Hallescher FC, 21. September 2011

 

Der Erdgas-Sportpark ist eröffnet – Hamburger SV gewinnt mit 4:1

Gemischte Gefühle wo man hinschaut: das neue Stadion, Ersatzneubau für das Kurt-Wabbel-Stadion, ist endlich fertig gestellt und eingeweiht. Gegen eine B-Elf vom Hamburger SV setzte es eine herbe 1:4 (1:1)-Niederlage, die am Ende keiner so richtig wahrnehmen wollte.

15.057 Zuschauer verkündete Markus Hein, seit Jahren Stadionsprecher beim Halleschen FC. Ein Kuriosum an sich, im Programmheft war noch eine Kapazität von 15.048 Zuschauern erwähnt worden. Anscheinend haben es noch zusätzlich neun glückliche Karten Besitzer ins neue Stadion geschafft. Neben viel Applaus für HFC-Präsident Michael Schädlich und Projektplaner Reinhard Rau, der nicht nur ein offenes Ohr für viele Parteien beim Bau hatte, sondern auch viele Hinweise umgesetzt hat, gab es für die Oberbürgermeisterin der Stadt Halle die obligatorischen Pfiffe im Stadion. Grotesk: Schädlich und Szabados hatten Seite an Seite für das neue Stadion gekämpft und sich dabei im Breitensport und Teilen der halleschen Bevölkerung wenig Freunde gemacht. Während der Zuschuss des Landes Sachsen-Anhalt, natürlich durften Finanzminister Jens Bullerjahn und Ministerpräsident Reiner Haselhoff am Dienstagabend nicht fehlen, seit Jahren in Sack und Tüten war, tappen die meisten beim Finanzierungskonzept der Stadt Halle (11,5 Millionen Euro) noch im Dunkeln. Es sollen Immobilien verkauft worden sein, um den Betrag aufzubringen.

Der Hamburger SV, desolater Tabellenletzter in der Fußball-Bundesliga, schickte eine bessere zweite Mannschaft. Lediglich Markus Berg, 19-facher schwedischer Nationalspieler, versprühte so etwas wie internationalen Charme. Eine skurriles Wiedersehen der etwas anderen Art gab es mit Sven Neuhaus: der HSV-Torwart spielte bis zur letzten Saison noch für Konkurrent Rasenballsport Leipzig und wurde dort aussortiert. Dafür entwickelte sich das Stadion schon in der ersten Halbzeit zum ‚Seuchenpark‘: mit Dennis Diekmeier (HSV) und Nico Kanitz (HFC) fielen beide Kapitäne in der ersten Hälfte verletzungsbedingt aus – ein Horrorszenario für jedes Freundschaftsspiel. Sören Bertram (HSV) konnte sich als erster Torschütze im neuen Stadion auszeichnen, ehe Steven Rupprecht mit dem Pausenpfiff als erster HFC-Spieler das gleiche Kunststück verbrachte.

Zur Halbzeit präsentierte sich Sven Köhler als Taktikfuchs – mit Nenad Simic (SV Elversberg) brachte er kurzerhand einen Innenverteidiger als Testspieler. Kein leichter Stand vor 15.000 Zuschauern in ein völlig fremdes Team integriert zu werden, dementsprechend nervös begann der Bosnier. Die Hamburger ließen sich nicht zweimal bitten, zogen durch Berg und einem unglücklich abgefälschten Schuss von Tolgay Arslan auf 3:1 davon. Zum Abschluss ließ sich der bis dahin fehlerfreie Jürgen Rittenauer von Betram ein viertes ‚Ei‘ per Freistoß ins ‚Nest‘ legen. Ein insgesamt unbefriedigendes Ergebnis gegen abgezockte Rothosen, dabei erarbeitete sich der quirlige Dennis Wegner mehrere gute Chancen zum Anschluss – ein Bewerbungsschreiben für die Regionalliga.

Der Abend wurde abgerundet durch ein Feuerwerk, das direkt auf dem Rasen gezündet wurde und beim Platzwart für nervöses Zähneklappern gesorgt haben dürfte. Wer von den Stadionbesuchern dem Halleschen FC weiterhin die Treue hält, bleibt abzuwarten. Für alle Fußballbegeisterten ist eine Reise nach Hamburg nur wärmstens zu empfehlen: am Sonntag trifft im Topspiel Erster gegen Dritter in Norderstedt die U23 des Hamburger SV auf den Halleschen FC. Das nächste Heimspiel steigt am 30.9., erneut unter Flutlicht gegen den SV Wilhelmshaven.

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Geschrieben von:  Stephan R.T.