TSV Sachsen Hermsdorf/Bernsdorf, 29. Juli 2008

 

„In der neuen Saison 2008/09 soll alles besser werden“

Jens Weinhold ist bereits seit Dezember 2003 in unserem Forum aktiv. Als Mannschaftsleiter engagiert sich der 34-Jährige ehrenamtlich beim TSV Sachsen Hermsdorf/Bernsdorf. Zudem hält er noch zum FC Carl Zeiss Jena sowie zum FC Bayern München und besucht auch regelmäßig die Eishockeyspiele der Eispiraten Crimmitschau. Wie der gelernte Industriekaufmann und Hotelfachmann die abgelaufene Saison mit seinem Verein beurteilt und wie er die Entwicklung des Fußballsports sieht, kann im Folgenden nachgelesen werden.

Jens, wie ist Deine Leidenschaft für den Fußball entstanden und wer hat Dich eigentlich zum Fußball gebracht?

Ich habe damals in der Saison 1980/81 das Rückspiel im Europapokal der Pokalsieger zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem AS Rom (4.0) im Fernsehen gesehen. Meine Nachbarn haben beide in der ersten Männermannschaft im örtlichen Fußballverein gespielt. Richtiger Fußballfan wurde ich mit 15 Jahren, als ein Spieler unserer ersten Mannschaft und ich als Schüler im polytechnischen Unterricht im gleichen Betrieb arbeiteten. Wir haben oft gewettet, wer eher am Sportplatz des Gegners ist, die Mannschaft mit dem Auto oder ich mit dem Fahrrad. Meistens habe ich gewonnen (ich glaube 7:2 für mich).

Für welchen Verein schlägt Dein Herz und warum - was verbindet Dich mit Deinem Verein, wie und wann wurdest Du Fan?

Den ersten Verein wiest ihr jetzt – FC Carl Zeiss Jena. Der örtliche Fußballverein ist der TSV Sachsen Hermsdorf/Bernsdorf (Landkreis Chemnitzer Land). Weiterhin bin ich Fan des FC Bayern München, ich hörte damals, dass der FC Bayern gegen Inter Mailand zu Hause mit 0:2 verloren hatte. Das Rückspiel konnte ich irgendwie live im Radio mithören, dass der FC Bayern mit 3:1 in Mailand gewann und die Italiener waren draußen. Der örtliche Fußballverein, wie ich dazu kam, habe ich bereits bei der ersten Frage beantwortet.

Welche Erinnerung hast Du noch von den ersten Spielen, was war das für Dich damals für ein Erlebnis?

Ich erinnere mich besonders an ein Ereignis aus der Saison 1990/91, als wir in Langenchursdorf spielten, es stand in der 90. Minute 1:1. Der Schiri hatte schon die Pfeife im Mund, ließ unsere letzte Ecke ausführen und ein Spieler von uns nahm den Ball aus ca. zwanzig Metern volley und der Ball schlug unhaltbar zum 2:1 für uns im Langenchursdorfer Tor ein. Der Schiri pfiff nicht wieder an.

Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Leistung Deines Vereins, was lief in dieser Saison gut, was hätte besser klappen können?

Ich war in der letzten Saison mit unserem Verein nicht so recht zufrieden, da wir nur zehnter von 14 Mannschaften wurden. Allerdings in der neuen Saison 2008/09 soll alles besser werden. Die Resultate in der Vorbereitung sind zwar recht optimistisch, aber erst mal abwarten …

Wie soll es in der nächsten Saison weitergehen, was erwartest Du von Deinem Verein und in welchen Bereichen sollte es besser laufen?

Ich erwarte von allen Mannschaftsteilen eine erhebliche Steigerung, da ich nicht noch einmal so um den Klassenerhalt kämpfen möchte. Als Mannschaftsleiter ist dies Stress pur und dies nicht gerade gut für die Nerven.

Was waren die schönsten und welches die erschütterndsten Erlebnisse mit Deinem Verein und anderen Fans?

Eines der schönsten Erlebnisse war in der Saison 2002/03, als wir gegen den SSV Fortschritt Lichtenstein I zu Hause mit 3:2 (1:1) gewinnen konnten und meinem Nachbar ein Freistoßtor von der Mittellinie zum 1:0 gelang.

Mein erschütterndste Erlebnis war in der Saison 1991/92, als uns ein Punkt zum Aufstieg in die Bezirksklasse fehlte.

Was macht Dich zu einem echten Fußball-Fan, wie siehst Du andere Fans?

Ich denke meine Arbeit im Verein und der wöchentliche Besuch beim Training, wenn ich kann. Weiterhin der Besuch jedes Spiels sowie das Ernstnehmen eines jeden, ob nun Schiedsrichter, Spieler oder Trainer, auch des Gegners macht mich zum Fußballfan.

Ich habe kein Problem mit Fans anderer Vereine. So fahre ich mit Spielern anderer Vereine gelegentlich zum Eishockey (Eispiraten Crimmitschau) oder wir besuchen hin und wieder Spiele des FC Carl Zeiss Jena.

In den letzten Jahren kam im Fußball immer wieder das Thema ‚Gewalt und Rassismus’ auf. Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema und wie siehst Du die Probleme zwischen Fans und Ordnungskräften?

Ich finde die Situation ist hausgemacht. Viele Menschen haben nach der politischen Wende ihre Arbeit verloren und damit ihre Perspektive. Nun können sich diese Menschen nicht mehr beweisen, diese benötigen eine Plattform. Leider nutzen allzu viele den Fußball als solche. Vereine sollten auf solche Gruppen zugehen und diesen eine sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichen. Ferner sollte man die Ängste und Nöte dieser Menschen ernst nehmen und ihnen Hilfe bei der Lösung ihrer Probleme anbieten.

Ein weiteres aktuelles Thema ist kommerzielle Entwicklung des Sports, wie stehst Du dazu?

Dies sehe ich mit gemischten Gefühlen. Einerseits wollen die Großen (1. Bundesliga) mit den englischen und spanischen Klubs mithalten. Andererseits sind wir an der Basis die Beschissnen, da bei uns gar nichts ankommt. Wo wollen wir uns selbst sehen? Die großen Vereine nehmen uns die eigenen Talente weg und wir können bleiben, wo der Pfeffer wächst. Also ziemlich widersprüchlich diese Sache, meine ich. Der DFB sollte mehr Geld für die Jugendarbeit in den kleinen Vereinen bereitstellen, wäre eine meiner Forderungen.

Bist Du von anderen Fangruppen beeindruckt – wenn ja, von welchen und warum?

Da muss ich ein Beispiel aus dem Eishockey (sorry) bringen. Die Fans der Eispiraten Crimmitschau organisieren auch für nicht unbedingt so gut materiell ausgestattete Personen Auswärtsfahrten mit Bussen. Respekt dafür.

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Geschrieben von:  Stephan R.T.