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  • SV 1916 Sandhausen, 06. August 2010

     

    „Hundertprozentigen Einsatzwillen zeigen“


    Von:  Stephan R.T.

    Nach drei Jahren bei Eintracht Braunschweig wechselte Tim Danneberg im Sommer zum SV Sandhausen. Dort soll der 24-jährige Defensivspieler mit seiner Erfahrung aus sieben Bundes- und 67 Drittligapartien mithelfen, den SVS in die zweite Bundesliga zu führen. Wie dies gelingen soll, wie er seine Rückkehr am vergangenen Mittwoch nach Braunschweig erlebt hat und wie es bei ihm privat aussieht, dazu stand Danneberg nun Rede und Antwort.

    Hallo Tim Danneberg, etwas Ernüchterung machte sich breit nach dem tollen Saisonstart. Woran haperte es bei der Niederlage in Braunschweig?

    Klar gibt es etwas Ernüchterung nach den beiden Niederlagen in Folge. Gestern hat uns eindeutig die Zielstrebigkeit nach vorne gefehlt. Wir haben die ersten zwanzig Minuten auch in Braunschweig dominiert, hatten viel Ballbesitz, aber wir haben es nicht hinbekommen, effektiv unsere Torchancen herauszuspielen.

    Lag es an der Braunschweiger Defensive?

    Dass deren Defensive nicht schlecht ist, weiß man. Aber wir müssen uns als Mannschaft noch mehr finden und ein eingeschworener Haufen werden. Das gelingt über das Training und ist auch in der dritten Liga das Erfolgsrezept.

    Was muss gegen Jena am Samstag anders gemacht werden, um nicht etwas den Anschluss zu verlieren?

    Definitiv müssen alle elf Mann hundertprozentigen Einsatzwillen zeigen und das Potential, das auf jeden Fall in der Mannschaft ist, abrufen. Ich gehe jetzt einfach nicht davon aus, dass wir gegen Jena die Punkte liegen lassen. Es sind erst drei Spieltage vorbei, wir wollen den Teufel mal nicht an die Wand malen. Ich gehe positiv ins Spiel und jeder einzelne hier weiß genau, was auf uns zukommen wird.

    Vorgestern habt Ihr mit zwei Stürmern gespielt, gibt es eine Änderung im System?

    Wir haben vorgestern eher mit zwei Zehnern gespielt, David Ulm und Frank Löning. Regis war einzige Spitze. Wir müssen unser Flügelspiel noch verbessern, um da mehr Torgefahr zu entwickeln.

    Es gab Pfiffe des Braunschweiger Publikums gegen Dich wegen Deines Wechsels hierher, empfandest Du es als ungerecht?

    Ich habe mich gestern nach dem Spiel mit einigen Leuten unterhalten und man ist zweigeteilter Meinung. Viele kamen und sagten: „Tim, nimm das nicht so ernst, was hier abgeht“. Es ist halt deine Zukunft und du musst entscheiden, was der richtige Weg für dich ist. Dann gibt es eben die andere Seite, wobei das eher der Fanblock ist, in dem die härteren Fans sitzen, da kamen Pfiffe. Ich bin ein Typ, der sich die drei Jahre in Braunschweig nie was zu Schulden hat kommen lassen. Ich habe immer versucht, mein absolutes Leistungspotential abzurufen und bin für mich im Reinen gegangen. Auch wenn Pfiffe aufkamen, das ist im Sport bzw. Fußball immer wieder das Gleiche. Gerechtfertigt ist es nicht.

    Was war entscheidend für den Wechsel zum SVS?

    Ausschlaggebend waren sicher auch die Gespräche, die ich mit dem Trainer vorher hatte und seine Spielphilosophie. Es ist ein Trainer, der mich in meiner Entwicklung weiter nach vorne bringen und fördern kann.

    Du bist in der dritten Liga geblieben, in einem früheren Interview von 2005 ist von ehrgeizigen Zielen die Rede, auch mal im Ausland spielen zu wollen...

