Die-Fans.de

Stadien, Fans und Leidenschaft - Regionaler Fußball pur

Du bist hier:  Norden | Startseite » Aktuell » Artikel
Festschrift – 25 Jahre Tornados Rapid
352 Seiten voller Leidenschaft über die Fanszene des SK Rapid Wien.
  • SV Werder Bremen, 14. Juli 2008

     

    „Ich würde nie an einem Sportplatz vorbeigehen, wo jemand drauf spielt“


    Von:  Stephan R.T.

    Seit dem 5. Oktober 2003 gehört der User ‚CaseyRyback’ unserem Forum an. Als Spieler war der 29-Jährige einst für den KSC 1864 Leipzig (Stadtliga), Blau-Weiß Bad Frankenhausen (Thüringen, Bezirksliga) und den SC Willingen (Hessen, Landesliga) aktiv. Nach einem Knorpelschaden musste er aber seine sportliche Laufbahn vorzeitig beenden und ist nun dabei, eine Trainerkarriere zu starten. Das Fan-Herz des Wahl-Grünbergers (Hessen) gehört seit Ende der 80er Jahre dem SV Werder Bremen. Nach dem legendären Erfolg über den BFC Dynamo lassen ihn die Grün-Weißen nicht mehr los. Was ‚CaseyRyback’ dabei so erlebte und wie er den letzten Saisonverlauf beurteilt, steht in seinen Antworten auf unsere Fragen.

    Wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?

    Da Großvater und Vater aktive Fußballer waren, war es fast logisch, dass ich auch zum Fußball kam. So wurde nach dem Erlernen des Laufens bald auch der Ball ins Spiel gebracht, was sich bis heute kaum geändert hat.

    Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum - was verbindet Dich mit Deinem Verein, wie und wann wurdest Du Fan?

    Hauptsächlich für den SV Werder Bremen. Von Kleinauf wurde die Bundesliga verfolgt und diese Mannschaft war einfach sympathisch. In jungen Jahren war besonders das Rückspiel im Europapokal gegen den BFC (5:0-Sieg nach 0:3-Niederlage im Hinspiel) in Erinnerung geblieben. So begann ich mich weiter mit dem Verein zu beschäftigen. Dem kam auch zugute, dass man Spieler aus dem Osten wie Hobsch oder Scholz, die man eh kannte, verpflichtete.

    Mir gefällt, dass man in Bremen mit stoischer Ruhe arbeitet und dort der Fußball immer ehrlich war. Es gab mehrere Wunder von der Weser, aber auch schon Enttäuschungen. Aber der Verein bleibt sich bisher treu und bekommt es auch hin, in dem Milliardengeschäft Bundesliga sein positives, ehrliches Image aufrechtzuerhalten.

    Welche Erinnerung hast Du noch von den ersten Spielen, was war das für Dich damals für ein Erlebnis?

    Wie bereits angesprochen war der Sieg im Europacup gegen den BFC das erste richtig bewusste Erlebnis mit Bremen. Zumal das Spiel auch live im DDR-Fernsehen übertragen wurde und der Dauermeister einfach überrannt wurde. Die Bremer spielten mit Herz und man sah, dass man verloren geglaubte Spiele noch drehen kann, wenn man nur an sich glaubt. Zudem wurde das Ergebnis in der DDR positiv aufgenommen, da den BFC in Leipzig keiner mochte.

    Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?

    Mit dem Ergebnis Platz zwei in der Bundesliga bin ich sehr zufrieden, weil es die Teilnahme an der heute so wichtigen Champions League garantiert. Die Leistung an sich in der gesamten Saison kann man kritisch betrachten. Nach der Hinrunde, die man mit erheblichen Verletzungssorgen beachtlich punktgleich mit den Bayern abschloss, hatte man sich mehr erwartet. Wie so oft gab es ein Tief zum Beginn der Rückrunde. Nachdem man schon auf Platz fünf abgerutscht war, fing sich das Team und legte einen guten Schlussspurt hin, der dann Platz zwei bedeutete. Im internationalen Geschäft hat man wieder nicht am Limit gespielt und unnötig in der Champions League das Weiterkommen verpasst. Da hatte die Mannschaft noch nicht das internationale Standing, um sich da zu behaupten. Im UEFA-Cup kostete die mangelnde Durchschlagskraft im Angriff, im zusammenwirken von zwei Torwartfehlern das Weiterkommen gegen eine harmlose Mannschaft der Glasgow Rangers. Das war die größte Saisonenttäuschung.

    Verbesserungen sind immer möglich, man muss insbesondere in der Abwehr etwas tun, da kassiert man viel zu viele Gegentore, um national und international an der Spitze zu sein.

    Wie soll es in der nächsten Saison weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?

    Ich erwarte vom Verein, dass sie sich selbst treu bleiben und an der offensiven Spielweise festhalten, mit dem Ziel sich hinten das eine oder andere Tor weniger einzufangen. Personelle Nachbesserungen sind nötig, um weiterhin in der Spitze zu agieren. Einige hoffnungsvolle Talente sind bereits dazugestoßen, jedoch benötigt man nach den Abgängen von gestanden Spielern wie Klasnic, Borowski, Wome und Owomoyela auch noch etablierte Neuzugänge, die sofort eine Verstärkung darstellen.

