03. April 2007

 

NOFV: Ein- oder zweigleisige Oberliga?

Derzeit wird viel über die künftige Einteilung der Oberliga Nordost spekuliert. Dabei scheint sich der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) gegen die Interessen der Vereine – bei der Tagung in Kienbaum hatte sich der Großteil der Vereinsvertreter für eine zweigleisige Liga ausgesprochen – bereits auf eine eingleisige Liga festgelegt zu haben. Zumindest kann man so den folgenden offenen Brief von Ingo Kahlisch an den Verband verstehen, in dem sich der Trainer und Geschäftsführer des FSV Optik Rathenow entschieden gegen diese Lösung ausspricht.

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Entsetzen stelle ich fest, dass Sie mit dem Beschluss für eine eingleisige Oberliga ‚zum Totengräber’ des Amateurfußballs werden. Was reitet Sie eigentlich, die zwei Oberligastaffeln ohne Grund und Druck vom DFB auflösen zu wollen. Oberligafußball ist Amateurfußball (Arbeit, Schule, Studium + Sport). Durch die neu geschaffene Regionalliga steigen die ‚die Profitruppen’ (Babelsberg, FC Sachsen, FC Energie II) auf. So wird die Oberliga wieder eine fast reine Amateurspielklasse.

Wie Ihnen nicht entgangenen ist, vereint das NOFV-Gebiet sechs Bundesländer. Wie sollen die Landesmeister direkt aufsteigen? Kann es in einer Liga sechs Absteiger geben? Ich dachte, die zwei Staffeln waren eine Errungenschaft gegenüber dem DFB. So haben wir jetzt sechs oder sieben Aufsteiger für die Regionalliga. Wie viel Aufsteiger hätten wir denn bei einer Oberligastaffel, meine Herren zum jetzigen Zeitpunkt? Da ich jeden Tag an der Basis für den Fußball noch arbeite, muss ich Ihnen langsam den Sachverstand absprechen, oder wollen Sie bewusst Amateurvereine in den Abgrund treiben? Denn auch Sie müssten wissen, dass so höher man spielt, umso mehr Sponsoren hat man und auch mehr Geld, dass man in dem Verein für den Nachwuchs nutzt.

Warum steigt eigentlich niemand aus der Oberliga freiwillig ab, wenn es so eine schlechte Spielklasse ist? Sie wollen die Landesverbände stärken mit noch weniger Geld für die Vereine? Denn wen interessiert eigentlich die Verbandsliga, sponsorentechnisch?

Mit solch einer Entscheidung werden Vereine auch in den Ruin getrieben. Jeder will dabei sein und Sie heizen das Wettrennen noch an! Wer kann den eigentlich in der Oberliga (Amateurspielklasse) von Plauen nach Neustrelitz oder Pößneck nach Wismar fahren? Diese Entscheidung ist nach meiner Auffassung eine Entscheidung gegen den Amateurfußball im NOFV-Gebiet, denn Sie nehmen bewusst das Sterben mehrere Vereine in Kauf.

Sehr geehrter Herr Moldenhauer, Sie sagten mal, Sie seien ein Mann der Basis, die Basis hat in Kienbaum entschieden ca. 80 Prozent für eine Zweigleisigkeit. Wie weit sind Sie zur Zeit vom Amateurfußball entfernt (Oberliga, Verbandsliga)? Ich dachte, wir wollen mehr Kinder und Jugendliche für den Fußball animieren? Wozu haben wir A-Jugend-Bundesliga und demnächst auch B-Jugend-Bundesliga, wenn 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Volkssport versinken oder meinen Sie, dass diese Jungs sich in der Verbandsliga oder Landesliga bei ein, zwei Mal Training die Woche weiterentwickeln? Sie wissen genau, dass ich in den meisten Argumenten Recht habe, es geht nach meiner Meinung viel zu sehr um Machtkämpfe mit den Landesfürsten.

Hat sich der Vorstand schon mal Gedanken gemacht, von wem er eigentlich wiedergewählt werden will, wenn er die meisten Vereine in den Abgrund schicken will? Ich denke, dass sich die betreffenden Vereine so schnell wie möglich noch mal dazu positionieren werden, um diesen Unsinn zu beenden! Im Interesse unseres Fußballsports in unseren Regionen bitte ich Sie, Ihre Entscheidung zu revidieren!

Mit freundlichen Grüßen
Ingo Kahlisch
Geschäftsführer FSV Optik Rathenow

Geschrieben von:  Systema