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  • Tennis Borussia, 28. Juli 2008

     

    „Ich hab selten ein Team erlebt, dass sich so verdient alles selber verbaut hat“


    Von:  Stephan R.T.

    Bereits seit April 2003 gehört der User ‚TennisSchläger’ unserer Seite an. Wie es der Name vermuten lässt, ist er Fan des Berliner Oberligisten Tennis Borussia, mit dem er mal wieder eine harte Saison durchleiden musste. Wie der Westdeutsche überhaupt auf TeBe stieß und was er über die aktuelle Entwicklung im Fußball denkt, dass steht in seinen Antworten auf unsere Fragen.

    Wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?

    Ich denke mal, dass es eine ziemlich klassische Art und Weise war, wie ich den Weg zum Fußball fand. Mein Vater und mein älterer Bruder haben mich zu meinem ersten Spiel mitgezerrt und ab den Zeitpunkt war Fußball zur großen Liebe geworden! Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Es spielten TuS Holzen Sommerberg gegen BvBorussia Dortmund Senioren. Ich habe damals noch nicht viel verstanden vom Kicken, aber es hat mich mitgerissen. Von da an ließ ich mich freiwillig mitschleppen zu den verschiedensten Vereinen und Spielen ... Hauptsache der Ball rollte.

    Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum - was verbindet Dich mit Deinem Verein, wie und wann wurdest Du Fan?

    Mein Herz habe ich an Tennis Borussia Berlin verloren und dies seit 2002, kurz nachdem ich nach Berlin gezogen war. Mich verbindet eine geile erste Saison mit meinen Kumpels und auch die generelle Fanszene der Lila-Weißen hat es mir angetan. Mit TeBe hab ich einen Verein gefunden, wo einer den anderen kennt, man Rassismusfrei Fußball gucken konnte und einfach unvergleichliche Partys feierte. Geilere Fanfeste habe ich nur beim FC St. Pauli gefeiert, welche nur aufgrund der größeren Fanszene besser waren.

    Welche Erinnerung hast Du noch von den ersten Spielen, was war das für Dich damals für ein Erlebnis?

    Das erste Spiel von TeBe liegt schon etwas länger zurück. Damals konnte ich mit dem Verein Tennis Borussia noch gar nichts anfangen. das muss in der Saison 1998/99 gewesen sein, wo ich mir das Spiel TeBe gegen Fortuna Düsseldorf im Mommsenstadion angesehen habe, ohne Partei für eins der beiden Teams zu ergreifen. Es war ein schönes Spiel und das Mommse war sehr gut besucht. Aber das war’s denn auch schon mit den Erinnerungen daran. Das zweite, und eigentlich erste TeBe-Spiel, was ich als Fan sah, war im Wedding an der Osloerstraße gegen den BAK. Das Gute daran war, dass ich quasi damals nur aus meiner Haustür rausstolpern musste und im Stadion stand! ... Wir gewannen an diesen Tag dort und die Stimmung der gut 250 TeBelern hat mich sehr beeindruckt. So bin ich dabei geblieben und werde trotz mittlerweile wieder 350 Kilometer Entfernung auch weiterhin regelmäßig zu den Veilchen pilgern!

    Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?

    Von Zufriedenheit kann gar nicht die Rede sein. Zu enttäuschend ist die vergangene Saison gelaufen. Ich hab selten ein Team erlebt, dass sich so verdient alles selber verbaut hat und das alles nur aus Querelen innerhalb des Vereins heraus. Einfach Grausam. Zumal wir ja sportlich nicht gerade das schlechteste Team aufgeboten hatten. Aber es kam so, wie es kommen musste und sie haben sich mal wieder am Ende alles verspielt. Momentan schaut es ja ziemlich gut aus ... in allen Testspielen waren wir bisher erfolgreich und haben auch endlich mal wieder einen ‚richtigen’ Trainer (und nicht immer diese Notlösungen, Co- oder A-Jugend-Trainer). Das macht viel Hoffung und gibt einem die nötige Motivation weiter zu machen und für den Verein einzustehen ... aber ... im Endeffekt geht man ja doch immer wieder hin, egal wie es läuft ... oder? (*grinst*)

    Wie soll es in der nächsten Saison weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?

    Das Interne sollte sich endlich mal richtig ordnen und nicht immer versuchen gegeneinander sondern vielleicht mal miteinander zu arbeiten. Das wäre ja schon mal ein großer Anfang. Ansonsten hat sich das Team gut verstärkt und dies auch auf den richtigen Positionen, so dass man zuversichtlich auf das gucken kann, was da kommen mag. Diesmal aber ohne Erwartungen. Zu oft wurde man doch in den letzten Jahren enttäuscht. Ich möchte in der kommenden Saison spannende Spiele sehen. Kampf, Einsatz, Leidenschaft und denn schauen, wo man am Ende steht.

    Was waren die schönsten und welches die erschütterndsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?

