Buxtehuder SV von 1862, 30. Januar 2008
Dem TSV Buxtehude droht als Tabellenletzter nach dem Ende dieser Saison der Abstieg. Auch Trainer Wolfgang Nitschke sieht keine Chance mehr auf einen Klassenerhalt. Auf die-fans.de erklärt er, was das Besondere an seinem Verein ausmacht, was für Prinzipien die Buxtehuder haben und warum man sich die Oberliga wieder zurückwünschen wird.
Herr Nitschke, nach Ihrem Aufstieg in die Hamburg-Liga, 2003/2004, waren sie mit dem BSV Buxtehude sehr erfolgreich. Warum konnte diese Erfolgsschiene nicht weiter gefahren werden?
Das ist ja nun schon vier Jahre her, dass wir in der Oberliga-Aufstiegsrunde waren. In vier Jahren ändert sich eine Mannschaftsstruktur. Die erfahrenen Leute, die Stützen aus höheren Klassen, die wir damals hatten, stehen nicht mehr zur Verfügung. Mittlerweile ist der Mannschaftsdurchschnitt, der mal bei 29 Jahren war, auf 21 Jahre runter gegangen. Deshalb ist hier eine völlige Umstrukturierung einhergehend mit dem Leistungsverfall passiert, weil wir nur aus dem eigenen Nachwuchs Leute dazu geholt haben. Wir geben grundsätzlich kein Geld für neue Spieler aus und deshalb konnten wir diese Lücken dann nicht schließen.
Die Leistungsträger haben sich aus Altergründen verabschiedet. Da wir uns nur aus dem eigenen Nachwuchs, sprich A-Jugend oder umliegende Vereine, die aus der Kreisliga und tieferen Klassen kommen, ergänzen und verstärken, ist logisch, dass man dann nicht mehr die Leistungsstärke hat. Durch die dritte Klasse hat sich die Staffel natürlich enorm verändert. Die war vor vier, fünf Jahren nicht so gut besetzt, wie jetzt. Da sind ja mittlerweile die sieben Ex-Vereine drin, die damals noch Oberliga spielten. Die Qualität der Hamburg-Liga hat also zugenommen.
Ist abzusehen, dass die finanzielle Lage des Vereins mal besser wird, damit sie mehr in beispielsweise Spieler investieren können?
Nein, überhaupt nicht, aber das ist auch nicht unser Prinzip. Wir sind auch nicht traurig darüber. Wir werden nicht mit Finanzen, mit Geld, für den Erwerb an neuen Spielern arbeiten. Das ist ein Prinzip von uns. Da nehmen wir auch jederzeit gerne einen Abstieg in Kauf. Wir sind zufrieden mit den eigenen Leuten, die wir aus dem Nachwuchs besitzen und der niederen Umgebung und das reicht mir.
Gibt es für die Rückrunde nochmal Veränderungen im Kader?
Wir haben drei oder vier neue Leute geholt und einen reaktiviert. Das sind ja eine ganze Menge. Ein oder zwei Verletzte sind wieder da, insofern ist die Mannschaft zur Hälfte erneuert.
Denken Sie, der Klassenerhalt ist noch zu schaffen?
Nein. Es ist zwar alles möglich, aber meine Meinung ist nein.
Wird es viele Veränderungen bezüglich des Kaders, Trainers usw. geben, wenn die Klasse nicht gehalten wird?
Garantien gibt es nie, Tendenz: wir bleiben zusammen.
Was ist denn das Charakteristische Ihres Vereins?
Also über den Verein kann ich nichts sagen. Ich kann nur über die Fußballer was sagen. Charakteristisch ist, dass wir im Vergleich zu eigentlich allen anderen Vereinen, der ganzen Konkurrenz, auf den eigenen Nachwuchs bauen. Wir haben in unserem Kader nur Leute aus der näheren Umgebung. Andere Vereine holen die Leute ja von ‚weiß ich woher’. Bei uns wohnen 85 Prozent in Buxtehude und das ist unser Prinzip. Das ist vielleicht qualitativ nicht ausreichend für die Hamburg-Liga, aber wir haben eine Struktur und werden nicht diese hohe Fluktuation haben, wie andere Vereine, egal wie wir abschneiden. Darüber sind wir auch sehr froh.
Wie ist Ihre persönlich Meinung zur Abschaffung der Oberliga?
Es werden Stimmen laut werden, die sie wieder herbeisehnen werden. Man kommt von der Hamburg-Liga als Meister in die neu geschaffene Regionalliga. Die meisten Vereine können ja die finanzielle Belastung gar nicht stemmen und die ganzen Bedingungen, die dort erfüllt werden müssen, in Bezug auf Zuschauer, Stadion, Fassungsvermögen, Getränke, Blöcke, und ‚was weiß ich’. Das ist für 95 Prozent illusorisch. Dann wird Langeweile aufkommen, denn man kann fünfmal Meister werden, schafft aber die Qualifikation nicht. Da wird man zusehen, dass man wieder eine Klasse dazwischen spielen kann. Da bin ich ziemlich sicher, dass diese Ideen wieder aufkommen werden.
Wie ist Ihre Sicht auf die neue Hamburg-Liga?
Ich denke, dass das sportlich sicherlich ein Plus ist, wie die Hamburg-Liga nächste Saison zusammengesetzt ist. Wir werden ja dann alles haben, was Rang und Namen hat. Altona 93 fehlt zwar im Moment noch, aber die werden kommen, weil sie verzichtet haben. St. Pauli II ist vielleicht noch ein Kandidat, der es nach oben schafft. Alles andere tummelt sich dann in der Hamburg-Liga und das ist ja für die Staffel genial.
Vielen Dank für das Gespräch.
Geschrieben von: Anne80
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