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  • SG Dynamo Dresden, 13. April 2012

     

    Augenzeuge – der Wochenrückblick der Fangemeinschaft Dynamo mit der Fankneipe


    Von:  Stephan R.T.

    Schau an, es sieht so aus, als ob es wirklich wahr werden sollte. Die Fankneipe im Stadion macht endlich auf. Und zwar mit Beginn der neuen Saison.

    So verkündete es die Sächsische Zeitung am vergangenen Sonnabend. Gehen wir doch einmal ein paar Jahre zurück. Als Pro RHS 2004 aufrief, Ideen für ein attraktives Stadion zu formulieren, stand eine Fankneipe im Stadion mit an vorderster Stelle. Irgendwie gehörte es für viele ‚Ureinwohner‘ des Dynamostadions dazu, ja es war schon regelrecht eine heilige Handlung, dass man sich im ‚Kulti‘ vor und nach dem Spiel traf, philosophierte, Tipps abgab und das bei einem gepflegt gezapften Bier vom Wirt höchstpersönlich. Der Blick konnte zwischen den Schals ruhmreicher Gegner und in Vergessenheit geratener Underdogs, Pokalen und Zeitungsartikeln, historischen Fotos und Wimpeln oder der Schlange am Tresen und Live-Fußball an der Wand schweifen. Und das alles mit Interieur und Wandbemalung konsequent in schwarz und gelb gehalten.

    Fast genau sieben Jahre ist es her, da wurde dem damaligen Oberbürgermeister Ingolf Roßberg der Ideenkatalog der Fans übergeben. Wir wollten viele Stehplätze, wir wollten ein STADION, wir wollten Zaunfahnenplätze und eine Fankneipe. Ersteres haben wir, zweites und drittes haben wir noch, wenn auch jeweils mit schmerzlichen Kompromissen und nun soll endlich die Fankneipe kommen.

    Da HBM die Baukosten erheblich überschritt und der Nachtrag von der Stadt Dresden nicht finanziert wurde, entstand ein für die SG Dynamo Dresden sehr schlechter Kompromiss. Die Baukosten für die Fankneipe wurden auf den Verein umgelegt, dafür werden jährlich etwas mehr als 100.000 Euro fällig. Die Umlage auf Dynamo ist umso unverständlicher, wenn man weiß, dass der Verein nicht einen Cent der Einnahmen bekommt, geschweige denn eine anteilsmäßige Miteigentümerschaft am Stadion erlangt.

    Bauseitig war die Fankneipe bereits 2010 fertiggestellt. Zunächst stieß die bereits installierte schwarz-rote Ersteinrichtung nach Vorbild des VIP-Bereiches auf erheblichen Widerstand innerhalb der aktiven Fanszene. Die Stadionkommission wurde daraufhin in die weiteren Planungen zur Fankneipe einbezogen. So entwickelte sich das einheitliche Interesse an einer Ausschreibung zum Betreiber. Die Projektgesellschaft, Pro RHS und die Fangemeinschaft Dynamo bildeten ein Auswahlgremium, das einmütig das Konzept des alten ‚Kulti‘-Wirtes aus mehreren Bewerbern auswählte. Dieses wird nun im Rahmen des Gesamt-Caterings umgesetzt. Mit Beginn der Betreibung werden für die SG Dynamo Dresden die oben erwähnten Refinanzierungskosten fällig. Diese Tatsache ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass die Fans bis heute auf die Eröffnung der Fankneipe vergeblich gewartet haben.

    Wie wird sich die Fankneipe durchsetzen, vor allem zwischen den Spieltagen? Mit der ‚Torwirtschaft‘ und dem ‚Acki´s‘ haben sich zwei Einrichtungen für Dynamofans längst etabliert. Auch die Fangemeinschaft Dynamo hat in der Torwirtschaft hervorragende Rahmenbedingungen für Zusammenkünfte und Themenabende gefunden. Es gibt aktuell keinen Grund, daran etwas zu ändern. Dennoch ist eine Fankneipe direkt im Stadion genau das, was sich viele Dynamofans wünschen. Vielleicht wird es Fangruppen geben, welche im ‚Kulti‘ eine neue Heimat finden. Stadionrundgänge sollen dort beginnen, Stammtische abgehalten werden. Vielleicht ist das schwarz-gelbe Ambiente sogar der gewünschte Rahmen für ein dynamisches Hochzeitspaar. Viel wird davon abhängen, wie die Fans das ‚neue Kulti‘ annehmen werden. Dafür ist natürlich auch die Zugänglichkeit wesentlich, was wiederum dafür sorgen dürfte, dass am Sicherheitskonzept einige Änderungen notwendig werden. Geschlossene Stadiontore – so wie es derzeit zwischen den Spieltagen der Fall ist – wird es in Zukunft nicht mehr geben können. Zudem wird die Frage zu beantworten sein, welche Stadionbesucher in den Genuss kommen dürfen, vor dem Spiel oder zur Halbzeit bei Bier und Bockwurst Live-Fußball zu schauen und Insignien aus 60 Jahren Dynamo-Tradition zu bewundern. Bei geschlossenen Sektorentrennungen werden alle Sitzplatzbesucher davon ausgeschlossen. Die Fangemeinschaft Dynamo wird sehr genau beobachten, wie sich die Verantwortlichen dazu positionieren. Hier ergibt sich ein weiterer, sehr wichtiger Grund, die unsäglichen Rolltore schnellstens dauerhaft zu öffnen. Die SG Dynamo Dresden hat es selbst in der Hand, seinen treuen, Geistertickets kaufenden und Topzuschlag zahlenden Fans zwei Wünsche auf einmal zu erfüllen und damit einen kleinen Schritt in Richtung Vereinsidentifikation und -heimat zu wagen.

    Übrigens fand der letzte Stammtisch im ‚Kulti‘ des alten Rudolf-Harbig-Stadions mit Norbert Meier statt. Jener Trainer, der so gar nicht nach Dresden passen wollte und folgerichtig von Ede Geyer ersetzt wurde, und nun am kommenden Montag wieder zu Gast ist, um mit seinen Düsseldorfer ‚Fortunen‘ drei Punkte für den Aufstieg zu entführen. Sicher wird der Empfang weit weniger herzlich, als im Dezember 2006. Für unsere Jungs gilt es, die schmerzliche Niederlage vom letzten November wett zu machen, als ausgerechnet unser Aufstiegsheld von 2004 Ranislav Jovanovic in der Nachspielzeit das Siegtor für die Düsseldorfer markierte, vor genauso vielen Zuschauern, wie unsere eigentliche Stadionkapazität hergibt. Und der magere Punkt aus den letzten beiden Spielen ist aktuell nicht das, was Dynamofans von der Mannschaft erwarten. Auf Wiedergutmachung wird gehofft. Trotz Liveübertragung im frei empfangbaren Fernsehen sollte erneut ein ausverkauftes Dynamostadion vermeldet werden. Der Mannschaft drücken wir genauso fest die Daumen, wie dem Gelingen der neuen Fankneipe ab der kommenden Saison.

    Fangemeinschaft Dynamo

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    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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