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  • 1. SC Feucht, 27. Februar 2008

     

    „Wir leben von unserer Kraft und Moral!“


    Von:  thom.as

    Der ehemalige Süd-Regionaligist 1.SC Feucht befand sich bis vor kurzem noch im freien Fall. Wirtschaftlich wie auch sportlich, wobei diese beiden Seiten auf kausaler Ebene kaum zu trennen sind. In der vergangenen Saison spielte der mittelfränkische Klub noch in der Bayernliga. Der vorläufige Höhepunkt der Vereinsgeschichte war der Regionalliga-Aufstieg im Jahre 2003. Die darauf folgende Zeit jedoch ist geprägt vom freiwilligen Rückzug aus der Regionalliga, zwei Insolvenzanträgen und dem sportliche Abstieg in die Landesliga. Die Vorzeichen für die Saison 2007/2008 schienen ebensowenig die Trendwende zu bringen. Zwanzig Spieler verließen den Verein, da der Bayernligakader einfach nicht mit dem finanziellen Budget des 1. SC Feucht kompatibel war. Diese quantitative Lücke mussten junge und unerfahrene Spieler aus der eigenen Jugend und der fränkischen Umgebung schließen. An den qualitativen Verlust wagte man gar nicht erst zu denken.

    Vanco Timov übernahm im März 2007, also noch zu Bayernligazeiten, das Traineramt. Obwohl auch er den Abstieg nicht mehr verhindern konnte, blieb er beim Verein. Er wollte den Neuanfang in der Landesliga Mitte wagen. Mit einem stark verjüngten Team, das noch nicht einmal ein Durchschnittalter von 21 Jahren aufweisen kann, soll der 1.SC Feucht nun neu Fuß fassen und den Negativ-Trend endgültig stoppen. die-fans.de sprach mit Trainer Vanco Timov über die Hinrunde und die Neuausrichtung des Klubs.

    Herr Timor, ein Blick auf die Tabelle lässt den Schluss zu, dass die Mission Klassenerhalt durchaus erfüllt werden kann. Oder sollte man sich der Sache noch nicht so sicher sein?

    Unser Ziel ist der Klassenerhalt, auf jeden Fall! Im Moment haben wir sechs Punkte Vorsprung vor dem FC Amberg auf Platz 15, dem Relegationsplatz. Es sind vier oder fünf Mannschaften hinter uns, die punktemäßig sehr nahe beieinander stehen. Deswegen kann man sich seiner Sache nicht wirklich sicher sein. Da verlierst du mal zwei Spiele und schon stehst du hinten drin! Ich meine, im Moment sieht es noch ganz gut für uns aus. Aber man muss jetzt erst einmal abwarten, wie wir nach der Winterpause aus den Startlöchern kommen.

    Wenn Sie noch einmal kurz auf die Vorrunde zurückblicken. Wie ist sie sportlich letzten Endes verlaufen?

    Die Vorrunde war doch sehr beachtlich. Ich selbst war positiv überrascht von der Mannschaft. Wir haben die Mannschaft mit Spielern aus der B-Klasse, Bezirks- und Bezirksoberliga zusammengestellt. Vom letztjährigen Kader ist ja nur der Torwart und zwei weitere Spieler geblieben. Wir haben das Team mit Spielern aus der eigenen Jugend aufgefüllt. Der älteste Spieler im Kader ist jetzt 24 Jahre. Der Rest ist unter 22. Deswegen war unser Ziel von vorn herein der Klasseverbleib. Und das ist in der Vorrunde auch ganz gut gelaufen. Wir haben bis auf ein, zwei Spiele ordentlichen Fußball gezeigt. Gegen die SpVgg. Landshut sind wir zwar mit 6:1 unter die Räder gekommen. Das war aber auch die einzige hohe Niederlage. Selbst in den Spielen gegen die Spitzenmannschaften SV Seligenporten oder DJK Vilzing haben wir ordentlich gespielt. Auch gegen den jetzigen Spitzenreiter FSV Erlangen-Bruck haben wir bis zur 90. Minute 2:2 geführt, am Ende aber noch 2:2-Unentschieden gespielt.

