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  • SV Babelsberg 03, 18. Januar 2008

    „Ich war ein kompromissloser, eisenharter Vorstopper“


    Von:  Anne80

    ?Dietmar Demuth hat sein Leben dem Fußball verschrieben: Erst als Spieler, dann als Trainer, als Amateur und als Profi, in Deutschland und im Ausland. Als weit gereister Routinier hat er seine Leidenschaft Fußball, in sämtlichen Facetten durchlebt und mitgestaltet. Momentan trainiert er den Regionalligisten SV Babelsberg 03. Im ersten Teil des Interviews berichtet Herr Demuth von seiner Zeit als Spieler und Trainer beim FC St. Pauli und über seine Arbeit in Afrika.

    Wie kamen Sie zum Fußball?

    Ich glaube, das war wie bei vielen Kindern. Es war die Zeit, wo man auf der Straße groß geworden ist. Man hatte nicht viele Möglichkeiten, kein Spielzeug. So ist man dann in der Gemeinschaft auf den Fußball gekommen. Es ist ein Mannschaftssport und wir waren viele Kinder auf der Straße, so dass man dann irgendwann, unter anderem, Fußball gespielt hat. Das war der Anfang und dann wurde es durch die Eltern gesteuert. Die haben das kontrolliert und gesagt „dann geht er jetzt in den Verein, wenn er Interesse dafür hat“. Und wie es dann so ist, in einem kleinen Ort, habe ich im Dorfverein angefangen und dann hat es sich entwickelt.

    Wo lagen Ihre Stärken als Spieler? Was hat Sie ausgezeichnet?

    Im Jugendbereich war ich schon in jungen Jahren sehr groß, das heißt ich war schnell und den anderen körperlich überlegen. Ich habe im Sturm auch dementsprechend die Tore gemacht, so dass die großen Vereine auf mich aufmerksam wurden. So bin ich dann zum FC St. Pauli gekommen und habe dort alle Facetten durchgemacht: C-Jugend, B-Jugend, A-Jugend, Amateure und schließlich bis in den Profi-Bereich. Durch die Trainer wurde da ein Wandel vorgenommen, so dass ich dann hinten im Abwehrbereich gespielt habe. Ich glaube, dass ich ein kompromissloser, eisenharter Vorstopper war, mit dem man da früher gespielt hat. Das waren eigentlich meine Stärken, geprägt durch einen Offensivgeist von früher, als ich noch Stürmer war.

    Hatten Sie einen Lieblingstrainer?

    Nein, eigentlich nicht. Man kommt sicherlich mit dem einen menschlich besser aus. Der andere ist dann dafür fachlich besser geschult. Das kann man natürlich, wenn man unter den Trainern arbeitet, so nie sehen. Da muss man erstmal einen gewissen Abstand haben und selbst in der Materie drin sein, so wie ich es jetzt bin. Dann macht man sich auch mal Gedanken, wie welcher Trainer war: der eine so, der andere so. Der eine fuhr halt eher die fachliche, der andere eher die menschliche Schiene. Aber einen Favoriten hatte ich in dem Falle nicht.

    Wie kam es dazu, dass Sie eine Laufbahn als Trainer eingeschlagen haben? Hatten Sie das schon immer vorgehabt?

    Es ist natürlich so, wenn man jahrelang dem Fußball verbunden war, möchte man auch gerne dabei bleiben. Das ist eine andere Welt und um es mal ganz banal auszudrücken: man ist eigentlich versaut für eine andere Arbeitswelt. Die Fußballwelt ist eine ganz eigene und da wollte ich eigentlich dabei bleiben. In welcher Funktion wusste ich zunächst nicht. Aber dann kam damals das Angebot vom FC St. Pauli im Jugendbereich zu arbeiten, im Amateurbereich, um da mal reinzuschnuppern.

    Man weiß natürlich am Anfang nicht, wie man sich gibt und was man weitervermitteln kann. Ich wusste nicht, wie man mit einer Mannschaft arbeitet, wie man ankommt, ob die Spieler überhaupt etwas annehmen. Ich habe es dann einfach mal probiert und gemerkt, dass bei den Spielern etwas ankam, dass die Spieler und ich Spaß haben und dass man sich entwickelt hat. Tja, und so war eigentlich der Weg dann vorgegeben. Ich habe gesehen, dass diese Arbeit etwas für mich ist.

    Ist man bei Ihrer ersten Trainerstation, bei den Pauli-Amateuren, auf Sie zugekommen? Wie hat es sich ergeben, dass Sie dort Trainer wurden?

    Wir haben uns nach meiner Spieler-Karriere mit dem damaligen Präsidenten zusammengesetzt und überlegt, was wir machen können. Ich habe ja aufgrund einer Verletzung aufgehört und da haben wir dann so einige Modelle in Betracht gezogen. Trainer zu werden, war sicherlich auch etwas, worüber ich nachgedacht habe. Dann habe ich es probiert.

    Wie war es für Sie beim gleichen Verein, dem FC St. Pauli, sowohl erst als Spieler und dann als Trainer beschäftigt zu sein?

    Zum einen ist das natürlich mein Heimatverein, das ist eine Herzensangelegenheit. Es ist als Trainer natürlich zweischneidig. Zum einen macht man eine Herzenssache daraus. Zum anderen muss man natürlich die Emotionen draußen lassen, muss sachlich argumentieren. Das ist natürlich gerade bei so einem Verein sehr schwierig. Das war dann immer so ein schmaler Grat, auf dem ich mich dann bewegen musste, sei es bei den Amateuren oder im Profibereich. Das war sehr schwierig.


