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  • SG Dynamo Dresden, 12. Juli 2011

     

    Augenzeuge – der Wochenrückblick der Fangemeinschaft Dynamo mit dem Cottbus-Spiel


    Von:  Stephan R.T.

    Seinen Personalausweis zur Kontrolle vorzeigen muss man immer bei einer Verkehrskontrolle und manchmal beim Passieren einer Staatsgrenze. Am kommenden Freitag müssen auch die Besucher des Fußballspiels in Cottbus mit einem Personalienabgleich rechnen. Das dies in der Praxis konsequent geschehen wird, ist eher unwahrscheinlich und dennoch: Mit der Personalisierung der Eintrittskarten für unser erstes Saisonspiel wurde wieder einmal eine Grenze überschritten. Ohne jeden Zweifel – die namentliche Zwangserfassung von Stadionbesuchern unterstellt pauschal jedem einzelnen Fan, ein potentieller Gewalttäter zu sein.

    Für nahezu jeden Menschen mit einem gesunden Rechtsverständnis ist dieser Generalverdacht inakzeptabel. Kaum jemand findet es gut, allein wegen des Wunsches, ein Fußballspiel anzusehen, als möglicher Schläger und Randalierer behandelt zu werden. Zudem kann keiner von uns Fans auch nur ansatzweise nachvollziehen, was mit seinen erfassten Daten geschieht, ob und an wen sie zu welchem Zweck weitergegeben werden. Ein datenschutzrechtlich mindestens höchst fragwürdiges Verfahren also obendrein. Die Reaktionen der Dynamofans schwanken zwischen Resignation und Wut. Wieder einmal. Denn neu ist das alles nicht.

    Ob polizeiliche Anreiseüberwachung, geheime ‚Gewalttäter‘-Dateien, Stadionverbote auf Verdacht oder rechtswidrige Sippenhaft, all diese Dinge sind ebenso wie personalisierte Karten Auswüchse eines Sicherheitswahns, der bereits seit Jahren immer mehr um sich greift. Immer wieder aufs Neue angefacht von Verbänden, Polizei und Medien, werden heute an Fußballfans Maßstäbe angelegt, die mit der Wirklichkeit in unserer Gesellschaft überhaupt nichts mehr zu tun haben. Die Angst vor einem ‚negativen‘ Image und existenzgefährdenden Strafen selbst für kleinste, nicht verhinderbare Vergehen, hat bei nahezu allen Vereinen eine regelrechte Sicherheits- und Kontrollhysterie geschaffen. All dies zerstört immer mehr und immer schneller unseren Sport.

    Den schlimmen Trend zu stoppen ist schwer. Boykottaufrufe oder Protestschreiben sind sicherlich eine Möglichkeit, um Aufmerksamkeit und Bewusstsein zu schaffen. Als Mittel zur Verhinderung taugen sie aber eher nicht, sind sie doch zumeist ‚nur‘ Reaktionen auf bereits Geschehenes. Um die Auswüchse wirklich an der Wurzel zu packen, um agieren zu können statt immer nur zu reagieren, braucht es mehr. Es braucht echte Organisation, es braucht aktive kontinuierliche Arbeit und es braucht Solidarität und Zusammenarbeit über Vereinsgrenzen hinweg. Mit täglicher zielorientierter Arbeit innerhalb der SGD und mit unserer Mitgliedschaft bei der bundesweiten Interessengemeinschaft ‚Unsere Kurve‘, versuchen wir als Fangemeinschaft Dynamo dabei unseren Beitrag zu leisten.

    Anfang der Rückrunde hatten wir damit begonnen, euch im Stadion auf die Amnesty International Aktion ‚Amnesty Polizei‘ aufmerksam zu machen. Die Kampagne fordert mehr Transparenz im Zusammenhang mit Straftaten durch Polizisten und in diesem Zusammenhang eine Kennzeichnungspflicht für diese. Ihr konntet bei uns Unterstützerpostkarten ausfüllen und an unseren Anlaufpunkten auch verschiedenes Informationsmaterial zur Aktion erhalten. Viele von euch haben die Postkarten auch mitgenommen und sie im Bekanntenkreis ausfüllen lassen. Inzwischen konnten wir unser Paket auf den Weg Richtung Berlin bringen. Knapp 500 Postkarten befanden sich darin. Danke an alle Unterstützer.

    In vielen Bundesländern, u.a. auch in Sachsen, sorgt die Kampagne inzwischen dafür, dass die Oppositionsparteien die Kennzeichnungspflicht einfordern. In Berlin und Brandenburg wurde sie sogar schon eingeführt und in Rheinland-Pfalz sowie Baden Württemberg haben entsprechende Ideen Platz in den Koalitionsverträgen gefunden. Ihr könnt die Aktion weiter unterstützen, indem ihr in den jeweiligen Landtagsfraktionen direkt nachfragt, wie die dortige Meinung zu den Forderungen ist und die Antworten an Amnesty weiterleitet. Alle aktuellen Informationen über den Stand der Aktion und die Möglichkeiten, euch aktiv daran zu beteiligen findet ihr unter amnestypolizei.de.

    Zum Schluss geht ein herzlicher Gruß der Fangemeinschaft Dynamo an die ‚Dynamo Crew Franken‘, bei denen wir am vergangenen Sonntag zu Besuch sein durften. Einen ganzen Nachmittag lang hatten wir die Gelegenheit, uns und unsere Arbeit vorzustellen, einen richtig netten, buntgemischten Haufen Dynamofans kennenzulernen und mit ihnen bei Bier und Gegrilltem über alle möglichen und unmöglichen dynamischen Themen zu diskutieren. Ein fettes Danke geht an die DCF für ihre Gastfreundschaft und ein herzliches Willkommen an vier neue fränkische Fangemeinschaftsmitglieder.

    Fangemeinschaft Dynamo

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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