    Mit der bisherigen Saison bin ich durchaus zufrieden. Wenn die Rückrunde genau so gut wie die Vorrunde verläuft, dann glaube ich auch, dass wir unser Ziel auch erreichen. Dass wäre ein großer Wunsch von mir, der Mannschaft und auch von der gesamten Vorstandschaft.

    Sie kamen noch zu Bayernligazeiten zum 1. SC Feucht...

    ...richtig. Aber da war wirklich nichts mehr zu retten. Ich bin gekommen, um mit der Mannschaft bis zum Ende der Saison nochmal einigermaßen ansehnlichen Fußball zu spielen und zu versuchen, dass das ganze Mannschaftsgebilde nicht einfach in sich zusammenfällt. Die Umstände waren, das ist ja bekannt, alles sehr schwierig. Ich habe es bis zum Ende der Saison immerhin versucht, aber der Abstieg war einfach nicht mehr zu verhindern. Nach dem letzten Spiel hat der Mannschaftskapitän dann eine kurze Rede gehalten, in der er gesagt hat, dass es allen sehr viel Spaß gemacht hat mit mir, obwohl letztendlich der Abstieg nicht mehr zu verhindern war. Ich bin nach Meinung der Mannschaft vielleicht ein bisschen zu spät zur Mannschaft hinzugestoßen. Wenn ich die Vorbereitung mitgemacht hätte, wäre vielleicht mehr drin gewesen. Aber das ist Schnee von gestern.

    Dennoch ist die letztjährige Mannschaft im Guten auseinander gegangen. Ich habe einfach versucht, das Team bis zum Schluss zusammen zu halten und das ist mir auch gelungen. Zwei, drei Spieler, die nicht ganz so mitgezogen haben, musste ich halt aussortieren. Nach dem dritten Spieltag war dann auch Ruhe in der Mannschaft und wir konnten wieder Fußball spielen.

    Nach dem Abstieg verließ quasi die komplette Mannschaft den Verein. War das eine logische Konsequenz des Abstiegs oder doch auch enttäuschend?

    Naja, es war halt nichts mehr zu machen. Es war aus finanziellen Gründen nicht machbar, die Mannschaft zusammen zu halten. Jetzt müssen wir es mit jungen Talenten aus der Region versuchen. Ich kenne mich ja glücklicherweise recht gut aus in Mittelfranken, was die Spieler angeht. Herr Kreuzer (Anm.d.Red.: Manfred Kreuzer, Abteilungsleiter 1. SC Feucht) und ich haben das jetzige Team denn auch zusammengestellt. Wir haben mit jedem Einzelgespräche geführt. Da sind junge Spieler dabei, die zum ersten Mal in der Landesliga spielen und hier Fuß fassen wollen. Im Endeffekt bin ich bis jetzt sehr zufrieden. Es wurde der richtige Schritt gemacht. Es muss, solange ich hier Trainer bin, das Ziel sein, junge Spieler aus der Umgebung an das Niveau heranzuführen. Nur so können wir langfristig bestehen.

    Ist das neue Selbstbild des Vereins, junge Spieler an ein höheres Niveau heranzuführen, also eher ein ‚Ausbildungsverein’ zu sein?

    Aus meiner Sicht muss ich sagen, dass ich sehr viel von der Jugend halte. Ich bin nahezu bei jeder Altersstufe dabei und sehe sie mir an. Mein Ziel ist es, wenn nicht beim SC Feucht, dann woanders, Jugendspieler in den Seniorenbereich zu hieven. Ohne den Nachwuchs funktioniert es einfach nicht. Man kann nicht einfach auswärtige Spieler holen und eine Menge Geld dafür ausgeben. Wenn die weg sind, bist du genau so weit, wie zuvor.

