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  • Berliner AK 07, 16. Juli 2013

     

    „Mir war wichtig, dieses Jahr ab dem 1. Juli wieder einen Vertrag zu haben“


    Von:  Stephan R.T.

    Selbst wenn man auf der anderen Seite des Feldes steht, sieht ‚Hötte‘ in seinem Kasten immer noch aus wie ein Riese. Marcel Höttecke ist 1,99 Meter groß und ein echter Schrank. Mit erst 26 Jahren hat er eine ganze Menge erlebt. Fünf Bundesligaeinsätze im Tor von Borussia Dortmund und viele Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen.

    Seit drei Jahren lebt ‚Hötte‘ nun in Berlin und ist im Juni von Zweitligist 1. FC Union Berlin zum Berliner AK 07 gewechselt. Trotz seines hühnenhaften Auftritts merkt man ganz schnell, dass Marcel ein Supertyp ist. Familienorientiert, bodenständig, in einer festen Beziehung, ehrlich... Einen kleinen Hund hat er auch. Kurz vor Saisonbeginn haben wir uns mit Marcel Höttecke getroffen und sind sicher, dass er jedem gegnerischen Stürmer Angst einjagt. Für den BAK aber ist er jetzt schon ein echter Sympathieträger.

    Hast Du Dich schon ein wenig eingefunden hier beim BAK?

    Ich kannte ja schon den Philip Malinowski, ein paar andere Spieler und den Trainer. Das macht es dann etwas einfacher.

    Wie bist Du zum BAK gekommen?

    Das ist eine lange Geschichte und zieht sich über die letzten drei Jahre. Das fing an, als ich 2010 bei Union Berlin als Nummer 1 unterschrieben hatte. Aber das lief nicht so rund. Da muss ich mir den Schuh auch selber anziehen.

    Inwiefern?

    Ich bin damals nach Berlin gekommen und wollte unbedingt allen beweisen, dass ich die Erwartungen erfüllen kann. Aber mit 22 Jahren war ich noch ziemlich naiv. In den Testspielen taten sich Lücken bei mir auf. Da konnte ich auch den Trainer Uwe Neuhaus verstehen, dass er mich nicht spielen ließ. Nach drei, vier Monaten hatte ich erste gute Einsätze, aber dann kam es zum Bruch zwischen dem Trainer und mir. Im darauffolgenden Jahr bin ich wieder als Nummer 1 gestartet. Ich habe mich aber dann verletzt und hatte drei Muskelfaserrisse.

    Zum Ende der betreffenden Saison wurde mir nahegelegt den Verein zu verlassen. Aber ohne Spielpraxis den Verein zu wechseln, ist nicht so einfach. Ich hatte ja nur 19 Einsätze im ersten Jahr und war dann verletzt. Da kamen nur Absagen mit der Begründung „der hat ja kaum gespielt“. Bei Union sollte ich dann nur Lauftraining machen und war sogar vom Trainingslager und vom Training insgesamt befreit. Da habe ich mir gesagt, „wenn ich hier nur laufen darf, dann gehe ich lieber in die U23.“

    Sportdirektor Nico Schäfer hat mir zugesagt, dass ich auch eine Spielberechtigung erhalte, um wenigstens für ein halbes Jahr Spielpraxis zu bekommen. Aber Trainer Uwe Neuhaus hat den Riegel davorgeschoben. Dabei hat da sogar der 30-jährige Daniel Göhlert auf dem Platz gestanden, obwohl der auch auf dem Abstellgleis stand.

    Ich hab es dann kurz in Ungarn beim Meister VSC Debrecen versucht. Aber das war mir alles zu riskant, weil man mir nur ein halbes Jahr Vertrag anbieten wollte. Schließlich kam Engin Yanova, der ja die U23 bei Union trainiert hatte und fragte mich, ob ich nicht beim BAK spielen will? Mir war wichtig, dieses Jahr ab dem 1. Juli wieder einen Vertrag zu haben. Engin Yanova hat mir die Chance gegeben. Dann habe ich zugepackt.

    Hast Du jemals an eine zweite Karriere oder ein zweites Standbein gedacht?

    Nein. Ich habe damals alles auf eine Karte gesetzt. Sprich: Fußball!

    Du hast doch sogar mal bei Borussia Dortmund in der ersten Liga mehrfach auf dem Platz gestanden.

    Ja, das war 2008. Roman Weidenfeller hatte sich schwer an der Schulter verletzt. Der Ersatzmann hatte muskuläre Probleme, und Dortmund wollte den jungen Torhütern eine Chance geben. Ich durfte dann fünfmal ran. Das erste Spiel haben wir direkt gegen Hannover 1:3 verloren. Nach einem 0:0 gegen Nürnberg war ich sogar in der Kicker-Elf des Tages. Dann kamen noch Stuttgart, Bielefeld und Wolfsburg.

    Wie ist das denn, als Torwart vor der Südtribüne mit mehr als 20.000 Menschen im Rücken zu spielen?

    Ich bin ja Dortmund-Fan und stand früher selbst in der Kurve. Wenn man da steht und denkt „da kann ja keiner mehr kommen“ und es dann doch immer voller wird.... Man, die Wand erschlägt dich einfach. Das muss man miterleben. Ich habe aber parallel mit der zweiten Mannschaft um den Einzug in die dritte Liga gekämpft. Am letzten Spieltag hatten wir bei Eintracht Braunschweig eine minimale Chance. Nach 30 Minuten bin ich mit Marcel Schmelzer und Domi Kumbela zusammengeknallt und habe mir das Knie total zerfetzt: Kreuzbandriss, Innenmeniskus-Abriss und Innenbandriss. Das war das Ende eines schönen Jahres.

    Und dann?

    Ich wurde operiert, habe wie ein Bekloppter in der Reha monatelang trainiert und gearbeitet. Nach einem halben Jahr haben die Ärzte grünes Licht gegeben, aber dann riss der hintere Teil des Meniskus wegen mangelnder Durchblutung. Ein Seuchenjahr!

    Wieder in die OP, wieder Reha, und dann war das Jahr rum. Ich war dann zwar wieder Stammtorhüter in der zweiten Mannschaft des BVB. Aber als junger Torwart will man nach höheren Zielen greifen. Roman Weidenfeller war in der ersten Mannschaft die unangefochtene Nummer 1, Marc Ziegler die Nummer 2. Ich hatte zu früh bekannt gegeben, dass ich den Verein verlassen wollte. Uwe Neuhaus vom Zweitligisten Union Berlin rief an und wollte mich unbedingt haben. So kam ich nach Berlin.

    Beim BAK hast Du leider keine 20.000 Fans hinterm Tor.

    Noch nicht. Aber mit ein bisschen Marketing-Arbeit kann man wenigstens die Tausend anpeilen. Ich muss das auch als Chance sehen. Wir haben ja keine blinde Truppe. Letzte Saison ist der BAK Vierter der Regionalliga Nordost geworden. Jetzt ist Konkurrent Rasenballsport Leipzig nach dem Aufstieg in die dritte Liga weg. Wir wollen oben mitspielen und schauen, was so möglich ist.

    Der BAK 07 wünscht Dir einen tollen Start in die Saison und ganz viel Erfolg.

    Danke.

    Ingo Müller

    Zur Tabelle der Regionalliga Nordost

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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