08. September 2006

 

GSV 04: Rollen im Derby klar verteilt

Derbyzeit herrscht morgen um 15 Uhr im Greifswalder Vorort Weitenhagen: Die Gastgeber rechnen mit über 1.000 Zuschauern, die überwiegende Mehr-heit davon dürfte aus Greifswald kommen. Und der Aufstiegskandidat Greifswalder SV 04 ist der klare Favorit. „Wir setzen von Beginn an auf Druck, wollen das Spiel bestimmen und frühzeitig Tore erzielen und Tempo machen“, so GSV 04-Coach Andreas Zachhuber, der sich vor dem Ver-bandsligapunktspiel VSG Weitenhagen gegen den Greifswalder SV 04 gelassen gibt: „Ein Spiel wie jedes andere. Wir bereiten uns darauf wie auf alle anderen konzentriert vor. Der zuletzt noch verletzte Steffen Seering (Muskelfaserriss) wird jedoch vorerst auf der Bank Platz nehmen.“ Und von besonderer Atmosphäre habe der Coach beim GSV weder bei Spielern noch Verantwortlichen etwas bemerkt.

Anders GSV-Stürmer Ronny Krüger, der durchaus Emotionen spürt: „Das ist schon eine Herausforderung, gegen die alten Mitspieler wie Rüh, Wichhardt und Töllner zu spielen.“ Diese Haltung versteht Jörg Seering, für den diese Begegnung schon einen besonderen Reiz hat. „Allerdings bin ich ruhiger als noch im Vorjahr“, erklärt der GSV-Fußballchef, der damit auf zwei Aspekte abzielt: Sportlich sieht er den GSV in dieser Serie deutlich stärker als noch in der Vorsaison. Zudem seien die früheren Zwistigkeiten zum Staffelkontrahenten weitestgehend ausgeräumt. Dem stimmt auch VSG-Präsident Steffen Gerth zu: „Es gibt in den Vereinen immer Leute, die quer treiben. Auf Vorstandsebene aber haben wir eine Basis gefunden.“

Ganz anders sieht das dagegen die Greifswalder Anhängerschar. Die lehnt diesen Vorortklub ohne jegliche Nachwuchsarbeit, Fans und Tradition seit Jahren ab und freut sich sehr auf dieses Aufeinandertreffen. Denn der sportliche Stellenwert der Mannschaft aus Weitenhagen resultierte aus der Insolvenz des damaligen Greifswalder SC. Vor über vier Jahren ging der GSC durch Missmanagement und einer Vielzahl falscher Versprechungen in den Bankrott. Viele GSC-Spieler folgten damals dem Ruf der Funktionäre aus dem Vorortverein in Weitenhagen, weil ihnen die Ungewissheit über den Fortbestand des traditionsreichen Greifswalder Sportklubs zu sehr belastet hatte. Die VSG kletterte mit dem Greifswalder Fußballkapital mehrere Spielklassen nach oben und der Aufstieg hält bis zum heutigen Verbandliga-Niveau an. Quasi auf Augenhöhe mit dem Greifswalder SV 04. Dabei dürfte selbst dem neutralen Beobachter klar sein: Eine Zukunft auf diesem Niveau ist für die VSG eine enorme Herausforderung. Kein eigener Nachwuchs, der die alternden Kicker ersetzen kann. Und schlimmer noch: Die bislang effizient sprudelnde Quelle reinigt sich, beim GSV 04 nämlich sind nach den Jahren unklarer Strukturen und Fusionsproblemen inzwischen die Hierarchien klar. Sportlich wie organisatorisch gibt es klar definierte Ambitionen und kein GSV-Spieler wird in absehbarer Zeit seinen Verein mehr in Richtung Weitenhagen verlassen.

Übrigens traut beim VSG niemand den Greifswaldern die Meisterschaft zu. Zumindest offiziell: Unter den Verbandsliga-Teams haben alle den GSV 04 mit auf der Favoriten-Rechnung. Nur nicht Weitenhagen. Man legte sich auf Malchow fest. Der GSV dazu in Richtung VSG: Irren ist menschlich. Vielleicht werde es das letzte Derby gegen Weitenhagen, zumindest für die Erste Elf des GSV.

Geschrieben von:  Systema