    Deswegen hole ich mir die Spieler auch aus unserer Bayernliga-Jugend. Im letzten Jahr sind sieben Mann rausgekommen, von denen letztlich drei bei uns geblieben sind. Der Rest ist zum SV Seligenporten gewechselt. Auch in der jetzigen A-Jugend sind Spieler dabei, die man sogar eventuell in die erste Mannschaft einbauen könnte, falls sie bei uns bleiben würden.

    Am 8. März beginnt die restliche Meisterschaftsrunde. Was ist vom ersten Spieltag nach der Winterpause zu erwarten?

    Wir spielen gleich im ersten Spiel gegen den FC Amberg. Das ist ein direkter Konkurrent, der hinten drin steht. Also ein so genanntes Sechs-Punkte-Spiel. Mit einem Sieg hätten wir einen Neun-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz. Aber zuerst einmal müssen wir das Spiel gewinnen. Es ist noch alles offen. Wir haben uns gut vorbereitet. Im Trainingslanger in der Türkei waren bis auf einen Spieler alle an Bord. Außerdem haben wir keine Verletzten zu beklagen. Nun hoffe ich, dass wir einen guten Start erwischen.

    In der Vorrunde begleitete das zweite Insolvenzverfahren des Vereins den sportlichen Betrieb. Wie konnten Sie diesen Druck von den jungen Spielern fernhalten?

    Es wurden ja, wie ich schon erwähnte, viele Spieler aus der eigenen Jugend geholt und von kleineren Vereinen aus Bezirksliga oder B-Klasse vom VfL Nürnberg. Diesen jungen Leuten habe ich von vorn herein klar gemacht, dass der erste Schritt zur Besserung darin besteht, in der Landesliga Fuß zu fassen. Bis auf Andreas Endlein hat ja praktisch noch keiner in der Landesliga gespielt. Diese jungen Nachwuchsspieler probieren jetzt, ob es für diese Klasse reicht oder nicht. Erst wenn sie es versucht haben, können sie auch entscheiden, ob sie bleiben oder wieder zu ihrem Heimatverein zurückkehren.

    Ich bin überzeugt, dass das der richtige Weg für den 1. SC Feucht ist. Diese Spieler können sich hier weiter fortbilden. Ich habe in den Einzelgesprächen sehr darauf geachtet, dass die jungen Spieler nicht nur qualitativ geeignet sind, sondern auch die entsprechende Charakterstärken den Tag legen. Denn, um eine Mannschaft zu verbessern, brauchst du charakterstarke Spieler. Darauf achte ich schon während meiner gesamten Trainerlaufbahn. Wir haben jetzt gute Jungs in der Mannschaft, und deswegen glaube ich auch fest daran, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

    Was muss sich in der Mannschaft dennoch unbedingt verbessern?

    Wir haben eigentlich keine besonderen Schwachstellen in der Mannschaft. Die einzelnen Spieler sind alle gleichwertig, alle zwanzig Feldspieler im Team sind ausgeglichen. Der einzige, der unverzichtbar ist, ist Andreas Endlein. Ohne ihn würde es wohl sehr schwer für uns sein. Er ist mit 14 Treffern ganz weit vorne in der Torschützenliste.

    Unsere Stärke ist sicherlich der Zusammenhalt und die Laufbereitschaft. Konditionell sind wir topfit, das zeichnet uns aus. Spielerisch können wir mit den anderen Mannschaften nicht mithalten. Dazu fehlt uns die Erfahrung. Wir leben von unserer Kondition, der Kraft und der Moral. Wir waren in der Vorrunde vielen Mannschaften konditionell überlegen. Durch den Zusammenhalt kam der Erfolg zu Stande. Und so wird es auch in der Rückrunde sein!

    Man darf gespannt sein. Viel Erfolg weiterhin und danke für das Gespräch!

    Geschrieben von:  thom.as

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