    In der Championsleague muss man die Gruppeneinteilung abwarten, aber Platz drei sollte Minimalziel sein, um im Wettbewerb zu überwintern. National muss der Anspruch sein, die Bayern zu attackieren und die anderen Vereine auf Distanz zu halten, was meines Erachtens immer schwieriger werden wird.

    Was waren die schönsten und welches die erschütterndsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?

    Die schönsten waren natürlich die Meisterschaft 93 und der Pokalsieg 99, insbesondere weil meine ehemaliger Vereinskamerad Frank Rost den entscheidenden Elfer gehalten hat und dann seinen verwandelte. Dazu noch gegen die Bayern. Und natürlich das Double 2004. Enttäuschend waren die Jahre nach König Otto, wo man einiges ertragen musste, weil der Verein seine Linie verlies und Trainer verschliss. Dank Thomas Schaaf kam der Erfolg zurück und ein Ur-Bremer übernahm im zusammwirken mit Klaus Allofs erfolgreich das Ruder.

    Enttäuschend war auch aus meiner Sicht nach dem Double die verpassten Chancen, eine erneute Meisterschaft nach Bremen zu holen, weil einige Schwächephasen in der Rückrunde nicht vermieden werden konnten. Aber an den erzielten Ergebnissen wäre das ein Klagen auf hohem Niveau. Ebenso das Achtelfinalaus in Turin, als Bodenturner Tim Wiese den Ball fallen ließ, den Emerson dann ins Tor schoss.

    Besonders toll war das Spiel in der Champions League gegen Anderlecht, als ein 0:3 noch in ein 5:3 gedreht wurde. Ein emotionales Erlebnis mit den Fans gab es in Duisburg letzte Saison, als man Ailton auch wegen seines Tores in der Kurve feierte und er auch noch mal nach dem Spiel in die Bremer Kurve kam.

    Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?

    Ich beschäftige mich sehr viel mit dem Thema Fußball. Das geht beim regionalen Fußball los und hört beim internationalen Fußball auf. Ich versuche, so viel wie möglich zu lesen, was mir dank Internet auch gut gelingt. Auch würde ich nie an einem Sportplatz vorbeigehen, wo jemand drauf spielt. Mich kann man nachts drei Uhr wecken, wenn einer ne Runde kicken will. Das allein macht mich zu einem Fußballanhänger. Zudem bin ich begeisterter Trikotsammler und habe schon eine beträchtliche Sammlung.

    Über andere Fans denk ich eigentlich nicht nach. Gut ist, dass es viele begeisterte Anhänger gibt, mit denen man diskutieren kann.

    In den letzten Jahren kam im Fußball immer wieder das Thema ‚Gewalt und Rassismus’ auf. Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema und wie siehst Du die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften?

    Gewalt und Rassismus ist ein Problem, dass man so schnell nicht in den Griff bekommt. Dort wo viele Menschen aus verschieden Schichten zusammenkommen, da wird es immer wieder Konfliktpotential geben. Ich selbst komm mit diesen Dingen oft in Berührung, kann es aber in keinster Weise gutheißen. Für mich ist es ein soziales Problem. Manche haben nur den Fußball, und wenn es da nicht läuft, dann drehen einige durch. Zudem der Masseneffekt. Den klassischen Hooligan gibt es heut kaum noch. Heute gilt der Grundsatz, wer im Stadion ein Arschloch ist, der ist es meist auch im restlichen Leben. Ansonsten will ich nicht weiter drauf eingehen, weil ich da nicht ganz neutral bin.

    Ein weiteres aktuelles Thema ist kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?

    Auch dies ist ein zweischneidiges Schwert. Alle Fans wollen den Erfolg und große Gegner. Aber keiner will die sogenannten Jubelfans haben und den kommerziellen Einfluss. Fußball ist heute ein Riesengeschäft. Mittlerweile kommen eine Million Menschen zusammen, um in Berlin ein Länderspiel zu sehen. Das wäre früher undenkbar gewesen. Fußball hat mittlerweile Eventcharakter. Es werden riesige Gelder umgesetzt und es entstehen auch Arbeitsplätze. Sicher kann man geteilter Meinung sein, aber ein Verein, der national in der Spitze mitmischen möchte, der kann sich dieser Kommerzialisierung nicht mehr entziehen. Wer das als Fan nicht möchte, der kann weiterhin in die unteren Ligen gehen, was auch für mich ein toller Zeitvertreib ist, wenn man das Gras noch riechen kann.

    Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?

    Auf alle Fälle die Fans von Celtic Glasgow und dem FC Liverpool. Dort herrscht absolut positive Stimmung und das Team wird zu jeder Zeit gepusht. Beeindruckend auch das Ritual ‚You´ll never walk alone’ zu singen. Diese Vereine haben soviel Fans, dass es meist auch bei Spielen auf dem Festland in Europa Heimspiele sind.

    In Deutschland ist es in Frankfurt beeindruckend, wie dort die Fans die Mannschaft anfeuern. Leider gibt es gerade da unter den Ultras einige, die ständig den Verein hinterfragen und die Regeln missachten. Die SKBs haben ne Menge zu tun und auch die Fanbeauftragten sind da gefordert. Aber vom Anfeuern her ist das schon klasse.

    Melde Dich noch heute auf unserer Seite an und diskutiere mit!!

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

Kommentare

    Kommentar schreiben

     

    Copyright 2007  Die Fans Media GmbH

    Diese Website nutzt Cookies. Durch die Nutzung unserer Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos: Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz.