TSG Balingen, 19. Mai 2011

 

Kein Platz für die Braven – Samstag kommt der SGV Freiberg

Allmählich wär es an der Zeit, dass die TSG Balingen mal wieder gewinnt. Am Samstag (15.30 Uhr) trifft der Oberligist, der mittlerweile seit sieben Spielen auf einen Sieg wartet, auf den SGV Freiberg.

Nach der 1:2-Niederlage am Mittwoch im Namensvettern-Derby beim Bahlinger SC darf die TSG Balingen wieder zuhause ran: Am Samstag gastiert der SGV Freiberg, der ziemlich überraschend gegen den Abstieg ankämpfen muss.

Balingen gegen Freiberg – das ist ein Kräftemessen mit viel Vergangenheit. Aber auch mit Zukunft? Schließlich steht der SGV vor einem richtungsweisenden Saisonendspurt, denn trotz des jüngsten 3:0-Erfolges im Kellerduell gegen den ASV Durlach sind die Neckarstädter bislang nicht gerettet. Den Klassenerhalt sichern soll der neue Trainer Günther Wellm, der vor Wochenfrist Marcus Wenninger, der seit 2004 Coach gewesen war, abgelöst hat.

Der taktische Winkelzug der SGV-Vereinsführung scheint in der Tat aufzugehen. Denn mit Wellm feierte der Erfolg in Freiberg sein Comeback. Nach dem 3:0 gegen Durlach frohlockte der Klubvorsitzende Emir Cerkez: „Wir haben endlich wieder Fußball gespielt. Die Taktik ist anders, wir agieren offensiver, das war schön anzusehen. Die Spieler haben befreit gewirkt und gekämpft. So macht es Spaß.“ In der für viele Betrachter überraschenden Entscheidung, Marcus Wenninger den Stuhl vor die Tür zu setzen, sieht sich Cerkez bestärkt: „Der Trainerwechsel kam zum richtigen Zeitpunkt. Die Jungs waren am Boden und hatten kein Selbstvertrauen mehr.“

Was Wellm anders macht als sein Vorgänger? Vor allen Dingen stellte der Wenninger-Nachfolger sein Team um, vertraute auch auf die in der Vergangenheit etablierten Kräfte, die zuletzt aus irgendwelchen Gründen keine Berücksichtigung mehr gefunden hatten. Der neue Übungsleiter erläutert: „Alte Zöpfe interessieren mich nicht. Wenn’s um den Klassenerhalt geht, sollten die Besten spielen – und nicht die Bravsten.“ Wellm lobte die aggressive Gangart seiner Schützlinge, monierte aber trotz des 3:0 das Auslassen guter Tormöglichkeiten: „In der Chancenauswertung müssen wir uns verbessern“, stellte der 57-Jährige fest.

Dass sich Freiberg überhaupt um den Ligaverbleib Sorgen machen muss, verblüfft selbst bei genauerer Betrachtung. Denn der SGV visierte vor der laufenden Runde eine Platzierung „zwischen eins und vier“ an; so lautete das offizielle Saisonziel. An der spielerischen Klasse dürfte es nicht liegen, dass die Mannschaft weit hinter den Erwartungen hinterher hinkt. Wohl eher am notwendigen Spagat zwischen Qualität und Leidenschaft, zwischen Kampfgeist und technischer Finesse.

Für zwei Akteure hat die Begegnung eine ganz besondere Note: Stürmer Turan Sahin wechselte in der Winterpause vom SGV Freiberg zur TSG Balingen zurück, den umgekehrten Weg schlug Torhüter Kevin Kraus ein. Das Hinspiel, damals noch mit Sahin auf Freiberger und Kraus auf Balinger Seite, entschied übrigens die TSG unerwartet klar mit 4:1 für sich. Gegen eine Wiederholung hätten bestimmt nur die Freiberger einiges einzuwenden.

Ralph Conzelmann

Geschrieben von:  Stephan R.T.