    Das ist nach wie vor noch so und das habe ich immer offen in der Presse gesagt. Ich möchte wieder dahin kommen, wo ich schon mal war und das ist die Bundesliga. Ich habe dort meine Erfahrungen gesammelt und weiß, wie es dort zur Sache geht. Das Ziel verfolge ich nach wie vor, ich bin erst 24 Jahre und arbeite hart an mir, nicht nur im Training, auch außerhalb des Platzes, um dieses Ziel noch mal zu realisieren.

    Von welchem Land war da die Rede?

    England ist schon mein allergrößter Wunsch, irgendwann mal auf der Insel zu spielen. Besonders mag ich dort den FC Liverpool.

    Nach sieben Bundesligaspielen für Bielefeld bist du 2007 in die Regionalliga zu Braunschweig gewechselt, hast du dort keine Chance mehr gesehen?

    So wie die Gegebenheiten in Bielefeld waren, definitiv nicht. Ich hatte auch ein Gespräch mit dem Trainer Middendorp und er hat mir klar nahegelegt, dass es besser wäre, mir in der Winterpause einen neuen Verein zu suchen. Das habe ich auch in die Hand genommen, da ich keine vernünftige Perspektive von Bielefelder Seite mehr gesehen habe.

    Wie sind Deine Ziele mit dem SV Sandhausen?

    Klar ist das Ziel, sich als Mannschaft von Spiel zu Spiel weiterzuentwickeln. Das große Ziel, was den Aufstieg betrifft, möchte ich am Anfang noch nicht in den Mund nehmen. Sicher sollten wir als Sportler immer das Ziel haben, den höchstmöglichen Erfolg zu haben und so stark wie unsere Mannschaft von den Einzelkönnern her ist, müssen wir diesen Team-Spirit entwickeln und uns daran messen lassen.

    Du gehörtest letztes Jahr neben Tyce von Unterhaching zu den besten Abräumern vor der Abwehr, was war dafür ausschlaggebend?

    Es ist immer so eine Sache, über seine Stärken und Schwächen zu sprechen. Ich denke schon, dass ich von meiner enormen Laufbereitschaft im Spiel lebe und versuche, in der Defensive keinem Zweikampf aus dem Weg zu gehen. In der Spieleröffnung versuche ich trotz der Sechserposition, mich immer in den Angriff mit einzuschalten, das sind meine Vorzüge. Zu meinen Schwächen: Ich könnte gerade auf der Position noch mehr Torgefahr entwickeln. Das ist das große Manko, das mir in den letzten Jahren vorgeworfen wurde, da musste ich meinen Kritikern auch schon mal Recht geben. Das ist ein Punkt, an dem ich noch weiter arbeiten muss.

    Hast Du immer diese Position gespielt?

    Ich bin in Bielefeld auf der ‚Sechs‘ großgeworden, habe aber in Braunschweig auch rechtes oder linkes Mittelfeld gespielt, teilweise auch hängende Spitze. Ich bin da flexibel einsetzbar, aber die Sechserposition ist diejenige, die ich am liebsten spiele.

    Zu Deinem sportlichen Höhepunkt: Du warst mal ‚Man of the Match‘...

    Genau, das wird auch immer in Erinnerung bleiben. Mein erstes Bundesligaspiel gehörte schon zu meinen sportlichen Highlights. Das erste Mal auf so großer Bühne gegen den MSV Duisburg und nach dem Spiel noch zum ‚Man of the Match‘ gewählt zu werden, das war schon ein einzigartiges Erlebnis.

    Haben Dich bestimmte Mitspieler oder Trainer besonders beeindruckt?

    In Bielefelder Zeiten war es Thomas von Heesen, der mich wirklich gefördert hat und im Training viel gefordert hat. Das ist ein Typ, den ich schätze und der mich in den ersten Jahren an den Profifußball herangeführt hat und mir gezeigt hat, wie es weitergehen kann. In Braunschweig war Benno Möhlmann mein großer Förderer. Von ihm halte ich auch sehr viel als Mensch und ich finde es schade, dass er momentan gar keinen Job hat, obwohl er so gerne wieder arbeiten würde. Auch gerade im bezahlten Fußball. Von jedem Trainer lernt man verschiedene Sachen, da jeder Trainer seine eigene Philosophie hat und ich versuche, mir bei jedem Trainer das Positive abzuschauen. Was Mitspieler angeht, ist es von Braunschweig fast die Hälfte der Mannschaft, zu der in noch Kontakt habe, da wir eine besondere Atmosphäre in der Mannschaft hatten.