    Erschütternde Erlebnisse gibt es ja leider ziemlich viele, wenn man als TeBe-Fan auf den Plätzen sein Team supporten will. Vor allem mit Gästefans. Ich erinnere mich da spontan an ein Spiel unserer zweiten Mannschaft im Mommse gegen den BFC Dynamo. Dort gingen Scheiben zu Bruch und der Möchtegern-Hooligan-Nachwuchs versuchte, uns mit allen Mitteln zu provozieren. Es blieb aber auch zum Glück dabei. In Neuruppin stand man an einem Spieltag vor einigen Jahren ca. 50 Neo-Nazis gegenüber. Die Polizei hatte aber alles im ‚Griff’, nämlich uns, die wir ja nicht gerade einen Furcht einflößenden Ruf haben. Vielleicht liegt es bei TeBe ja auch nur an dem Ruf eines ‚Linken’- oder auch ‚Juden’-Vereins, der solche Schwachköpfe immer wieder gegen uns aufhetzt. Traurig solche Dinge erlebt zu haben und das Fußball doch immer noch viel zu oft als Plattform für Politik missbraucht wird! Aber auch schöne Erlebnisse mit Fans verschiedenster Vereine wie Türkiyemspor, Babelsberg oder auch Rostock prägen meine Erlebnisse. Viele Mottofahrten, z.B. an die Ostsee und kleinere gemeinsame Fanprojekte.

    Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?

    Wat mich zum Fußball-Fan macht? Mein Interesse an dem Sport, an dem Umfeld, an Support und Fanprojekten unabhängig von Verein, Anhänger oder jeglicher Politik!

    Ich sehe andere Fans meist mit skeptischem Blick, solange bis ich erkenne, was diese Leute dazu bewegt, sich diesen Sport, oder dieses Spiel anzuschauen. Grundsätzlich soll jeder sein Ding machen und den Spaß an der Sache finden, den er auch als Spaß ansieht, solange es nicht auf Kosten Anderer und Unbeteiligten geschieht.

    In den letzten Jahren kam im Fußball immer wieder das Thema ‚Gewalt und Rassismus’ auf. Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema und wie siehst Du die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften?

    Dieses Thema habe ich ja schon in den vorherigen Fragen aufgegriffen und verfolge solche Ereignisse immer mit einem scharfen Auge. Es ist eine große Gefahr für den Sport, dass manche Leute die Plattform Fußball missbrauchen, um ihre politischen Meinungen jeglicher radikaler Art zum Ausdruck zu bringen. Solche Menschen finden bei solchen Massenveranstaltungen schnell Zuwachs und Sympathie, welche den ‚richtigen’ Fußballfans und Fanatikern schnell die Freude an diesem faszinierenden Sport nehmen kann. Und das find ich nicht nur schade, sondern zu tiefst traurig!

    Die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften sind ja weit reichend bekannt. Ich bin zwar garantiert kein Sympathieträger der Polizei oder der Zivilstreifen, aber in deren Haut möchte ich auch nicht unbedingt stecken. Ich hab oft erlebt, wie Fußballfans nur aufgrund ihres Alkoholpegels oder ihrer Lautstärke gleich als Hooligans und Gewalttäter abgestempelt worden sind und auch wie solche behandelt wurden. Da kann jeder drüber denken, wie er will, verstehen kann ich das nicht! Die Polizei sollte doch eigentlich für Sicherheit sorgen, doch hab ich manchmal das Gefühl, dass sie viel zu oft Auslöser von gewalttätigen Auseinandersetzungen im Stadion ist. Oft durch viel zu übertriebene Eingriffe in das Fangeschehen im Block und Überreaktionen bei Sticheleien der Fans untereinander. Warum soll man nicht mal z.B. eine bengalische Fackel anzünden dürfen? Mit welchem Recht gehen sie deshalb mit Schlagknüppeln und roher Gewalt gegen die Zündenden vor? Plausibel erklären konnte mir das bisher noch keiner.

    Ein weiteres aktuelles Thema ist kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?

    Es ist schön, wenn Vereine und der Sport durch Gelder von Sponsoren unterstützt werden. Es ist schön, wenn man als Fußballer mit diesem Sport sein Lebensunterhalt verdienen kann und vielleicht sogar noch etwas darüber hinaus. Doch muss man so viel verdienen? Warum muss man so viel verdienen? Und natürlich oft genug die Frage ... haben sie es sich überhaupt verdient? Muss man Millionen und Abermillionen Ablöse für Spieler verlangen? Zu welchem Zweck?

    Die Dimensionen sind ja schon ins Unermessliche gestiegen und es macht mich traurig, dass es so gekommen ist. Es weiß ja jeder, was Geld aus Menschen machen kann und das tut das Geld nicht nur mit dem Menschen, sondern auch mit dem Sport! Der Tag an dem Vereine, wie in Österreich, Sponsornamen im Vereinsnamen tragen, wird wohl der Tag sein, wo ich mich langsam aber sicher als aktiver Fan zurückziehe.

    Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?

    Ich bin grundsätzlich von allen Fangruppen beeindruckt, die mit Herz und Leidenschaft hinter ihren Club stehen. Die ihre Mannschaft auch in schlechten Zeiten den Rücken stärken und sich mit den Vereinsfarben auf der Straße zeigen. Die sich nicht verstecken und auch sagen, was sie denken, anstatt alles nur zu schlucken. Fans die auch mal die Mannschaft auspfeifen, wenn diese anscheinend vergessen hat, wie das Fußballspielen funktioniert. All diese Leute beeindrucken mich und es gibt sie in jedem Verein. Vom kleinsten Dorfclub bis zum Bundesligisten. Und diese Fans machen den Sport zu etwas ganz Besonderem!

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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