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  • SG Dynamo Dresden, 25. August 2011

     

    Augenzeuge – der Wochenrückblick der Fangemeinschaft Dynamo mit dem Vermarkter Sportfive


    Von:  Stephan R.T.

    Zeitlich gesehen lag fast nichts zwischen den beiden letzten Spielen der SG Dynamo Dresden, faktisch waren es Welten. Kaum etwas war gegen den SC Paderborn 07 noch so, wie gerade einmal acht Tage zuvor gegen die Eisernen vom 1. FC Union Berlin. Schlecht gespielt – zu Recht verloren, an diesem Fazit änderte auch ein – wieder einmal – überfordertes Schiedsrichtergespann nichts. Gut, dass wenigstens abseits des Rasens noch einiges beim alten war, zum Beispiel die Zaunfahne der Fangemeinschaft Dynamo unterm Dach der Westtribüne. Dass dies keineswegs selbstverständlich war und mehr als wichtig für ALLE Dynamofans, zeigt die Geschichte dahinter.

    Keine Frage, Dynamofans sind in vielem besonders, absolut einzigartig ist aber sicherlich eines: unsere Zaunfahnen. Keine Fanszene in Deutschland hat auf diesem Gebiet etwas Vergleichbares vorzuweisen, weder in Sachen Qualität, noch in ihrer Anzahl. Es war also keine Überraschung, dass sich die fortschreitende Vermarktung des Dynamostadions und die traditionelle Dresdner Zaunfahnenkultur irgendwann in die Quere kommen mussten. Zugunsten von Bandenwerbung verschwand in den letzten Monaten nach und nach immer mehr einstiger Zaunfahnenplatz.

    Da die Fangemeinschaft Dynamo grundsätzlich der festen Überzeugung ist, dass es sowohl ohne Sponsoren und ihr Geld, als auch ohne Fans und ihre Kultur, keine erfolgreiche SG Dynamo Dresden geben kann, begannen wir nach Alternativen und Kompromissen zu suchen. Wie bereits von uns berichtet, trafen sich deshalb Vertreter der Fangemeinschaft Dynamo im Juni mit Sportfive, dem Vermarkter unseres Vereins. In diesem Gespräch wurde von unserer Seite sehr ausführlich und eindringlich auf die ganz besonderen Dresdner Gegebenheiten und Befindlichkeiten bezüglich Zaunfahnen hingewiesen. Dass dies nicht ganz erfolglos war, schlussfolgerten wir unter anderem aus der Tatsache, dass es uns bei diesem Treffen gelang, mit Sportfive eine dauerhafte, langfristige Nutzung der Fahnentrapeze unterm Dach der Westtribüne für Fanzwecke zu vereinbaren. Gesagt, getan, vereinbart und genutzt: Beim Saisonauftakt gegen Rostock hing zum ersten Mal eine dynamische Zaunfahne unterm Stadiondach.

    Nur wenige Tage später erhielten wir über Dritte die Information, dass Sportfive den Platz verkauft hat. Auf Nachfrage wurde uns wenig später bestätigt, dass bereits beim Spiel gegen den 1. FC Union Berlin Werbung den Platz unserer Zaunfahne einnehmen werde. Nicht nur die Schnelligkeit und die Art und Weise, wie von Sportfive eine Vereinbarung gebrochen wurde, war dabei erschreckend. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der der Wortbruch begründet wurde, die völlige Verständnislosigkeit über unsere Ansichten zur Wertigkeit von Fans beim Fußball, waren trotz vorhandenem Realismus und bereits in der Vergangenheit gemachter Erfahrungen ernüchternd.

    Für uns als Fangemeinschaft Dynamo war sowohl die Tatsache der Vermarktung als auch das Verhalten Sportfives natürlich in keinster Weise hinnehmbar. Wir informierten deshalb den Vermarkter darüber, dass wir dies als einen inakzeptablen Angriff auf unsere Grundwerte betrachten. Gleichzeitig baten wir die Verantwortlichen der SGD, ihren Einfluss geltend zu machen, um eine Eskalation zu vermeiden. Unterstützt wurden diese klaren Botschaften durch ein Protestspruchband beim Pokalspiel und dadurch, dass wir unsere Zaunfahne trotz allem gegen den 1. FC Union Berlin unterm Dach präsentierten.

    Dies alles in Summe führte zu einem kurzfristigen ‚Krisengipfel‘, an dem neben Vertretern der Fangemeinschaft Dynamo, Sportfive, Verein, Projektgesellschaft und Sicherheitsdienst teilnahmen. Bei diesem Treffen wurde vereinbart, dass als Ersatz für den verkauften Platz eine ähnliche Konstruktion unterm Dach der Südtribüne geschaffen wird. Eine dauerhafte Nutzung dieser wurde den Dynamofans von Sportfive – diesmal unter Zeugen – zugesichert. Die Fangemeinschaft Dynamo hat sich in diesem Gespräch mit einem solchen Kompromiss einverstanden erklärt, allerdings ganz klar deutlich gemacht, dass für sie nur ein direkter Umzug vom jetzigen Platz in Frage kommt. Dafür haben wir im Vorfeld des Spiels gegen den SC Paderborn 07 auch beim künftigen Nutzer des Westtribünenplatzes um Verständnis und Unterstützung gebeten. Offenbar mit Erfolg, jedenfalls gab es zum Spiel gegen Paderborn keine Werbung auf unserem Platz. Bau und Anbringung einer neuen Konstruktion für die Südtribüne sind mittlerweile beauftragt, ein Abschluss der Arbeiten bis zum Heimspiel gegen Bochum durchaus realistisch.

    Die Fangemeinschaft Dynamo hält diese kleine Geschichte für sehr wichtig. Zum einen zeigt sie nämlich sehr eindrucksvoll, wie gefährdet, wie zerbrechlich all das ist, was uns noch besonders macht, was uns vom weitverbreiteten Einheitsgrau abhebt. Aber sie beweist eben auch, dass mit Fantasie und Kreativität, mit Konsequenz und Beharrlichkeit Dinge möglich sind. Immer. Von nichts kommt allerdings nichts. Gar nichts. Weder Platz für uns und unsere schwarzgelben Fahnen, noch die ersten Auswärtspunkte morgen Abend in Duisburg.

    In diesem Sinne: Sport frei, Sportgemeinschaft!

    Fangemeinschaft Dynamo

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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