    Du bist in Minden aufgewachsen, es war sicher ein erhabenes Gefühl, als aus Bielefeld jemand auf Dich zukam?

    Ich war zu der Zeit auf einer Sportschule in Herford und bin nach der Schule zum Training in Bielefeld gefahren. Eines Tages stand ein Freundschaftsspiel mit den Bielefelder Profis gegen eine Mannschaft aus Saudi-Arabien an, da sollte ich einfach mal mitspielen.

    Nach dem Spiel kam Thomas von Heesen und fragte, wie es denn mit der Schule aussehe. Ich sagte:„ich bin in der Zwölften und wollte noch mein Abitur machen“. Daraufhin meinte er nur: „Zwölfte Klasse reicht eigentlich, da hast du dein Fachabi. Möchtest du einen Profivertrag unterschreiben?“ Im ersten Moment habe ich mich riesig gefreut und auch nicht lange überlegt, sondern habe dem zugestimmt. So ging die Karriere los.

    Du kommst aus Westfalen, warst drei Jahre in Niedersachsen, jetzt Sandhausen. Welche Rolle hat Deine Freundin bei dem Wechsel gespielt?

    Meine ‚Dame‘ ist jetzt hier für zwei Monate, sie macht ein duales Studium in Bielefeld, lebt dann dort bei ihren Eltern. Sie ist ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben, sie gibt mir Halt. Das Wichtige ist, dass ich von dieser Seite her die absolute Unterstützung spüre. Ich weiß nicht, wie es bei anderen ist, aber bei uns herrscht einfach eine Harmonie zu Hause. Das freut einen immer wieder, wenn man nach verlorenen Spielen nach Hause kommen kann, in dem Wissen, da ist ein Fixpunkt, mit dem man alles im Nachhinein Revue passieren lassen kann.

    Falls Du etwas dazu sagen möchtest, wie habt Ihr Euch kennen gelernt?

    Da bin ich ganz offen, wir haben uns einmal getroffen, als ich 17 und sie 15 war und seitdem haben wir uns eigentlich komplett aus den Augen verloren. Wir wussten beide nicht, was wir machen und irgendwann traf ich sie zufällig auf einer Internetseite wieder (lacht). Ich wusste in dem Moment nicht, ob sie die Richtige ist und hab sie einfach angeschrieben. Sie sagte, sie wäre die Richtige, was mich natürlich gefreut hat und dann haben wir uns getroffen. Dann kam so ein Stein nach dem anderen ins Rollen und so sind wir irgendwann zusammengekommen.

    Als Hobbys gibst Du unter anderem Gesellschaftsspiele oder Kickern an. Ist es schwierig, Kontakte zu den Freunden aufrecht zu erhalten?

    Als Fußballer ist es immer schwer, Freundschaften richtig aufzubauen. Die meisten Freunde hat man in der Mannschaft. In Braunschweig war es auch so, dass man sich nach dem Training oder den Spielen abends mit den Jungs getroffen hat und an der Playstation war oder was unternommen hat.

    Du gehst auch gerne ins Kino. Gibt es Lieblingsfilme?

    Der letzte Film war ‚Night and Day‘, der hat uns ganz gut gefallen und ‚Twilight‘ fand ich auch nicht schlecht. Was die Kinosachen angeht, bin ich sehr breit gefächert (lacht).

    Du liebst Erdbeerkuchen mit Pudding von der Mutter. Wie oft siehst Du die Eltern momentan?

    Mmh überragend (lacht). Meine Eltern sind jetzt eine Woche hier gewesen, haben die Spiele gegen Offenbach und Braunschweig gesehen und sind gegen Jena noch da. Mein Vater hat mir Feedback gegeben, dass es bis zur Winterpause schwer wird, noch ein Spiel zu schauen. Also gehe ich davon aus, dass ich Sie die Monate bis Dezember nicht mehr sehe.

    Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute in Sandhausen

    Ingrid Gebert

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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