde ich auch Erfolg haben! (lacht) Ich bin eben sehr selbstbewusst.

    Ein bisschen verrückt muss man sein...und das bin ich auch!

    Danke für das Gespräch und viel Glück für die Rückrunde.

    Geschrieben von:  thom.as

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