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  • Lichtenberg 47, 15. Juni 2008

     

    Lauer Sommerkick beim Relegations-1:1 gegen Magdeburg II


    Von:  Stephan R.T.

    Der Autor verfügt leider nicht über die profunde Fachkenntnis der Millionen deutscher Bundestrainer oder Forum-Cracks ... aber Spaß gemacht hat das Relegations-Hinspiel von Lichtenberg 47 gegen den 1. FC Magdeburg II zum Aufstieg in die Oberliga Nordost eigentlich nur jenseits des Platzes.

    Schon am Eingang freundlich von einem Offiziellen der Lichtenberger begrüßt und mit dem so wichtigen VIP-Bändchen für die kulinarischen Köstlichkeiten ausgerüstet, ging es trotzdem erst einmal auf direktem Weg an den Hort deutscher Stadionkultur, den obligatorischen Bratwurst-Grill. Die Note 2 sei vergeben und das Gummibrötchen muss nicht extra erwähnt werden.

    Danach nahm man Platz im Fan-Block der insgesamt rund 50 Reinickendorfer Füchse, die die Verbandsliga-Kollegen lautstark unterstützen wollten. Hübsche schwarz-rot-goldene Tröten wurden ausgepackt und nach den ersten Tönen erntete man doch leichte Kritik der anderen Besucher, die sich eher auf einen Besuch des Zentralfriedhofs eingerichtet hatten. Daran änderten auch die Fans der Nordberliner nichts, der FC Nordost blieb zurückhaltend, die Dynamo-Fans genossen den sonnigen Nachmittag und ein Großteil der anreisenden Union-Fans musste schon vor den Stadion-Toren umkehren. Sie passten wohl wunderbar in das Beuteschema der Berliner Freizeit-Kicker in Grün und Weiß.

    Die ‚Friedfertigkeit’, die über dem Stadion lag, mag am Spiel beider Mannschaften gelegen haben, die sich nach der Definition einiger Offizieller mit Respekt begegneten. Der staunende Zuschauer konstatierte eher eine gewisse Unlust, dem manchmal doch ziemlich schnell rollenden Ball auf dem Grün des Zoschke-Stadion überhaupt nachzulaufen. So entstand ein irgendwie müde wirkendes Match, bei dem vornehmlich die Lichtenberger mit ihrer Körperhaltung auch klar vermittelten, sich eher unterordnen zu wollen.

    Die Magdeburger, angetreten mit Steffen Baumgart aus dem Team der ersten Mannschaft, nutzen die sich so gebende Überlegenheit nicht unbedingt aus und beschränkten sich in der ersten Halbzeit auf einen einzigen Torerfolg. Der Treffer entstand aus einem Angriff vier blauer Magdeburger gegen drei rote Lichtenberger, denen aber Unterstützung nacheilte. Trotzdem hatte man wohl intern beschlossen, nicht einzugreifen und ließ den Magdeburger Linksaußen unbedrängt flanken – natürlich auf den völlig unbeachteten Rechtsaußen, der keine Mühe hatte, das schon lange vorher im Ansatz erkennbare Tor auch wirklich zu machen.

    Die offiziell gut 600 Zuschauer (mit all’ den VIP-Bändchen, Mitarbeitern, Kindern usw. waren sicherlich an die 1.000 Leute im Stadion) nahmen die Führung der Magdeburger ziemlich unbeeindruckt hin. Fan-technisch gab es kein Aufbäumen, man freute sich eher auf die Halbzeitpause.

    Offenbar wirkte der Bus der Magdeburger (übrigens mit einem Leipziger Autokennzeichen!) wie eine Schallbremse, denn aus dem Kabinenbereich konnte man keine besonders lautstarken Motivationsausbrüche der beiden Trainer vernehmen. Die beiden Teams trabten auf den Platz zurück und im VIP-Bereich labte man sich unbeeindruckt an Soljanka, Schnitzelchen, Spätzle und anderen Leckereien. Das maue Gekicke auf dem Platz wurde mit Berliner Pilsener und trockenem Rotkäppchen Rosé betäubt, während der zur Zurückhaltung verdonnerte Mario am Stadionmikrofon seiner ersten Tormeldung zu Gunsten der Lichtenberger entgegenfieberte.

    Das Tor fiel auch: Uwe Lehmann zeigte bei den etwas engagierter auftretenden Lichtenbergern eine Energieleistung und hämmerte eine Direkteinnahme unhaltbar in den Magdeburger Kasten. Drumherum gab es noch einige kleine fußballerische Schmankerl, doch unterm Strich blieb die Partie ein lauer Sommerkick, bei dem einzig die unglaublich fleißige und aufmerksame Bedienung im Gastro-Zelt auf der Tribüne Komplimente erntete.

    Beide Teams müssen nun am kommenden Wochenende in Magdeburg beim Rückspiel zeigen, wie sie nun eigentlich einen Aufstieg verhindern wollen – alles andere nimmt man ihnen nicht mehr ab.

    Im Zoschke-Stadion ging es nach dem Spiel weiterhin völlig unaufgeregt weiter. Die Pressekonferenz mit Lichtenbergs Medien-Frontfrau Annelie Thiele, der man exzellente Kontakte in den Hertha-Volunteers-Bereich nachsagt, wurde noch abgespult – die Reinickendorfer Füchse überreichten dabei eine ihrer Fan-Tröten, damit Lichtenberg 47 demnächst vielleicht doch noch aufwacht...

    Und dann ging es vor dem Vereinsheim von Kultwirt Alex ein bisserl weiter. BFCer, Unioner, Lichtenberger, Braunschweiger, Bayreuther und auch ein Reinickendorfer Fuchs saßen in trauter Runde beisammen. Man plauderte über die Vergangenheit, die Gegenwart wurde kurz gestreift. Als man in der lauschigen Abendluft bei der Zukunft anlangte, was es bereits nach Mitternacht...

    Der Relegations-Tag mit einem weitgehend unerheblichen Spiel war vorbei – Kompliment an die Lichtenberger, die sich immer mehr als Berliner Fan-Zentrum positionieren. Lockere Stimmung, kühle Getränke – mehr kann man nicht verlangen. Darum gehen bei aller sportlichen Fairness die besten Wünsche an den Verein aus dem Zoschke-Stadion – hängen doch an einem immer noch möglichen Aufstieg diverse Berliner Vereine hinten dran, die bei positivem Ausgang auch noch eine Liga ’rauf rutschen können.

    yhdk

    Geschrieben von:  Stephan R.T.

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