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  • Fanrechtefonds, 22. November 2007

     

    Interview: Sig Zelt vom Fanrechtefonds


    Von:  yeti

    Seit der Gründung des Fanrechtefonds im Dezember 2006 hat sich einiges bewegt. Es wurden geordnete Strukturen geschaffen, eine Satzung entwickelt, Prominente unseres Sports zur Mitarbeit bewegt, zahlreiche Spenden gesammelt und jüngst auch der erste große Erfolg erzielt. Ein Anhänger der Frankfurter Eintracht, der fälschlicherweise in Köln mit einem bundesweiten Stadionverbot belegt wurde, kann dank der juristischen Hilfe des Fanrechtefonds die Spiele seiner Mannschaft wieder im Stadion verfolgen.

    Damit konnte er auch in sein gewohntes soziales Umfeld zurückkehren, was in der Problematik Stadionverbot ein ganz wichtiger Faktor ist, der von den Verantwortlichen oft übergangen wird. die-fans.de sprach mit Sig Zelt, einem von fünf Mitgliedern im Kassenrat des Fanrechtefonds, über die Arbeit hinter dem Projekt, deren prominente Unterstützer und Vieles mehr:

    Sig, Du bist eines von fünf Mitgliedern im Kassenrat des Fanrechtefonds, den es seit Dezember 2006 gibt. Erst kürzlich konntet ihr einem Frankfurter Fußballfan zu seinem Recht verhelfen, was mit der Aufhebung seines bundesweiten Stadionverbots einherging. Der Fall ging durch die Medien und fand dort verhältnismäßig viel Beachtung. War das bisher der einzige Erfolg des Fanrechtefonds und wenn nicht, welche gab es sonst?

    Von drei Fällen, die wir bislang unterstützt haben, war es der erste, für den ein Urteil ergangen ist, die anderen sind noch offen. Dass es seit unserer Gründung fast ein Jahr gebraucht hat, ist erklärlich, denn zunächst mal mussten wir ja Spenden einwerben, dann besonders geeignete Fälle suchen, wobei wir lieber etwas gründlicher recherchieren und die Chancen einschätzen, bevor wir die Spendengelder einsetzen. Hinzu kommt die gewöhnlich lange Dauer solcher Prozesse.

    Du bist für dieses Projekt ehrenamtlich tätig, Sig. Wie viel Zeit nimmt dein Engagement für den Fanrechtefonds in Anspruch und wie sieht die alltägliche Arbeit aus?

    Ohne die Stunden zu zählen, natürlich ist es eine zeitliche Belastung - und nebenbei auch eine finanzielle, denn hin und wieder muss man auch mal zu einem Treffen reisen. So etwas zahlen wir nicht aus den Spendengeldern, sondern aus eigener Tasche. Wir beantworten alle möglichen Anfragen, schauen uns Fälle an, die uns angetragen werden, und holen dazu weitere Informationen ein.

    Die Einnahmen und Ausgaben sind zu verbuchen, die Website zu pflegen, Werbeaktionen vorzubereiten, Presseanfragen zu beantworten. Die DFL hat uns auch schon einmal zu einem Gespräch eingeladen. Der Enthusiasmus ist ungebrochen: Ich sehe unsere Arbeit auch als Beitrag, um eine Spirale der Gewalt, wie aktuell in Italien sichtbar, in Deutschland zu vermeiden. Und wir haben einen Beirat, der uns hilfreich zur Seite steht.

    Du sprichst Euren 14-köpfigen Beirat an, in dem u.a. auch zwei recht prominente Persönlichkeiten Mitglied sind. Die lebende Reporterlegende Günther Koch und der aktuelle HSV-Torhüter Frank Rost unterstützen Eure Arbeit. Oft geben Prominente nur ihren Namen für die gute Sache, inwiefern bringen sich die beiden für den Fanrechtefonds ein?

    Günther Koch hat u.a. an guten Pressekontakten seinen Anteil, Frank Rost hat uns an zwei Stellen seiner stark frequentierten Homepage Platz gegeben, erwähnt uns in Interviews und Gesprächen...

    Bekanntlich setzt er sich ja schon länger für Faninteressen ein. Ich muss aber auch sagen: Selbst wenn Prominente, die ja oft unter starkem Zeitdruck stehen, ‚nur’ ihren Namen geben und damit der Öffentlichkeit sagen, dass sie von einer Sache überzeugt sind, kann das schon sehr hilfreich sein. Man denke etwa an die Beachtung, die Heiner Geißlers Beitritt zu Attac fand, was vielen Leuten erst Anlass war, zu fragen, was das eigentlich für eine Organisation ist.

    Du hast ein Treffen mit Vertretern der DFL erwähnt. Wie ernst nehmen die Offiziellen Eure Faninitiative und sind sie eventuell sogar gewillt Erfahrungen aus dem Projekt in die Vergabepraxis bei Stadionverboten einfließen zu lassen?

    Teils gibt es Verständnis, teils ist man von der eigenen Position sehr überzeugt. Seitens des Verbandes besteht eine gewisse Bereitschaft, sich zu bewegen, zumal wohl erkannt worden ist, dass es oftmals die Falschen trifft. In den Vereinen hingegen ist das Herangehen äußerst unterschiedlich, wie man auch an dem Kölner Fall sieht.

    Das Problem ist, dass Stadionverbote formal juristisch keine Strafe sind. Andererseits wirken sie aber wie eine Strafe; für einen treuen Fan wie die Höchststrafe. Und sie werden auch so behandelt, nur eben nicht mit dem Anspruch, dass das behauptete Vergehen des Beschuldigten erwiesen sein muss. Dass das vielfach als grobe Ungerechtigkeit empfunden wird, die wiederum Protestreaktionen herausfordert, was letztlich auch die Wirkung des Instrumentes schmälert, wollen einige Offizielle offenbar nicht wahrnehmen, und zwar vor allem diejenigen, die glauben, man könne durch eine repressive Gangart Defizite in der sozialpädagogischen Arbeit aufwiegen.

    Wenn ich als Einzelperson oder Gruppe Gefallen an Eurer Arbeit gefunden habe und den Fanrechtefonds unterstützen will, gibt es sicher vielfältige Möglichkeiten dies zu tun. Welche sind das, woran fehlt es am ehesten und wie trete ich am besten mit Euch in Kontakt?

    Alle Informationen nebst Kontaktdaten sind auf unserer Website fanrechtefonds.de zu finden. Toll wäre es, wenn sich in mehr Fanszenen als bisher Leute fänden, die über den Fanrechtefonds informieren, um Unterstützung werben, Spenden sammeln, zu uns Kontakt aufnehmen, um für uns Ansprechpartner zu sein. Daneben können wir auch noch technische Unterstützung gebrauchen, zum Beispiel, um eine Wissensdatenbank aufzubauen. Das setzt freilich Zuverlässigkeit voraus.

    Sig, ich bedanke mich für das Interview und wünsche Euch im Kampf um mehr Gerechtigkeit in der Vergabepraxis von Stadionverboten und für eine menschenwürdige Behandlung von Auswärtsfahrern maximalen Erfolg und möglichst viele weitere Mitstreiter.

    Geschrieben von:  yeti

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