    Dietmar Demuth im Gespräch mit die-fans.de.

    Der Aufstieg mit Pauli in die Bundesliga 2001 war ja ein sensationeller Erfolg. Würden Sie sagen, es war der Höhepunkt Ihrer bisherigen Karriere? Oder gab es andere Momente, die vielleicht nicht so medienwirksam aber für Sie persönlich, emotionaler oder bedeutender waren?

    Für die Öffentlichkeit, von der Auswirkung und als Trainerstation war das sicherlich das schönste Erlebnis. Nur als Trainer muss man sich immer wieder selber motivieren, es gibt niemanden, der dem Trainer in den Hintern tritt. Da gibt es sicherlich das eine oder andere Erlebnis, was für einen persönlich genauso wertvoll ist und genauso interessant wie der Aufstieg. Aber für die Außendarstellung und für mich persönlich war sicherlich der Aufstieg in die erste Liga mit dem FC St. Pauli das größte Highlight.

    War es hart für Sie, als der FC St. Pauli Sie im darauf folgenden Jahr entlassen hat? Hätten Sie gern dort weiter gemacht oder fanden Sie auch, dass es Zeit war zu gehen?

    Der damalige Zeitpunkt war sicherlich sehr unglücklich, weil die Mannschaft sich im Umbruch befunden hat. Das wussten auch alle. Es ist natürlich immer hart, wenn man gehen muss, aber das ist halt das Trainergeschäft. Das ist nun mal so. Damals war ich ein junger Trainer und es hat mich noch ein bisschen mitgenommen. Mittlerweile ist man da auch abgehärtet und weiß, wenn man bei irgendeinem Verein unterschreibt, dass man am nächsten Tag auch gleich wieder aus irgendwelchen banalen Gründen entlassen werden kann. Es muss nicht immer am Sportlichen liegen, das habe ich auch mitbekommen. Insofern bin ich da inzwischen völlig emotionslos.

    Nach Ihrer Zeit in Hamburg haben Sie den ghanaischen Verein Ashanti Gold SC trainiert. Wie kamen Sie zu diesem Verein?

    Wie die Zufälle manchmal so spielen… Ich bin dem Holger Hieronymus über den Weg gelaufen und der hatte damals Kontakte nach Ghana. Die haben ihn gebeten, dass er dort ein bisschen behilflich ist. Ich war damals frei und so sind die Gespräche entstanden. Ich bin dann rüber geflogen und habe mir das angeguckt. Dadurch ist dann dieses Arbeitsverhältnis entstanden.

    Wie war die Zeit in Afrika? Sind Sie schnell mit der fremden Kultur, dem fremden Umfeld zu Recht gekommen?

    Wenn man ins Ausland geht, erwartet einen ja eine ganz andere Welt, eine ganz andere Kultur. Da muss man sich auch dementsprechend drauf einstellen. Es gab immer wieder Highlights. Jeden Tag kam immer wieder etwas Neues. Einerseits ist es schön, andererseits nimmt man diese Erfahrung wieder mit nach Deutschland und sieht die Dinge ganz anders.

    Haben Sie noch Kontakt zu dem Verein? Immerhin haben Sie Ihren letzten Urlaub in Ghana verbracht…

    Nicht zum Verein, aber zu vielen Spielern, die sehr traurig waren. Die sind zu meinem Abschied mit Tränen in den Augen gekommen und zu denen habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Es hat sich in Ghana sehr schnell rum gesprochen, dass ich wieder mal da bin, zumal ich mir auch zwei Spieler angesehen und beobachtet habe. In der dortigen Fußball-Welt verbreiten sich solche Informationen sehr schnell, so dass einige Spieler mich auch besucht haben.

    Würden Sie sagen, dass Sie unabhängig vom Fußball durch Ihren Aufenthalt eine besondere Beziehung zum Land aufgebaut haben?

    Ja, das kann ich sagen. Ich habe ja auch eine Lebenspartnerin aus diesem Land und von daher ist es schon verwurzelt. Mir hat es dort sehr gut gefallen.

    Können Sie sich vorstellen noch mal als Trainer im Ausland zu arbeiten?

    Ja, das kann ich eigentlich jedem Trainer empfehlen. Die Erfahrungen, die man im Ausland sammelt, die kann man wunderbar in den deutschen Fußball einbringen. Aber es ist nicht nur das Sportliche. Es ist gerade im Ausland auch die Außendarstellung, das Drumherum was interessant ist.

    Wo war bisher ihre beste Zeit als Trainer?

    Die beste Zeit als Trainer ist immer, wenn man irgendwo erfolgreich gearbeitet hat. Es gibt ja keine schlechten oder guten, es gibt nur erfolgreiche und weniger erfolgreiche Trainer. Für mich macht dieser Beruf, mit einer Mannschaft zusammenzuarbeiten, einfach nur Spaß. Wenn man unabhängig vom Ergebnis sieht, wie sie sich weiter entwickelt, wie sie mitzieht, dann ist das natürlich eine schöne Sache.

    Welchen Verein würden Sie gerne einmal trainieren? Was wäre Ihr Traum?

    Da gibt es keinen.

    Zum zweiten Teil des Interviews

    Geschrieben von:  Anne80

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